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Social Media Manager gesucht? 10 Fragen, die Sie Bewerbern stellen sollten
In der Zwischenzeit ist auch mittelständischen Unternehmen bewusst, dass sie im interaktiven Social Web mit Kunden, Stakeholdern, potentiellen Mitarbeitern etc. kommunizieren müssen, um marktgerecht agieren zu können. Doch es ist schwierig, den richtigen Social Media Manager zu finden, der tatsächlich die Besonderheiten eines nachhaltigen Social Media Marketings versteht und umsetzen kann. Tipps für das Bewerber-Gespräch von der Social-Media-Expertin Eva Ihnenfeldt.
Neben intensiven Kenntnissen der digitalen Kommunikation sind Empathie, Strategie-Knowhow, Community-Erfahrungen und Durchsetzungsvermögen entscheidend für den Erfolg. Nur, wenn im Unternehmen alle Beteiligten die Chancen der webbasierten Kommunikation erkennen und aktiv mitgestalten, wird Social Media mehr als ein nebensächliches Pflichtprogramm.
Wenn Sie einen Social Media Manager suchen, der mit Ihrem Unternehmen diesen Weg geht, sollten Sie im Bewerbergespräch diese zehn Fragen stellen:
Frage 1: Welche Erfahrungen haben Sie persönlich im Social Web? Über welche Kanäle kommunizieren Sie und wie gestalten Sie Ihre Kommunikation über Xing, Facebook, Twitter und Co?
Die Antworten auf diese Frage lassen erkennen, ob ein Bewerber eine wirklich professionelle Haltung gegenüber den sozialen Netzwerken einnimmt. Viele Social Media Manager haben diese Weiterbildung gewählt, weil sie gern privat bei Facebook kommunizieren – oder sie sind zähneknirschend Social Media Manager geworden, weil sie aus dem Print-Bereich und der klassischen PR bzw. dem klassischen Marketing kommen und sehen müssen, dass sie damit kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Nur wer selbst aktiv und zielgerichtet im Social Web Kontakte aufbaut und professionell kommuniziert, kann eine dermaßen verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen. Prüfen Sie gemeinsam mit dem Kandidaten seine Aktivitäten und lassen Sie sich seine Schwerpunkte und Interessen erklären.
Frage 2: Wenn Sie eine Social Media Strategie für unser Unternehmen entwickeln, wie genau gehen Sie vor? Wie genau bauen Sie Schritt für Schritt eine zielorientierte Strategie auf?
Diese Frage zeigt Ihnen recht schnell, ob sich der Bewerber über Ihr Unternehmen konkret Gedanken gemacht hat. Auch wenn Sie bei der Antwort vielleicht nicht überzeugt von den Ideen und Vorschlägen sind, können Sie sehr froh sein, dass eine intensive Beschäftigung mit Zielen, Markt, Strategien und Maßnahmen stattgefunden hat. Achten Sie darauf, wie bei der Antwort die verschiedenen Abteilungen und Interessen der Beteiligten in den Aufbau der Strategie einfließen. Ein Social Media Manager muss strategisch denken und alle Beteiligten mit ins Boot holen. Selbstverständlich ist unternehmerisches Verständnis die Grundlage für eine Zusammenarbeit. Bei der Antwort auf diese Frage werden Sie leicht feststellen, ob diese Grundhaltung vorhanden ist.
Frage 3: Welche sozialen Netzwerke und Maßnahmen würden Sie unserem Unternehmen vorschlagen? Können Sie konkret Vorschläge machen, wie wir im Social Web unsere Botschaften platzieren können?
