Die Wachstumsfelder der Nach-Corona-Zeit

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So langsam haben wir realisiert, dass wir – ausgelöst durch Corona, aber nicht verursacht – vor der größten wirtschaftlichen Herausforderung seit mindestens 75 Jahren stehen. Auch wenn es in der jetzigen Situation nicht leichtfällt, den Blick auf das Positive zu richten: Die “neue Zeit” hält eine Vielzahl an Chancen bereit.

Von DDW Research zusammen mit Professor Dr. Arnold Weissman und Johannes Josnik

Ob sich uns diese bevorstehenden Herausforderungen wirtschaftlich in einem lang gezogenen U-Szenario – also einer langsamen Erholung –, einem L-Szenario – einer nachhaltigen und andauernden Durststrecke – oder gar einem „dramatischen Eskalationsszenario“ stellen werden, ist kaum vorherzusagen. Doch eines sollten wir alle jetzt wirklich verstanden haben: Weiter wie bisher ist keine Option.

Sicherlich gibt es einige Gewinner in der Krise: die Internet-, Software- und Digitalisierungslösungen, die BioTech- und Pharmabranche oder den Unterhaltungssektor. Ohne Zweifel hat die Digitalisierung jetzt den letzten Durchbruch erzielt. Onlinehändler erzielen hohe zweistellige Zuwächse. Wir kommunizieren digital, wir lernen digital, wir kaufen digital, wir informieren uns digital.

Corona mit dem „New Normal“ wird uns noch lange begleiten

Prof. Dr. Arnold Weissman

Dennoch dominieren die Unternehmen, die durch die Corona-Krise schwierige Zeiten auf sich zukommen sehen. Die großen Verlierer bislang sind Hotels, Restaurants und Freizeitveranstalter, die gesamte Tourismusbranche, der industrielle Großhandel, der stationäre Einzelhandel, Banken und Versicherungen, Energieversorgung, Automotive und am untersten Rand der Skala Fluglinien und Flughäfen.

Corona mit seinen Konsequenzen, dem „New Normal“, wird uns noch lange begleiten. Spannend wird für uns alle die Beantwortung der Frage sein: was können wir aus der Corona-Krise lernen, für uns und unsere Familien, aber natürlich auch für unsere Unternehmen und unsere Geschäftsmodelle? Wie gehen wir mit dieser Krise um?

Unser intuitiver Fokus liegt derzeit darauf, COVID-19 als den eigentlichen Ursprung dieser Destabilisierung ganzer Märkte und Branchen zu definieren. Doch unsere Probleme wurzeln viel tiefer und sind viel älter.

Bestimmte „systemrelevante“ Produkte werden wieder zurückgeholt werden

Johannes Josnik

In unseren alternden westlichen Gesellschaften wird es schwer werden, weiterhin Wachstum zu erzeugen. Denn ältere Menschen brauchen mehr Geld für die Pflege, so dass sie weniger Geld für Konsum ausgeben können. Wenn demnächst die Babyboomer in Rente gehen, müssen weniger produktiv arbeitende Menschen einen viel höheren Beitrag leisten, um den jetzigen Wohlstand aufrechtzuhalten.

Auch in globaler Hinsicht deuten sich problematische Wandlungsprozesse an. So wird Corona mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer De-Globalisierung, einer Re-Nationalisierung gemäß dem Motto „my nation first“ führen. Das hat zur Folge, dass bestimmte „systemrelevante“ Produkte wieder zurückgeholt werden, speziell in den Bereichen Health Care, Life Sciences und Landwirtschaft. Wir werden Wertschöpfungsketten de-globalisieren. Die Konsequenz daraus werden jedoch nicht mehr Arbeitsplätze, sondern ein weiterer Schub in Richtung Automatisierung sein.

