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Innovation braucht Kooperation

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Innovation ist attraktiv. Jeder will sie haben. Ob Unternehmen, um Marktführer zu sein und damit die Unternehmenszukunft zu sichern, oder jene Verbraucher, die stets die neueste technische Errungenschaft im Markt haben wollen. Doch hinter Innovationen stecken viele Hürden, Ängste – und oftmals viel Überzeugunsgarbeit im Unternehmen. Von Prof. Dr. Dr. Frank Peschanel.

Als Unternehmen innovativ wahrgenommen zu werden oder es gar zu sein, ist eine Begehrlichkeit, die sich im Markt durch alle Branchen zieht. Wer schon einmal innoviert hat, weiß hingegen, wie schwierig und herausfordernd dieser Weg sein kann, nicht muss.

Manche Innovationen entstehen über Nacht. Nicht selten sind sie ein Zufallsprodukt bzw. „zufälliges“ Ergebnis vieler Experimente einer Person, die mit Herzblut eine Vision verfolgt oder einem Herzenswunsch folgt. Oftmals steht der damit verbundene finanzielle Durchbruch für diese Menschen gar nicht als Motivation im Vordergrund, sondern das Erreichen eines Zieles bzw. die Verwirklichung einer Vision.

Innovatoren werden oft als Unruhestifter wahrgenommen

Wer Innovation gezielt und absichtsvoll, also geplant, (er)schaffen will, sieht sich neben dem eigentlichen Prozess vielen Hürden und Hemmnissen von Außen gegenüber. Die stärkste Kraft sind dabei menschliche Verhinderungen. Beispielsweise die Abwehrhaltung von Menschen im Unternehmen, die weiter am Bisherigen festhalten wollen, stets gute Gründe parat haben oder sich auf Normen und Regeln berufen, die vermeintlich weiter fortzuschreiben sind. Oder jene, die das Neue für nicht machbar bis unsinnig halten. Dort lebt der gedankliche Zusammenhang: Wo Innovation auftaucht, entsteht Unruhe bis zu Angst vor dem Neuen bzw. Furcht vor Arbeitsplatzverlust oder Versagen beim Umgang mit dem unbekannten Neuen.

Professor Peschanel live erleben in Düsseldorf
Am Donnerstag, den 12. Mai 2016, spricht der Autor zum Thema INNOVATION SCHAFFT ZUKUNFT auf einer Veranstaltung des BVMW Düsseldorf. Teilnahmemöglichkeiten zu der Veranstaltung bei der GOLDBECK GmbH (17:30 Uhr) erteilt die Regionalvorsitzende des BVMW in Düsseldorf, Alexandra Rath unter alexandra.rath@bvmw.de

Innovation löst Bestehendes ab und bringt Neues mit noch unbekannten Umständen und Folgen. Innovatoren werden oft als Unruhestifter wahrgenommen. Es ist für Unternehmer empfehlenswert mit diesem Aspekt ihrer Innovation bewusst umzugehen. Neues einzuführen scheitert oft an der bestehenden Unternehmenskultur und weniger an der mangelnden Umsetzbarkeit der Innovation an sich. Menschen, die in ihrer Grundhaltung Veränderung als bedrohlich wahrnehmen, betrachten Innovationen besonders kritisch und bewerten jedes Stocken im natürlichen Anpassungsprozess des Neuen an das bisherige System als Beweis für das Scheitern.

Daher ist es von höchster Wichtigkeit, dass Innovation von der Führungsspitze initiiert und getragen wird. Ist der Rückhalt für Innovation im Unternehmen nicht gegeben und die Tragweite der Wirkung und Umsetzung von Innovation bis in die Firmenkultur der Unternehmensleitung nicht bewusst, ist auch eine noch so geniale Innovation schwer umzusetzen oder gar zum Scheitern verurteilt.

Innovatoren werden oftmals als Chaoten, Traumtänzer, Spinner wahrgenommen und ihre Ideen als illusorisch, nicht realisierbar, absurd und abwegig vorverurteilt.

Mit Überzeugungskraft Unterstützung gewinnen

Wer die Ängste der Menschen hinter den Schutzbehauptungen erkennt und die Gabe besitzt, Menschen auf der Reise ins Neue mitzunehmen, der erzeugt Begeisterung, Motivation und Gefolgschaft für das Neue statt Ablehnung. Jene werden nicht als Unruhestifter wahrgenommen, sondern als charismatische Führer, denen die Menschen gerne folgen. In solchen Fällen, in denen die Menschen mitgenommen und abgeholt werden, wird das Neue eher als Chance (Arbeitsplatzsicherung, Marktanteilswachstum, Kompetenzerweiterung, Ausdehnung der Fähigkeiten und Grenzen) und Befreiung (von alten überflüssig gewordenen Strukturen, Abläufen, Produkten) wahrgenommen. Wer den Nutzen des Neuen glaubhaft vermitteln kann und selbst mit voller Überzeugung dahinter steht, der erlebt Unterstützung und keine offenen und verdeckten Aufstände.