Diese Frage ist zugegebenermaßen eine „Falle“. Falls der Bewerber hierauf konkret mit Facebook und Twitter antwortet, eine bestimmte Anzahl an Posts und Tweets vorschlägt – und womöglich sogar bei einem Industrieunternehmen ergänzend Instagram, Pinterest und Snapchat für sinnvoll hält, gibt es Grund, misstrauisch zu werden. Tatsächlich ist es nicht möglich, konkrete Kanäle und Redaktionspläne an den Anfang einer Strategie zu setzen. Jedes Unternehmen ist anders, jede Zielsetzung ist anders – mit Social Media kann unendlich viel Zeit verbrannt werden, wenn es nicht durchdacht und strategisch entwickelt ist.
Frage 4: Welche technischen Fähigkeiten beherrschen Sie? Mit welchen CMS sind Sie vertraut? Haben Sie Erfahrungen in Bildbearbeitung, Audio- und Videoproduktion? Welche Monitoring-und Webanalyse-Tools sind Ihnen bekannt und welche Tools nutzen Sie, um Ihre Arbeit zu erleichtern? Welche Instrumente nutzen Sie für das Reputations-Management?
Selten ist ein mittelständisches Unternehmen in der Lage, gleich eine komplette Social Media Abteilung zusammenzustellen. Darum ist der typische Social Media Manager meist ein Einzelkämpfer – die berühmt berüchtigte „eierlegende Wollmilchsau“. Da ist es schon hilfreich, wenn auch Bild- und Videobearbeitung zu den Kenntnissen gehört. Bei den Content-Management-Systemen sollte es kein Problem sein, über WordPress Landingpages zu erstellen und mit passenden Plugins zu agieren. Und selbstverständlich gehört die Auswertung von Daten zu den vordringlichen Aufgaben eines Social Media Managers. Wer kein Interesse an Monitoring und Reputations- und Marktbeobachtung hat, wird schwerlich Strategien erfolgreich umsetzen können.
Frage 5: Verfügen Sie über Grundkenntnisse im Online Marketing? Können Sie Google Adwords-Kampagnen und Facebook-Ads-Kampagnen erstellen? Was wissen Sie von Google Analytcs und den Webmaster-Tools? Welche weiteren Instrumente und Tools finden Sie hilfreich im Online-Marketing?
Auch wenn Sie in Ihrem Unternehmen mit einer professionellen Online-Marketing-Agentur zusammenarbeiten, ist es beruhigend, wenn der Bewerber für die Position als Social Media Manager die Sprache der Agentur sprechen kann. Gerade bei der Zusammenarbeit mit externen Agenturen kann es leicht zu Missverständnissen und Budget-Verschwendung kommen, wenn nicht auf Augenhöhe kommuniziert wird. Für beide Seiten ist es extrem von Vorteil, wenn bei der Planung von Kampagnen professionell kommuniziert wird. Wichtig ist zudem ein Überblick über Preise von Agenturleistungen. Nur wer die undurchsichtigen Preise für Agenturleistungen einschätzen kann, kann Angebote bewerten und einordnen.
Frage 6: Welche Kenntnisse haben Sie in Bezug auf Suchmaschinenoptimierung? Wo sehen Sie in Ihrer Position als Social Media Manager die wichtigsten Eckpunkte, um im Social Web Sichtbarkeit, Reichweite, Viralität und Lead-Generierung zu erzielen?
Hier sind wir bei einem weiteren, sehr entscheidenden Punkt angelangt. Denn in der Zwischenzeit ist der Erfolg im Web weit mehr von der intelligenten Kommunikation abhängig, als von Adwords-Kampagnen, Linkbuilding und der reinen Onpage-Optimierung. Ihr Kandidat muss unbedingt mit den Grundzügen von SEO vertraut sein, sowohl redaktionell als auch in Bezug auf Vernetzung und Kampagnen-SEO.
Frage 7: Welche Kennzahlen sind Ihnen wichtig für die Erfolgsmessung im Social Media Marketing? Nennen Sie die wichtigsten KPI’s – und setzen sie diese in Bezug zu den wichtigsten sozialen Netzwerken.