Vielzahl an Chancen

Dazu kommen die umweltbedingten Belastungen, die – wie die COVID-19-Krise zeigt – noch mehr Schaden anrichten können als finanzielle oder ökonomische Krisen. Ob HIV, SARS, H1N1, MERS oder Ebola – dies sind, wie der Klimawandel auch, Katastrophen, die wir Menschen mitverursacht haben und die wir verantworten müssen. Ob durch schlechte Gesundheits- und Hygienestandards, den Missbrauch natürlicher Systeme, der Reduzierung von Lebensraum für die Tierwelt, aber auch durch die wachsende Vernetzung einer globalisierten Welt mit dem Ziel der Steigerung des Shareholder Value. Indem das Kapital dorthin zieht, wo Produkte noch billiger hergestellt werden können, um Anteilseigner zu beglücken, und die damit verbundenen Risiken vernachlässigt werden.

Nein, COVID-19 ist kein schwarzer Schwan – es ist eine Katastrophe mit Ansage!

Natürlich sehen wir in dem Virus den Auslöser der Krise, die Bedrohung unserer Unternehmen, unserer Vermögen, unserer Sicherheit. Doch die wirklichen Ursachen liegen ganz woanders. So ist es verständlich, dass es uns gerade in der jetzigen Situation nicht leichtfällt, den Blick auf das Positive zu richten. Doch lohnt genau dies, da es eine Vielzahl an Chancen gibt, die wir jetzt ergreifen können, um die Probleme der Krise zu bewältigen.

In einer neuen Reihe widmet sich DDW daher den Wachstums- und Trendfeldern der Nach-Corona-Zeit. Darin wurden 50 Bereiche identifiziert.

Der DDW-Researchdienst hat jene 2.000 Unternehmen in Deutschland ermittelt und zu einer Liste zusammengestellt, die schon jetzt den Zukunftsbranchen und Trendfelder zugehörig sind. Die Liste im Excel-Format isthier im DDW-Leserservice als Liste im Excel-Format erhältlich.  

 

 

2.000 Unternehmen in Wachstumsbranchen identifiziert

Auch, wenn diese Trends in Teilen letztlich jedes Unternehmen betreffen werden – die DDW-Research hat 2.000 deutsche Unternehmen identifiziert und einer Liste zusammengeführt, die jetzt schon in diesen Bereichen aktiv sind oder von ihrer Ausgangslage her besonders prädestiniert sind, potentielle Gewinner dieser Entwicklungen zu sein.

Dabei hat eine positive Ausgangslage wenig mit der Größe eines Unternehmens zu tun. 58 Prozent von ihnen sind im Industrie-, 36 Prozent im Dienstleistungs- und 6 Prozent im Handelssegment tätig. 8 Prozent von ihnen sind bereits heute Weltmarktführer. 27 Prozent sind Tochterunternehmen, davon 12 Prozent in Investorenbesitz. Einen besonders großen Anteil der in Wachstumsbranchen tätigen Firmen machen mit 45 Prozent die Top-Familienunternehmen aus.

Die Liste der 2.000 Wachstumsunternehmen ist im DDW-Leserdienst im Excel-Format erhältlich.

Eine neue Zukunft aktiv gestalten

Wir können mit Sicherheit beobachten – und werden die Ergebnisse entsprechend laufend aktualisieren –, wie sich aus den hier dargestellten Wachstumsfeldern weitere Trends entwickeln. Und genau deswegen ist es jetzt die Aufgabe, eine neue Zukunft aktiv zu gestalten und wirtschaftliches Handeln nachhaltig zu transformieren. Die Aufgabe lautet, ein „Weiter wie bisher“ zu vergessen und eine neue, bessere Zukunft aktiv gestalten.

