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Perth, Australien – nur ein Surferparadies am Ende der Welt?
Im DDW-Ferngespräch: Dirk Feinauer. Der gebürtige Hesse lebt seit 36 Jahren in Australien, seine erste Station war das Studium in Canberra, seit 1990 ist es Perth in Western Australia und damit die Stadt mit dem besten Wetter der Welt. Als niedergelassener Anwalt betreut er vor allem deutsche Industrie Unternehmen in Perth, einer Metropolregion mit rund 2 Millionen Einwohnern.
Herr Feinauer, was ist der größte Unterschied zum Leben in Perth und in Ihrer deutschen Heimat?
Die fehlenden Jahreszeiten. Hier in Perth scheint fast immer die Sonne und wir haben praktisch nur drei Jahreszeiten: Frühling, Sommer und Herbst. Winter im europäischen Sinn gibt es gar nicht, und den Schnee vermisse ich sehr.
Was ist die größte aktuelle Herausforderung für die Region Western Australia?
Die wirtschaftliche Diversifizierung und Weiterentwicklung ist die große Herausforderung dieser Tage, denn derzeit stützt sich die hiesige Wirtschaft noch fast vollständig auf Mining, Agrarerzeugnisse und Tourismus. Dabei gibt es großes Potential an anderer Stelle; Perth ist durch seine Nähe zu Südoastasien ohne Zweifel ein kommender Gateway für die aufstrebenden asiatischen Nachbarn. Es muss sich nur noch intensiver mit dem Thema befassen.
„Auch die Australier schätzen Pünktlichkeit, Genauigkeit und Fleiß“
In Deutschland sehen wir Australien als Surferparadies am Ende der Welt. Wie sieht man Deutschland in Australien?
Man sieht Deutschland genauso fehl wie die deutschen den Australier sehen. Die Australier meinen, England ist der Gateway zu Europa und sehen Deutschland mehr als ein beliebtes Reiseziel denn als potentiellen Wirtschaftspartner, um den man sich bemühen sollte. Jedoch sind die Australier große Fans von Produkten „Made in Germany“: Die Waschmaschine und das Auto sollen auch für Australier am liebsten von deutschen Marken sein. Leider erkennt man noch nicht so ganz, wie wichtig Deutschland für Europa ist und wie leicht es ist, mit deutschen Firmen in Kontakt zu kommen. Aber da arbeiten wir dran.
Wie wird man als Deutscher angenommen im dortigen Geschäftsleben?
Sehr einfach, da Deutschland in Australien sehr positiv besetzt ist. Auch die Australier schätzen Pünktlichkeit, Genauigkeit und Fleiß. Auch gibt es eine große deutsche Community. Auf „Nuernburger“ und feine Kalbsleberwurst muss man Dank deutscher Metzger in Perth nicht verzichten.
Wo lebt es sich schöner: Deutschland oder Australien?
Australien ist sehr schön, das Klima und die Natur sind sicher einzigartig auf der Welt, aber ich gehe auch immer gerne mal wieder nach Deutschland und genieße das kulturelle Angebot und die Vielfalt, die Deutschland als eine der führenden Industrienationen der Welt bietet, denn hier hat Perth noch Nachholbedarf.
Von Trüffeln und Walen
Ihr Geheimtipp für einen Perth Besucher?
Wer aus Deutschland kommt, kann hier Work-Life Balance in Reinform lernen, denn wir haben die schönsten Stadt-Strände der Welt und auch kulinarisch ist Dank des milden Klimas einiges geboten. Die Australier sind stolz auf alles, was aus dem eigenen Land kommt, aber auch sehr offen für Einflüsse z. B. aus der asiatischen Küche. So gibt es auch Dank der verschiedenen Klimazonen des Kontinents rund ums Jahr die tollsten Lebensmittel, vieles davon in Bio-Qualtiät. Der Trüffel aus Western Australia steht dem französischen um nichts nach und wegen der entgegengesetzten Jahreszeiten liefert Australien Trüffel in Gourmetrestaurants auf der ganzen Welt, wenn Frankreich und Italien saisonbedingt keinen produzieren können.
Für internationale Urlauber stand Western Australia bis jetzt nicht oben auf der Liste. Aber auch das entwickelt sich gerade: es entstehen derzeit viele neue tolle Hotels, das „Como the Treasury“ in einem historischen Gebäudekomplex im Zentrum von Perth ist fantastisch, aber es kommen noch mehr.
Wer wie ich Autos liebt, kann hier viel tolles erleben: Oldtimer mieten und die Küste lang Richtung „Margaret River“ fahren – das ist unser Nappa Valley. Hier gibt es fantastischen Wein aber auch wunderschöne Natur mit menschenleeren Stränden. Man kann sogar Wale beobachten.
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Ein kleines, aber doch wichtiges, Detail muss hier richtig gestellt werden.Es gibt in Perth nicht nur einen Fleischer der erstklassige deutsche Wurstwaren an den Mann bringt. Der von Herrn Feinauer erwaehnte deutsche Metzger ist zwar der umtriebigste mit eigener Brauerei aber mitnichten der Einzige. Es gibt auch noch einige, eher osteuropaeische, Metzger bei denen auch wir einen grossen Teil unserer „Heimweh Wurst“ einkaufen. Ansonsten finde ich Herrn Feinauers Einschaetzung Westaustraliens durchaus zutreffend.