Vereinbarkeit Familie und Beruf – der große Zwiespalt
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht nur in den Unternehmen eine Herausforderung, an der tagtäglich gerungen wird. Auch in Gesellschaft und Politik, aber vor allem in der Herzen von Frauen (und ihren Männern) gibt es kaum schlüssige Konzepte, wie sich Muttersein und Karriere, Familie und Beruf – ja letztlich Nachwuchs- und Fachkräftemangel – zusammenbringen lassen sollen. „Nicht nebeneinander, sondern nur hintereinander“ lautet das nonkonforme Credo von Birgit Kelle im Interview mit DDW-TV.
Mit ihren Büchern wie „Muttertier“ oder „GenderGaga“ sorgt sie für Widerspruch in eingefahrenen politischen Denkmustern – und erntet doch Zustimmung bei vielen Frauen und Müttern: Die Autorin, Publizistin und vierfache Mutter Birgit Kelle. Im Interview mit DDW-TV beschreibt sie, dass das im politisch-wirtschaftlich-medialen Mainstream erwartete Ideal der karrieremachenden Mutter für viele Frauen gar nicht oder nur schwer erreichbar ist– oder schlichtweg gar nicht wünschbar sei.
„Die besten Jahre der Firma geschenkt, statt der Familie“
Frauen seien dazu gezwungen, „ihre besten Jahre der Firma zu schenken, statt der Familie“, konstatiert Kelle. Der Zwiespalt sei nicht nur ein persönliches Dilemma, das „bereits ein ganze erschöpfte Frauengeneration“ erzeugt habe. Vielmehr sei auch der Teufelskreis, immer mehr Frauen aufgrund der demographischen Entwicklung und des damit einhergehenden Fachkräftemangels in die Beschäftigung zu bringen – womit seinerseits wieder fehlender Nachwuchs erzeugt würde -, eine widersinnige Entwicklung.
Wohlstandsrisiko Familiengründung
Die „Verlagerung des Privaten in das Staatliche“ durch Krippen und Betreuungseinrichtungen seien nicht dem Kindeswohl entsprechend, sagt Kelle. Auch neuere Entwicklungen, wie dem Einfrieren von Eizellen in jungen Jahren, um nach der Karriere zum Wunschkind zu kommen, würden nur eine vermeindliches Freiheitsversprechen sein.
Kelle plädiert im Gegensatz dazu, der Mutterschaft und Familiengründung wieder einen höheren Stellenwert einzuräumen. Es könne nicht sein, „das Kinderkriegen zu einem Armutsrisiko“ würde. Der Staat müsse dafür sorgen, dass Erziehungszeiten keinen Nachteil, sondern einen Bonus bedeuteten, und die Karrieremöglichkeit nach der Erziehungszeit dadurch ohne Nachteile ermöglicht würden. Beispielhaft nennt Kelle das Erfolgsmodell Frankreich, wo man mit einem dritten Kind praktisch steuerfrei sei.
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