Erfolgsmessung ist selbstverständlich entscheidend für das strategische Social Media Marketing. Bei der Beantwortung dieser Frage erfahren Sie, ob der Bewerber Kenntnisse der entscheidenden Key Performance Indicators vorweisen kann. Reichweite, Interaktionsrate, Website-Traffic, SEO-Kennzahlen und Tonalität/ Sentiment sind wichtige KPI’s – entscheidend jedoch ist die Konversionsrate: Wie häufig werden von Fans, Followern, Besuchern, Kontakten und Freunden Handlungen durchgeführt, die sich das Unternehmen wünscht? Diese Leads können Newsletter-Anmeldungen sein, Telefonate, Stellenbewerbungen, Aufträge, Käufe… An der Konversionsrate bemisst sich langfristig der wesentliche Erfolg des Social Media Marketings.
Frage 8: Was sind für Sie die Grundlagen für erfolgreiches Social Media Marketing? Nennen Sie ein Best Practice Beispiel und erklären Sie uns, welche Konsequenzen diese Erkenntnisse auf Ihre Arbeit haben.
Unser Bewerber ist nun sicher im Laufe dieses Gesprächs richtig warm geworden und reif für seine persönliche „Social Media Philosophie“. Hier können wir feststellen, ob es sich eher um Jemanden handelt, der vertriebsbezogen ist, – oder communityorientiert, den Imageaufbau antreibt – oder Werte und Stakeholder-Marketing vertritt. Ganz sicher wird nun ein konkretes Beispiel kommen für eine erfolgreiche Social Media Kampagne. Schön wäre natürlich, wenn diese Strategie in irgendeiner Form mit dem Kerngeschäft Ihres Unternehmens zu tun hat – mal sehen, lassen Sie sich überraschen.
Frage 9: Wie organisieren Sie Ihr persönliches Wissens- und Informationsmanagement? Wie erfahren Sie von Social Media und Digital-Neuigkeiten? Woher beziehen Sie Ihre Inspirationen für Themen und Dialoge? Welche Veranstaltungen, Netzwerke und Weiterbildungen halten Sie für wichtig für Social Media Manager?
Das Leben eines Social Media Managers ist geprägt von Echtzeit-Informationen, Trends, Netzwerken und ständigem Informationsfluss. Ständig gibt es Neuerungen bei Facebook, Twitter und Co, die registriert werden müssen. Netzwerke und Influencer-Kontakte sind entscheidend für Reichweite und Einfluss. Wie organisiert Ihr Bewerber seinen Informationsfluss? Nutzt er Evernote? Ein anderes Informationstool? Wie organisiert er Kampagnen- und Redaktionspläne? Wie findet er Themen und Trends, die das Netz interessiert? Mit welchen Bloggern und Influencern ist er verbunden? Welche Veranstaltungsformate (z.B. BarCamps) sind ihm vertraut und wie hoch ist sein Interesse an Weiterbildungen? Es ist wichtig für Ihr Unternehmen, dass Ihr Social Media Manager aktiv Ihr Unternehmen repräsentiert und ein guter Netzwerker ist – machen Sie deutlich, dass Sie ihn bei diesen Aktivitäten nach Kräften unterstützen werden. Gerade in den vielen lebendigen Offline-Netzwerken der Web-Influencer liegt der Gewinn für Ihr Unternehmen.
Frage 10: Wie sehen Sie Ihren persönlichen Arbeitsalltag als Social Media Manager? Wie wollen Sie auf sich und eine gesundes Work-Life-Balance achten – was wünschen Sie sich von uns als Unterstützung und welche Bedingungen stellen Sie an den Job, um nicht „aufgefressen“ zu werden von der drohenden ständigen Verfügbarkeit?
