Precht, Grillo, Holznagel und Hayali diskutieren (2): Respektiert der Staat Bürger und Wirtschaft?
DDW-TV: Im zweiten Teil der Podiumsrunde geht es in dem von Dunja Hayali moderierten Schlagabtausch zwischen dem Philosophen und Publizisten Richard David Precht, dem ehemaligen BDI-Präsidenten und Unternehmer Ulrich Grillo und dem Präsidenten des Bundes der Steuerzahler Reiner Holznagel um das schwierige Verhältnis zwischen Staat, Bürger und Unternehmen.
Eine der zentralen Reibungspunkte dieses Verhältnisses betreffen die Steuern. Richard David Precht hält die Form des Umgangs der Steuerbehörden mit dem Steuerzahler für nicht mehr zeitgemäß. Ulrich Grillo hingegen benötigt keine „Steuererklärung auf Büttenpapier“, während für Reiner Holznagel die Frage der Transparenz und informationellen Selbstbestimmung gegenüber den Steuerbehörden im Vordergrund steht.
Einig sind sich Precht und Holznagel in der Analyse der politischen Kultur. Die Parteien, so Precht, würden – anstatt Debatten um die zentralen Werte und Ideen zu führen – sich zu Wahlkampfzeiten „wie Schokoriegel anpreisen“ und allesamt der sogenannten „Mitte“ die immer gleichen Versprechen machen.
Auch das Positive sehen
Ulrich Grillo betont, die Frage des Respekts und der Verantwortung für die Gesellschaft würde für die weit überwiegende Mehrzahl der Unternehmer und Manager im Bewußtsein sein. Reiner Holznagel fordert, man müsse insgesamt in der Gesellschaft mehr das Positive und Erfolgreiche in den Mittelpunkt stellen. Grillo stimmt zu: Wichtig wäre, für eine bessere Zukunft zu werben.
Einig sind sich die Diskutanten letztlich – wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven – in der Bewertung einer zu starken Forderung nach dem Staat. Wertschätzung, so Precht, solle man nicht vom Staat erwarten, sondern von dem, was man tut. Grillo zitiert den US-Präsidenten Kennedy, man solle nicht fragen, was der Staat für einen tun könne, sondern was man selber für den Staat tun könne. Holznagel berichtet von seinen Erfahrungen nach der Wende: dass die gestiegene Alimentierung des Staates oftmals zu gesunkenem Nachbarschafts- und gesellschaftlichem Engagement geführt habe.
Die Podiumsdiskussion fand anläßlich der Vorstellung des Jahresberichtes der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton in Düsseldorf statt.
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