Das Wunder von Wertheim
Es ist ein wahrhaft wunderbares Beispiel, wie eine Allianz von Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft zusammenwirkt und Unternehmen ihr gesellschaftliches Engagement zeigen: In Wertheim konnte ein bereits geschlossenes Krankenhaus wiedereröffnet werden, dank breiter Unterstützung und zahlreicher Spenden. Ein Vorzeigemodell für Innovation und gelebten Zusammenhalt im ländlichen Raum.
Wertheim ist per se ein außergewöhnlicher Standort. Die Stadt, gelegen am Zusammenfluss von Main und Tauber am nördlichsten Punkt Baden-Württembergs, hat nur rund 23.000 Einwohner – aber gleich zwölf Weltmarktführer. Damit liegt sie im aktuellen Ranking des Lexikons der deutschen Weltmarktführer von DDW auf dem geteilten sechsten Rang – vor Städten wie Frankfurt oder Bremen.
Was Unternehmen wie diese Weltmarktführer für einen Standort bedeuten – über Arbeitsplätze und Steuern hinaus –, offenbarte das Jahr 2024. Die örtliche Rotkreuzklinik hatte Anfang September 2023 Insolvenz angemeldet. Stadtverwaltung, Gemeinderat, Ärzteschaft und Bürgerschaft kämpften monatelang gemeinsam für den Erhalt der Grund- und Regelversorgung und der Notfallversorgung in Wertheim. Erklärter Wille war die Übernahme des Krankenhauses in städtische Trägerschaft. Doch die Bemühungen scheiterten. Im Juni 2024 wurde die Einrichtung geschlossen.

Die Stadt aber ließ nicht locker. Sie erwarb das Klinikareal auf Beschluss des Gemeinderats vom 12. August 2024. Das Nutzungskonzept beinhaltete die Einrichtung einer Grund-, Regel- und Notfallversorgung und einer bariatrischen Fachabteilung sowie den Aufbau einer stationären neurologischen Rehabilitation; das bestehende Dialysezentrum sollte fortgeführt werden. Ebenfalls weitergeführt wird die Allgemeine Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Baden- Württemberg.
Sogar die Winzer halfen mit
Doch ohne die Hilfe von Unternehmen, Ehrenamtlichen und Spendern wäre die Wiedereröffnung nicht gelungen. Rund 600.000 Euro stammten von Unternehmen, der Rest aus privaten Spenden – fast eine Million Euro insgesamt. Sogar die Winzer der Region halfen mit einer Wein-Sonderedition namens „Zehnt“ – bei dem ein Zehntel des Verkaufspreises an die Notfallversorgung geht.
Wertheim – Stadt der Weltmarktführer
Eine Mittelstadt im Konzert der Großen: Ganze zwölf Weltmarktführer hat Wertheim an seinem Standort. Warum gerade Wertheim ein so guter Nährboden für unternehmerischen Erfolg bis hin zum Weltmarktführerstatus ist, erklärt Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez so: „Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig. Sie hat mit Tradition zu tun, mit langfristigem Denken, mit verlässlichen Rahmenbedingungen, mit gutem Miteinander. Und mit dem besonderen Unternehmergeist, der den Menschen hier zueigen ist.“
Und dies sind die Weltmarktführer in Wertheim:
BRAND GMBH + CO KG (Marktführer bei der Herstellung von Präzisions-Laborgeräten), DWK Life Sciences GmbH (Marktführer bei der Herstellung von hochwertigem Laborglas), Gerresheimer AG (mit der Gerresheimer Wertheim GmbH für Verpackungs- und Systemlösungen für pharmazeutische und kosmetische Industrie), INDUSTRONIC Industrie-Electronic GmbH & Co. KG (Marktführer für maßgeschneiderte, industrielle Kommunikationsanlagen), KÖNIG & MEYER GmbH & Co. KG (Marktführer für Musikzubehör, bspw. Notenpulte, Mikrofon- und Instrumentenständer etc.), Kurtz Holding (mit der Ersa GmbH in Wertheim, Marktführer bei der Herstellung von Selektivlötsystemen), Lutz Pumpen GmbH (Marktführer für Fass- und Behälterpumpen), PINK GmbH Thermosysteme (Marktführer für vakuumbasierte Löt- , Sinter- und Trocknungssysteme für die Elektronik- und Energietechnik), PINK GmbH Vakuumtechnik (Marktführer für Sonderanlagen der Vakuumtechnik), SMT Maschinen- und Vertriebs GmbH & Co. KG (Marktführer für Vakuum-Lötanlagen), VACUUBRAND GMBH + CO KG (Marktführer bei der Herstellung von Produkten zur Vakuumerzeugung, -messung und -regelung für Labore), ZIPPE Industrieanlagen GmbH (Marktführer für Gemenge- und Scherbenanlagen für die Glasindustrie).
Ganz vorne bei den Unterstützern mit dabei: Die Weltmarktführer des Standorts. Und das, obwohl die Stadt für das Krankenhaus-Projekt mit anderen Steuern auch die Gewerbesteuer erhöhen musste.
So war dann der 18. November 2024 ein Tag der Freude und der Dankbarkeit, als die Unterzeichnung der Miet- und Nutzungsüberlassungsverträge für den Neustart des Krankenhauses unter dem Titel Bürgerspital Wertheim und des Mediclin-Campus stattfand. „Wir sind mutig und tatkräftigt vorangegangen, um die Gesundheitsversorgung der Menschen in Wertheim und Umgebung sicherzustellen“, sagte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. „Und wir sind dankbar, dass uns dafür verlässliche Partner zur Seite stehen.“

Für dieses Beispiel gelebter Gemeinschaft von Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft wurde Wertheim jetzt auch als Innovationsort des Jahres ausgezeichnet. In der Begründung des Nominierungskomitees heißt es:
Wertheim wird als Stadt der Weltmarktführer mit dem Award “Innovationsort des Jahres” des größten Publikumspreises der deutschsprachigen Wirtschaft, dem Innovator des Jahres, ausgezeichnet. Überzeugt hat das Nominierungskomitee insbesondere das gelebte und mustergültige Gemeinschaftsprojekt der Krankenhaus-Rettung.

Erfahren Sie hier mehr zum Wirtschaftspreis Innovator des Jahres.
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