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Mittelstand – tragende Säule des deutschen Innovationsmodells
KMU waren 2015 forschungsfreudiger und haben etwa 16 Prozent mehr für eigene Forschungsprojekte ausgegeben als im Vorjahr. Durch den Ausbau der technologie- und themenoffenen Förderung des innovativen Mittelstands, durch neue spezifische Fördermaßnahmen und durch einen erleichterten Zugang zu den Fachprogrammen der Forschungsförderung werden wir diesen Aufwärtstrend weiter befördern. Von Professor Dr. Johanna Wanka
Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Spitzenstandort für innovative Produkte und Dienstleistungen entwickelt und nimmt heute international eine bedeutende Rolle als Innovationstreiber ein. Im Gegensatz zu fast allen anderen Industrienationen konnte Deutschland seinen Welthandelsanteil mit forschungsintensiven Waren im Verlauf der vergangenen Dekade festigen. Mit einem Anteil von 11,8 Prozent (2015) liegt Deutschland knapp hinter den USA und deutlich vor Japan, im europäischen Vergleich nehmen wir damit den Spitzenplatz ein. Auch internationale Vergleichsstudien bestätigen den Erfolg des deutschen Innovationskurses. Im Europäischen Innovationsanzeiger der Europäischen Kommission gehört Deutschland bereits seit einigen Jahren zur Gruppe der Innovationsführer.
Ein wichtiges Ziel erreicht
Die Hightech-Strategie hat in den vergangenen zehn Jahren maßgeblich dazu beigetragen, die Position Deutschlands im globalen Wettbewerb zu verbessern und ein Umfeld geschaffen, das aus Ideen die Entwicklung von erfolgreichen Produkten und Dienstleitungen ermöglicht. Im Gegensatz zu den meisten europäischen Nachbarstaaten hat Deutschland seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) kontinuierlich gesteigert und einen neuen Spitzenwert erreicht. 62,4 Mrd. Euro haben deutsche Unternehmen 2015 in FuE investiert. Das entspricht einer Steigerung von über 60 Prozent in den letzten zehn Jahren. Die Ausgaben des Bundes sind im gleichen Zeitraum um 66 Prozent auf 15 Mrd. Euro gestiegen. Unser Ziel, jährlich drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für FuE einzusetzen, haben wir 2015 erstmals erreicht.
„Wir können uns auf dem Erfolg nicht ausruhen und müssen uns nun ehrgeizigere Ziele setzen“
Wir können uns aber auf diesem Erfolg nicht ausruhen und müssen uns nun ehrgeizigere Ziele setzen. Unser neues Ziel ist, bis 2025 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in FuE zu investieren. Das zu erreichen, verlangt von allen Beteiligten eine gemeinsame Anstrengung. Hierfür hat sich auch die Expertenkommission Forschung und Innovation in ihrem jüngsten Gutachten ausgesprochen. Dabei werden auch weiterhin zwei Drittel der zusätzlichen Investitionen von der Wirtschaft kommen müssen. Dies wird nur gelingen, wenn wir mehr Unternehmen motivieren, Innovationen hervorzubringen. Dazu brauchen wir neben der bewährten Projektförderung eine steuerliche Forschungsförderung. Denn die Erfahrungen unserer europäischen Nachbarn zeigen, dass eine steuerliche Förderung hier Hebeleffekte entfalten kann. Eine steuerliche FuE-Förderung muss jedoch klug gestaltet sein, um insbesondere diejenigen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) auf unseren Innovationspfad mitzunehmen, die bislang nur unregelmäßig innovationsaktiv waren.
Forschungsförderung für den Mittelstand
Die Mobilisierung mittelständischer Unternehmen für das Innovationsgeschehen ist mir ein besonderes Anliegen. Zwar verfügen wir im europäischen Vergleich um einen höchst innovativen Mittelstand. Die wachsenden Innovationsanstrengungen werden jedoch von immer weniger Unternehmen getragen. Seit Jahren beobachten wir im Mittelstand eine rückläufige Entwicklung der Innovationsorientierung und haben darum unsere Forschungsförderung zuletzt stärker auf den Mittelstand fokussiert.
Jüngste Zahlen des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft machen Hoffnung, dass wir damit eine Trendwende erreichen konnten. KMU waren 2015 forschungsfreudiger und haben etwa 16 Prozent mehr für eigene Forschungsprojekte ausgegeben als im Vorjahr. Auch ihre Innovationsausgaben sind im Vergleich zu 2014 um 9,8 Prozent gestiegen. Die KMU-Förderung der Bundesregierung hat ihren Teil dazu beigetragen. Durch den Ausbau der technologie- und themenoffenen Förderung des innovativen Mittelstands, durch neue spezifische Fördermaßnahmen und durch einen erleichterten Zugang zu den Fachprogrammen der Forschungsförderung werden wir diesen Aufwärtstrend weiter befördern und dazu beitragen, dass aus der aktuell guten Ausgangsposition eine robuste Entwicklung wird. Gemeinsam mit einer steuerlichen FuE-Förderung wird der deutsche Mittelstand so auch in Zukunft eine tragende Säule unseres deutschen Innovationsmodells sein.
Professor Dr. Johanna Wanka (CDU) ist Bundesministerin für Bildung und Forschung
Der Mittelstand ist Motor der Beschäftigung, es gibt dort viele gut bezahlte Industriearbeitsplätze. Natürlich möchte Frau Wanka das voranbringen. Allerdings findet die Innovation zunehmend in der Großindustrie statt, denn nur dort kann signifikant Kapital aufgebracht werden, um die teure F&E zu finanzieren. Dem Mittelstand fällt deshalb eher die Rolle des „Verteilers“ zu, d.h. die Innovationen in die Breite zu bringen, zu diversifizieren und an die Kundenwünsche anzupassen.
Im Artikel von Frau Ministerin Wanka, klingt das an, allerdings wäre es schön wenn es etwas klarer formuliert würde, denn nur im Zusammenspiel von Großindustrie und Mittelstand kann Innovation erzeugt und in der Breite verteilt werden.