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Prof. Dr. Arnold Weissman ist Gründer, Johannes Josnik Projektleiter von Weissman & Cie., einem Beratunghaus für Familienunternehmen mit Sitz in Nürnberg. Seit 30 Jahren und in bisher mehr als 2.800 Projek­ten führt das Nürnberger Unternehmen unter dem Motto “Spürbar vorwärts” Strategieberatung, Organisationsentwick­lung, Prozessverbesserung, Führung und nachhaltige Begleitung der Unternehmerfamilie ineinander. Kontakt und Website

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Die DDW-Redaktion freut sich auf Ihren Kontakt für die Berichterstattung über die Trendbranchen der Reihe #neuewirtschaft. Melden Sie sich formlos bei Redaktionsleiter Simon Schmidt, Tel. 02131 / 77 687 – 24, schmidt@die-deutsche-wirtschaft.de

2 Antworten zu “Die Wachstumsfelder der Nach-Corona-Zeit”

  1. Ich stimme Ihnen zu.
    Eine andere, dennoch auch wichtige Perspektive ist das Problem der aktuellen Verschuldung unterschiedlicher Sektoren und die Erfordernis zukünftiger weiterer finanzieller Unterstützung bestimmter systemrelevanter und strukturrelevanter Wirtschaftseinheiten und Wirtschaftszweige zur Erhaltung unserer funktionierenden hoch vernetzten Gesellschaft. Hier sehe ich außer einer Gefahr an Leib und Seele auch die Gefahr des Untergangs von Know How, insbesondere in Deutschland, aber natürlich auch international. Die Finanzierung dieser u.U. längeren Phase stark erhöhtem Finanzbedarfs, der ohne Frage notwendig ist, erscheint mir derzeit noch ungelöst und trotz Dringlichkeit nicht angemessen beachtet.
    Benötigt werden hohe Einnahmen eines jeden Staates, da dieser derzeit die Finanzlücken füllen muss, um Stabilität zu bewahren.
    Dies sollte über eine Steuer geschehen, die direkt wirkt, umgehend fällig ist und kurzfristig vereinnahmt werden kann.
    Viele Steuern wie Einkommensteuer, Lohnsteuer, Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer usw. kommen hier aus verschiedenen Gründen nicht als erste Wahl in frage. Besser geeignet ist hier die Mehrwertsteuer. Man schaue sich hierzu einmal beispielsweise die Torte des Steueraufkommens 2018 in Deutschland an. Eine (befristete?) Anhebung auf 25% brächte die Bilanzlage vermutlich (aufgrund zahlreicher unsicherer Parameter nur geschätzt) innerhalb 2-3 Jahren wieder in ein akzeptables Gleichgewicht.
    Der Onlinehandel sollte mit 35% Mehrtwertsteuer höher besteuert werden, um das Einkaufen dort teuer zu machen, um die Motivation zu intensiverem gemeinsamen Gesellschaftsleben zu fördern. Zudem enthält der Onlineeinkauf diverse Servicekomponenten, die die Bequemlichkeit steigern und hiermit einen höheren Preis rechfertigen. Auch sind hier die hohen Umsätze ein Garant für die notwendigen ist der steigende
    Die begleitende Inflation ist zudem gewollt und notwendig.
    Ein solcher Schritt mag zunächst unpopulär sein, zur Lösung der Verschuldungs- und Finanzierungsproblematik aber sowieso unabwendbar.

  2. Ob es einen von Menschen gemachten Klimawandel gibt, darüber wird in der Wissenschaft gestritten. Nur für die Medien ist der Fall klar. Alle Messungen der Absorption von IR Strahlung durch Kohlendioxid belegen, dass die Atmosphäre im Hinblick auf CO2 gesättigt ist. Die Absorption der von der Erdoberfläche ausgehenden IR-Strahlung ist in etwa zehn Metern über dem Erdboden abgeschlossen. Unsere Atmosphäre ist aber zehn Kilometer hoch. Folglich führt mehr CO2 nicht dazu, weniger Wärme von der Erde abgestrahlt werden kann. Vergleichbar ist dies mit der Farbe Schwarz. Schwärzer als schwarz (d.h. 0% Remission) gibt es nicht.

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