Nachdem Sie den Bewerber für diese spannende Herausforderung nun so intensiv überprüft haben, widmen Sie sich bei der letzten Frage eindeutig seinen Bedürfnissen und Arbeitsbedingungen. Der Beruf eines Social Media Managers ist eine ganz besondere Herausforderung. Oft genug habe ich erlebt, dass die 24/7 Verfügbarkeit des Webs zum gnadenlosen Stress werden kann für den Verantwortlichen für die Social Media Kommunikation. Es muss gewährleistet sein, dass hier gemeinsam ein Weg gefunden wird, damit Ihr Social Media Manager sich sicher sein kann, dass er mit dieser Herausforderung nicht allein gelassen wird. Sie sind dabei, einen zentral wichtigen Botschafter für Ihr Unternehmen einzustellen – zeigen Sie ihm, dass Sie für sein Wohl sorgen werden und sich Gedanken darüber machen, wie in seiner Abwesenheit für Vertretung gesorgt ist. Auch wenn man mit Fug und Recht deutlich machen kann, dass abends um am Wochenende kein Verantwortlicher für die Social Media verfügbar ist, muss das Web auch in diesen Zeiten überwacht werden, damit sich nichts aufschaukeln kann.
Enthusiasmus und Leidenschaft
Es ist schön zu sehen, dass die Position des Social Media Managers in den meisten Unternehmen endlich eine angemessene Wertschätzung erfährt. Selbstverständlich sind die Personalverantwortlichen in mittelständischen Unternehmen keine Profis im Bereich Social Media – doch mit Hilfe dieser 10 Fragen und dem Beistand eines ausgewiesenen Social Media Experten bei den Bewerbungsgesprächen ist es möglich, geeignete Kandidaten auszufiltern. Zwar ist der Berufszweig noch sehr jung – doch es gibt schon viele ausgebildete Social Media Manager, die sich zu Recht so nennen können und die den Kern dieser Herausforderung verstanden haben. Seit 2008 bilde ich selbst Social Media Manager aus und habe viele hundert Beispiele erlebt, die zeigen, welchen Enthusiasmus und Leidenschaft in diesem Beruf gelebt werden kann.
Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei der Suche – und immer dran denken: Zeigen Sie Ihre Wertschätzung und geben Sie viel Unterstützung – Social Media Manager haben es wahrlich nicht leicht in unserer globalen, digitalen Echtzeit-Welt.
Eva Ihnenfeldt ist Social Media Expertin und Lehrbeauftragte
Tel.: 0176 80 52 87 49
e.ihnenfeldt@steadynews.de
www.steadynews.de
Toller Artikel, tolle Fragen, tolle Hinweise!
Ergänzend darf man Arbeitgebern dazu raten sich auch die drei großen K-Indizes von Klout, Kred und Klear vorlegen zu lassen. Sie geben einen guten Überblick über die allgemeinen Aktivitäten des Kandidaten.
Bei den Accounts sollte man auf Klarnamen achten.
Onliner, die sich noch hinter einem Pseudonym verstecken, können kaum Erfahrungen in der transparenten Kommunikation vorweisen! Ein „Must have“ in der modernen Kommunikation.
Last but not Least muss der Arbeitgeber auch einen kritischen Blick auf die Ausbildung werfen. Gerade bei Social Media Managern oder Online-Marketing-Managern liegen die Ausbildungszeiträume in der Weiterbildung zwischen einem verlängerten Wochenende und drei bis vier Monaten täglichem Unterricht. Dabei ist auch ein IHK-Zertifikat nicht unbedingt das Maß aller Dinge!
Diese ehemaligen Redakteure, Lobbyisten und PR-Fachleute sind auf Grund ihrer Erfahrung geradezu prädestiniert für einen erfolgreichen, digitalen Einsatz.
Fragen Sie z.B. nach einem Shitstorm-Training! Dieses wird meines Wissens außer bei der WBS-Trainings AG kaum bzw. gar nicht im deutschsprachigen Raum absolviert.
HR-Fachleute, die diesen Artikel als Grundlage für ihr nächstes Einstellungsgespräch nehmen, können sicher sein, zumindest nicht mehr komplett daneben zu liegen. Sie verfügen wahrscheinlich über mehr Fachwissen als die anfordernde PR- oder Marketing-Abteilung.