Ein Wochenende in Istanbul

Keine Kommentare Lesezeit:

Istanbul ist dank Turkish Airlines auch für deutsche Flugreisende ein beliebter Umsteigeflughafen auf dem Weg nach Asien und Afrika. Ein absoluter Frevel, die Gelegenheit nicht wahrzunehmen, um mindestens drei Tage in dieser aufregenden Metropole zu verweilen. / Aus unserer Rubrik Stilvoll Reisen.

Meine Vorstellung von Istanbul bestand vor meinem Besuch aus einer Mischung aus Kairo (heute) und Berlin Kreuzberg (vor 20 Jahren). Also irgendwie charmant arabisch und leicht vernachlässigt. Doch so ist das halt mit Vorurteilen, keines trifft zu. Istanbul ist eine junge, grüne Stadt mit nagelneuer Infrastruktur, spannender Architektur (neu und alt) und reicher Kultur.

Leben am Bosphorus

Die einzigartige Mischung aus Europa und Asien

Wer sich also darüber beklagt, dass Touristenstädte sich zunehmend gleichen, vor allem im Angebot, der findet in Istanbul eine echte Alternative. Es ist die Mischung aus Europa und Asien, die den Orient hier definiert, und das Istanbuler Leben spielt sich – unabhängig von der Jahreszeit – definitiv auf der Straße ab. Händler bieten ihre Ware feil, Männer sitzen beim Tee und spielen Karten, dazwischen Frauen, Kinder, Alte, Touristen, und im Hintergrund ruft der Muezzin zum Gebet.

Die türkische Metropole hat 15 Millionen Einwohner und es gibt viele Zentren, für Touristen am interessantesten sind sicherlich die Altstadt (z. B. mit Hagia Sophia und Grand Bazaar) und die daran anschließenden Stadtviertel entlang des Bosporus mit vielen weiteren bekannten Sehenswürdigkeiten.

Mandarin Oriental Bosphorus

Mandarin Oriental Hotel mit dem besten Blick auf den Bosporus

Unsere Unterkunft der Wahl war aufgrund der herausragenden Lage das Mandarin Oriental Hotel. Es liegt direkt am Bosporus, der Meerenge zwischen Europa und Asien, die das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbindet und quasi im grünen, da die dahinter liegenden Hänge vollständig mit Bäumen bewachsen sind.

Vor dem Ersten Weltkrieg reihten sich an diesem kilometerlangen Abschnitt die schönsten Paläste der gesamten osmanischen Welt aneinander, die in ihrer Blütezeit wohl mit dem Canal Grande in Venedig konkurrierten. Leider wurden sie alle im frühen 20. Jahrhundert zerstört, viele von ihnen durch Industrieanlagen ersetzt. In den 1990er Jahren übernahm erst das Clubleben, dann luxuriöse Hotels und Villen. Heute parken wieder die Yachten statt Kohleschiffe am Ufer.

Zimmer mit Meerblick im Mandarin Oriental Bosphorus

Mondäne Residenz

Wie ein kleiner Palast wurde das im September 2021 eröffnete Hotel ans Ufer gebaut und wir fühlen uns tatsächlich ein wenig wie in der mondänen Residenz moderner arabischer Royals. Opulenz und Grandeur prägen das Hotel, aber nicht Gold und Plüsch. New Generation Wealth eben.

Die Architekten haben mit neoklassizistischen Bauformen gespielt, dabei aber alle Vorteile des Neubaus genutzt. So ist unser Zimmer zu einer Seite komplett verglast, wir haben vollen Blick auf den Bosporus, den Beylerbeyi-Palast und die Kuleli-Militärakademie am anderen Ufer. Klavierlack-glänzende Palisander-Wandverkleidungen und Möbel dominieren den Raum und erinnern uns an luxuriöses Yacht-Design. Das Bad mit heimischem Marmor unterstreicht diesen Anspruch. Es ist ein Wohlfühl-Zimmer und dennoch zieht es uns hinaus.

Heimischer Marmor in der Bosphorus Suite

Eine ruhige Oase mitten in Istanbuls Stadtleben

Fußläufig zum Hotel befindet sich das beliebte Ausgehviertel Ortaköy mit den exklusivsten Nachtclubs und Bars Istanbuls, wo Film- und Popstars die Nächte durchtanzen. Nicht selten beginnt eine solche Nacht im Hakkasan, dem Ableger des aus London stammenden und 2001 mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten kantonesischen Restaurants, das mit Filialen in den Metropolen der Welt derzeit als In-Lokal gefeiert wird.

Traditionelle Holzhäuser in Arnavutkoy

Charmante Stadtviertel für Kultur und Shopping

Weiter entlang des Ufers liegen Arnavutköy und Kuruçeşme. Die beiden Stadtviertel sind bekannt für das Zusammenspiel von altem Charme und modernem Flair.

Hier haben sich einige Straßenzüge mit Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert erfolgreich der Modernisierung widersetzt und machen es zu einem der schönsten Viertel entlang des Bosporus, auch wegen ihrer atemberaubenden Ausblicke auf das Meer.

Shopping in Bebek

Für Shopping-Enthusiasten bietet Bebek eine Vielzahl an Boutiquen und gehobenen Geschäften mit Designerkleidung, exquisitem Schmuck und einzigartigen Souvenirs.

