Innovator des Jahres 2024: Witte Barskamp

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Das Wunder von Barskamp

Ganz so schlimm wie beim berühmten Filmzitat von Otto „Da waren sie wieder, meine drei Probleme: Kein Geld, Kein Job, keine Ahnung, wie`s weitergehen soll“ war die Lage bei Witte Barskamp Anfang der 2020er Jahre zwar nicht. Aber klar war: Weitergehen wie bisher, das war keine Option. Was folgte, war eine beeindruckende Transformations- und Innovationsgeschichte.

Zwar hatte sich das mittelständische Familienunternehmen über ein halbes Jahrhundert mit Präzisionsarbeit, Erfindergeist und zielstrebigem Wachstum zu einem der führenden Entwickler und Hersteller hochpräziser Spann-, Positionier- und Messeinrichtungen sowie Zuführ- und Beladesystemen entwickelt. Verwendet werden diese beispielsweise für Bauteile der Luft- und Raumfahrtindustrie oder der Automobilindustrie. Der Gründer und Innovationsmotor Horst Witte hat sein Unternehmen mit Tatkraft und Weitsicht aus dem Stammsitz in Niedersachsen heraus international aufgestellt, mit Niederlassungen und Vertriebsbüros in Singapur, Mexiko und den USA.

Doch die Prozesse, Kosten und Strukturen passten nicht mehr. Es folgte Stagnation, dann die Schieflage. „Die Situation war schwierig“, erinnert sich Jens Düffert, damals Geschäftsführer und heute Mitgesellschafter, an die Zeit Anfang der 2020er Jahre.

Doch bei Witte Barskamp handelte man nach dem Motto „Du hast keine Chance, also nutze Sie“ – um ein weiteres Filmzitat zu bemühen.

Eine beeindruckende Transformationsgeschichte

Was folgte, war eine beeindruckende Transformationsgeschichte, die das Unternehmen aus eigener Kraft und in Rekordzeit neu aufstellte, wettbewerbsfähig machte und wieder auf den Erfolgsweg brachte.

Der vielleicht entscheidende Schritt begann, als man sich mit Martin F. Schmidt, dem geschäftsführenden Gesellschafter der ProGemma, einen Transformationsexperten als Partner an Bord holte. Kein Stein sollte fortan auf dem anderen bleiben, kein Prozess unangetastet und keine Innovation– wie KI – ungeprüft bleiben. Nur auf eines hat man voller vertrauen unverändert gesetzt: Auf den 220-köpfigen Mitarbeiterstamm und dessen Kompetenzen und Begeisterungsfähigkeit.

„Veränderungsprozesse können nie von oben herab vollzogen werden. Ein Unternehmen zu transformieren, das braucht den gemeinsamen Willen und Sachverstand aller“, ist Martin F. Schmidt überzeugt. Und genau so kam es: Die Mitarbeiter wurden von Beginn an aktiv eingebunden, haben unter anderem selbst die neuen Produktionsabläufe und Betriebsräume entwickelt und umgestellt. „Es war faszinierend zu sehen, wie selbst für freiwillige Versammlungen und Workshops, die wir samstags abhielten, weil wir den normalen Geschäftsablauf nicht unterbrechen wollten, nahezu alle kamen“, erinnern sich Düffert und Schmidt.

Alle waren bereit, sich auf den Weg zu begeben

Überhaupt – und das ist eines der außergewöhnlichen Kennzeichen des „Wunders von Barskamp“ –: Das Unternehmen wurde mitnichten geschlossen, um die grundsätzliche Neuorganisation, inklusive des kompletten Umbaus des Firmensitzes und Betriebes, durchzuführen. Die Produktion und der Betrieb gingen parallel weiter. Denn – das ist die zweite Besonderheit dieser Umstrukturierung: sie wurde ohne Fremdkapital oder Kredite umgesetzt.

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Das große, gemeinsame Projekt konnte, so betont Martin F. Schmidt, nur deshalb funktionieren, weil auf allen Ebenen das Ziel unterstützt wurde. So waren neben den Mitarbeitern auch die Gesellschafter bereit, sich auf den Weg zu begeben. Der Seniorchef gab „freie Hand“, und band den Geschäftsführer Jens Düffert als Mitgesellschafter ein. Zudem wurde ein Beirat installiert, der mit Professor Dr. Gunther Olesch einen renommierten Wirtschaftsfachmann an seiner Spitze gewinnen konnte.

Konkret gab man sich bei Witte Barskamp eine neue, schlanke Organisationsstruktur mit klaren Verantwortlichkeiten und kurzen Kommunikationswegen. Ein zentrales Kundencenter kanalisiert die Anfragen und Aufträge.

Zentraler Baustein war der Einsatz einer Software zur optimalen Prozesslenkung und – steuerung (Alissa): Geschäftsprozesse und Betriebsabläufe wurden konsequent digitalisiert und wo möglich automatisiert. Die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten wurde in diesem Prozess strukturiert und mit Regeln und Standards hinterlegt, ohne jedoch Flexibilität und Abweichungen einzubüßen. Denn es ging darum, Prozesse für Mitarbeitende einfach, nicht komplex zu gestalten. Geholfen haben dabei Low-Code-Tools, die schnelle Anpassungen der Software ermöglichen.

Ein neues Wertesystem

Unterstützung kommt auch durch den Einsatz von KI. Bei der Konstruktion sollen Standardverfahren effizienter gestaltet werden, so dass die Konstrukteure wesentlich mehr Zeit für Entwicklungen und Innovationen haben.

Auch die Fabrik wurde neu überdacht und geplant durch die Umstellung der Produktion auf Fertigungsinseln. Das Ziel: Eine Halbierung der Durchlaufzeit. Auch neue Technologien kamen zum Einsatz, wie ein fahrerlose Transportsystem, Maschinenautomatisierung und
Maschinenanbindungen – für den Weg zur Smart Factory.

Das alles erforderte Umbaumaßnahmen im gesamten Unternehmen, die ebenfalls in Rekordtempo – und bei laufendem Geschäftsbetrieb – realisiert wurden. Wichtiger Bestandteil am Firmensitz wurde die Witte Akademie – ein Forum, in dem nach dem Modell „Train the Trainer“ auf stetige Weiterbildung gesetzt wird und sowohl Mitarbeitenden als auch Kunden offen steht.

Entscheidend für den Erfolg der Transformation war neben dieser Neuaufstellung aber die Entwicklung neuer Märkte und die Erweiterung des Kundenportfolios. Gefasst wurde das alles in eine Markenentwicklung und -darstellung, die das neue Wertesystem bei Witte Braskamp transportiert.

Das neue Motto des „neuen“ Witte Barskamp: „enjoy excellent clamping“.

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