Dabei ist gleichzeitig der gezielte Umgang mit Widerständen und Konflikt notwendig. Die vielen Veränderungen, die es aufgrund der Innovation vorzunehmen gilt, lösen oft Herausforderungen aus, die von Einzelnen und Teams bearbeitet werden müssen. Wo viele Menschen sind, da gibt es auch viele Meinungen, Auffassungen, Haltungen, die durchaus widersprüchlich sein können. Wer da ein gutes Konfliktmanagement parat hat, arbeitet effizienter und erfolgreicher.

Manchmal einem Rat nicht folgen

Wer offen für die Argumente ist, die sich dem Neuen entgegenstellen, macht Betroffene zu Beteiligten und beschleunigt bzw. optimiert gar den Anpassungsprozess. Wer besonders kritischen Betrachtern früh Gehör schenkt, bekommt schnell einen Überblick über die Gemengelage und den Umfang an möglicher und notwendiger Kommunikation und evtl. auch Mediationsarbeit. Sonst sehr hilfreiche Steuerberater und Wirtschaftsprüfer zeigen sich z.B. oft sehr skeptisch gegenüber Innovationen. Dann gilt es wichtige Hinweise aufzunehmen, aber vielleicht dem Rat nicht zu folgen.

Mit Innovation geht folglich eine verantwortungsvolle und besondere Führungsaufgabe einher. Die Aufgabe, für das Neue auf allen Ebenen Gefolgschaft zu erlangen. Wer Vertrauen in seiner Mannschaft genießt, hat es einfacher. Wer eine vertrauensvolle, offene Kultur lebt, eine vielleicht ein wenig charismatische und für alle erkennbare innovative Führungskraft ist und entsprechende ähnlich tickende Charaktere und Kompetenzen um sich herum sammelt, wird sich leichter tun.

Menschen zu motivieren, ihre Komfortzone des Bestandes zugunsten des Neuen zu verlassen, ist eine Kunst. Mehr noch. Die Überzeugungs- und Strahlkraft des innovativen Unternehmers muss nicht nur Mitarbeiter erreichen, sondern auch die Unternehmerfamilie, Geldgeber, Banken und das gesamte Umfeld.

Durchhaltevermögen zählt

Die Einschätzung der Risiken der Banken und Finanziers, die stets Sicherheiten und Beweise wünschen, die letztlich keiner 100 Prozent geben kann, und jene zu einer finanziellen Unterstützung zu überzeugen, das sind wichtige unternehmerische Herausforderungen eines Innovators. Den Konflikt unterschiedlicher Interessen zu lösen und Spannungen auf unterschiedlichsten Ebenen zu erkennen und auszugleichen, braucht wertschätzende Kommunikation bzw. im Idealfall eine wertschätzende Firmenkultur und das Wissen um und den Umgang mit „gewaltfreier Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg, die eine konsequente Win-Win Strategie verfolgt.

Ein weiterer tragender Aspekt ist eine positive innere Einstellung des Innovators, Experimentierfreude und Interesse am Neuen, die starke Kraft der eigenen Überzeugung, das Durchhaltevermögen und in die Idee, Umsetzung und den Erfolg. Dies bestätigen erfolgreiche Innovatoren und aus wissenschaftlicher Sicht die Ergebnisse der Denkstilanalyse HBDI (Herrmann Brain Dominance Instrument).

Prof. Dr. Dr. Frank Peschanel ist emeritierter Managementprofessor (US),
Unternehmer und Celebrity Speaker. Er Physik, Ökonomie
 und Psychologie. Als Geschäftsführender Gesellschafter baute er ein innovatives Softwareunternehmen auf, arbeitete national und international als Consultant, Sprecher und Autor mit dem Schwerpunkt „menschliche Faktoren in der Wirtschaft“ und ist heute noch Assessor für den Project Excellence Award der Gesellschaft für Projektmanagement. Frank Peschanel publiziert in verschiednen Zeitungen und veröffentlichte Bücher zum Thema Innovative Informationsverarbeitung, Konflikt, Denkstilanalyse. 

Frank Peschanel

Professor (em. US) Dr. Dr. Frank Peschanel baute als geschäftsführender Gesellschafter ein Software- und Studienhaus mit 100 Mitarbeiter auf, ehe er in Consulting, Coaching, Speaking und als Autor in die Laufbahn eines amerikanischen Management Professors wechselte. Mit seinem weiten Blickwinkel als Physiker, Ökonom und Psychologe mit viel Auslandserfahrung hat er den Schwerpunkt seiner Beratung auf ganzheitliche und Menschen bezogene Unternehmensinnovation und Managementberatung gelegt. In seiner Kolumne greift er jeden ersten Freitag im Monat entsprrechende Themen auf. Schreiben Sie Frank Peschanel

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