Auf der Terrasse des Novikov, einem der 4 Top Restaurants im Mandarin Oriental Bosphorus

Eine Reihe von Top Restaurants

Das Mandarin Oriental Bosphorus ist auch für die einheimische Society ein Place-to-be, so haben wir alle vier Restaurants des Hotels stets gut besucht erlebt und fanden besonders das Olea herausragend, das mit italienischer Küche glänzt. Auch schon beim Frühstück wird man sehr verwöhnt, mit den vielen kalten und warmen türkischen Spezialitäten ist es schon fast ein Brunch.

Einer der zwei Außenpools im Mandarin Oriental Bosphorus

Spa, Wellness und Fitness auf 3500m2

Ehrensache für die asiatische Hotelkette und für uns auch immer ein Grund, auf unseren Reisen ein Mandarin Oriental auszuwählen: Auch hier am Bosporus gibt es ein riesiges Spa mit Schwimmbad, Saunen und Hamam; wer also nach einem Sightseeing-Tag müde Beine hat, kann sich hier nach allen Regeln der Kunst verwöhnen lassen.

Deckenmosaike in der Blauen Moschee

Hagia Sophia, Blaue Moschee und Grand Bazaar

Die drei genannten sind die Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt, Wiege auch unserer Kultur (Byzanz) und auf jeden Fall einen Besuch wert. Am besten mit einem einheimischen Führer, der bereits im Vorfeld den Kartenkauf übernimmt und einen durch das Altstadtchaos leitet. Alle drei liegen nah beieinander, man kann es also wunderbar zu Fuß machen und wie wir dazwischen ein Mittagessen über den Dächern einlegen.

Shopping im Grand Bazaar

Ein wahres Spektakel ist der Kapalı Çarşı („osmanisch überdachter Markt“), im Deutschen „Großer Basar“. Es ist mit 31.000 m² und über 4000 Geschäften das flächenmäßig größte Einkaufszentrum Europas und das seit dem 15. Jahrhundert. Neben dem Gewürzmarkt ist er vor allem für die gefälschten Markenartikel bekannt. Das wird hier so konsequent gemacht, dass bei Marken wie Rolex, Dior und Balenciaga ganze Geschäfte mitsamt Ladenschild, Einrichtung und Displays nachgebaut werden.

Dolmabahçe-Palast

Taksim Square und Dolmabahçe-Palast

Nachdem wir am ersten Tag die Altstadt-Sehenswürdigkeiten „abgearbeitet“ hatten, begannen wir am zweiten Tag das Viertel Beyoglu mit dem bekannten Taksim Square und seinen vielen Restaurants und Shopping-Möglichkeiten anzuschauen. Souvenirs, nach denen Sie Ausschau halten sollten: handbemalte Mokka-Tassen mit traditionellem Muster, Olivenöl-Seife (ganz ohne Chemie) und natürlich orientalische Gewürze.

Am Bosporus unterhalb des Taksim Square liegt der Dolmabahçe-Palast. Erbaut 1856, war die superlative Anlage (45.000 Quadratmeter, 46 Säle, 285 Zimmer) die letzte Residenz der osmanischen Sultane. Ein Must-See nicht nur wegen des Harems.

Strassenszene in Karaky ( Bild: Go Turkiye / Yusuf Gedik )

Szeneviertel Karaköy

Ein Spaziergang entlang des Bosporus führt zum Szene-Viertel Karaköy. Einst bekannt für die vielen Fischhändler und Werkstätten, reihen sich heute Kunstgalerien, Designhotels, Cafés und Szene-Restaurants aneinander und besonders am Abend explodiert hier förmlich das Leben, wenn Touristen und junge Istanbuler das Viertel einnehmen. Passenderweise sind das Österreichische St. Georgs-Kolleg, die Deutsche Schule, und das Lycée Français St. Benoit auch in Karaköy.

Karaköy ist übrigens berühmt für seine Fischrestaurants, insbesondere rund um den lokalen Fischmarkt. Der befindet sich an der Unterseite der Galata-Brücke sodass man bei fangfrischem Fisch den Blick auf das Goldene Horn geniessen kann.

Kilic Ali Pasha Haman

Türkische Badekultur kennenlernen

Ein Tipp des Mandarin Oriental-Concierges führte uns zum Hamam Kilic Ali Pasha. Die hallenartigen Räume aus dem 16. Jahrhundert sind absolut spektakulär und die Hamam-Behandlung Balsam für die Seele: Es wird nach Geschlechtern getrennt, bis frühen Nachmittag sind die Damen dran, die Herren dürfen dann bis in den späten Abend kommen. Nach einem Tee in der großen Kuppelhalle führt man uns in den eigentlichen Hamam und wir werden mit reichlich heißem Wasser übergossen. Auf der heißen Marmorplatte im Zentrum des Raumes werden wir dann „abgelegt“, damit die Wärme und die Feuchtigkeit die Haut aufweichen können. Nach ausgiebiger Ruhephase beginnt dann die eigentliche Behandlung, die eine Mischung aus Körperpeeling und Massage ist. Nach erfolgter Absolvierung dieses Programms werden wir in Tücher eingehüllt und dürfen noch einmal bei Tee entspannen. Die meisten guten Hotels und so auch das Mandarin Oriental bieten das Hamam-Ritual auch als Einzelbehandlung an, doch wir finden, wenn man die türkische Kultur wirklich kennenlernen möchte, sollte man sich auf ein öffentliches Bad einlassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Language