SMEC 2018: Jinan als Chance für den deutschen Mittelstand

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Welche Dynamik in China herrscht, ist weitläufig bekannt. Welches Potential in den deutsch-chinesischen Beziehungen liegt, auch. Wie diese in Zukunft aussehen können und welche Möglichkeiten sie für die beiden Länder bereithalten, war Thema einer deutsch-chinesischen Konferenz. DDW berichtet aus Jinan (China).

Bei der Sino-German SME Cooperation & Communication Conference 2018 (kurz SMEC 2018) konnten deutsche Unternehmen sich einen Überblick über die Möglichkeiten der Kooperation mit chinesischen Firmen verschaffen. Um die deutsche „Industrie 4.0“ und Chinas „Made in China 2025“ weiter zusammen zu bringen, waren viele deutsche Vertreter aus mittelständischer Wirtschaft und der Politik nach Jinan gekommen. Aktuelle Entwicklungen in Schlüsselthemen wie Intelligente Fertigung, Lebenswissenschaften, Human Ressources, Künstliche Intelligenz und Big Data wurden diskutiert und weitere Kooperationen auf den Weg gebracht. Eine profitable Chance auch für den deutschen Mittelstand.

Jinan richtete die Sino-German SMEC zum vierten Mal aus

Während der Konferenz hatten über einhundert europäische Unternehmen die Chance mit genauso vielen lokalen Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Auf den Gebieten von Lasertechnologie und Lebenswissenschaften konnten bereits auf der Konferenz konkrete Projekte initiiert werden. Insgesamt wurden Verträge über Investitionen in Höhe von 2,56 Milliarden Euro unterschrieben.

Die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam angehen

Bereits zum Eröffnungstag wurde deutlich, wie intensiv und hochkarätig die nächsten Tage werden sollten. Ein großer Empfang mit zahlreichen politischen Entscheidern aus China und Europa, darunter auch Martin Schulz und Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping (beide SPD), aber auch Medienvertretern wie DDW-Herausgeber Michael Oelmann, bot den anwesenden Wirtschafts-, Forschungs- und Interessenvertretern ein breites Forum, um sich hochrangig zu vernetzen. Die Folgetage sollten weiter in dieser Dynamik ablaufen. Neben Reden und Keynotes wichtiger Vertreter aus Politik und Wirtschaft folgten u.a. Foren zu den aktuellen Wirtschaftsthemen.

Martin Schulz (SPD) führte auf der Konfernez Perspektiven und Hemmnisse der weiteren deutsch-chinesischen Zusammenarbeit aus

Matchmaking führt deutsch-chinesische Unternehmen zusammen

Die Konferenz stand auch im Zeichen des Matchmaking. Es sollte sowohl mittelständischen deutschen, als auch lokalen chinesischen Firmen die Chance gegeben werden, durch eine Präsentation ihres Unternehmens geeignete Verbindungen zu knüpfen. Zudem war es Thema verschiedener Vorträge, wie die deutsch-chinesischen Verbindungen verbessert und der wirtschaftliche Fortschritt beider Länder noch profitabler gestaltet werden könnte.

Die Unternehmen wurden im Vorhinein der Konferenz „gematched“ – sprich: es wurden die Kooperationsanforderungen der teilnehmenden Unternehmen gesammelt, ausgewertet und so Unternehmen zusammengeführt. Unternehmen konnten sich so zielgerichteter auf der Veranstaltung finden und austauschen.

Eine Delegation aus Dresden knüpft Kontakte zu lokalen Chinesischen Firmen auf dem Matchmaking-Event

Unter den deutschen Teilnehmern waren kleine und mittelständische Unternehmen, Forschungsinstitute, öffentlichen Institutionen und Politiker. Zu ihnen zählten u.a. Dresden Aerospace AG, EA Systems Dresden GmbH, Fraunhofer-Institute für Werkstoff- und Strahltechnik IWS, Institut für Luft- und Kältetechnik gGmbH, STRABAG Umwelttechnik GmbH, Silicon Saxony oder Teletronic Rossendorf GmbH.

Große Maßstäbe: Die Hightech-Zone Jinan

Die chinesischen Unternehmen waren fast ausschließlich in der Hightech-Zone Jinan angesiedelt, einem gigantischen Wirtschaftsprojekt, das für China als mustergültig gilt. 1991 genehmigte der Staatsrat den Bau mehrerer Hightech-Zonen in verschiedenen Gebieten Chinas, zu denen auch Jinan gehörte, deren Ziel es war, das regionale Wirtschaftswachstum voranzubringen. Durch diese Zone sollten ausländischen Unternehmen Anreize geboten werden, sich in der Zone niederzulassen und speziell Forschung und Entwicklung bestimmter Bereiche zu fördern. Nach dem Vorbild entstanden so in ganz China bis heute 168 Hightech-Zonen.

Jinan, Hauptstadt der Provinz Shandong
Mit 1,4 Milliarden Einwohnern ist die Volksrepublik China das bevölkerungsreichste Land der Welt. Mit einem Geschätzen BIP von 11.940 Mrd. US-Dollar sind sie die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Nicht verwunderlich also, dass der chinesische Markt aus deutscher Perspektive gigantisch und für den deutschen Mittelstand oftmals unüberschaubar wirkt – einer der Gründe für die konkreten Ansatz der SMEC. Schon der Veranstaltungsort Jinan zeigt diesen Unterschied China und Deutschland. Mit 8,2 Millionen Einwohnern ist die Stadt mehr als doppelt so groß wie Berlin, und gilt in China doch als Mittelmetropole. Jinan ist einer der 37 Logistik-Knotenpunkte Chinas. Die Stadt bietet eine Verbindung zwischen dem Peking-Tianjin-Tangshan-Wirtschaftskreis und dem Jangtsedelta-Wirtschaftskreis. Zudem ist Jinan Hauptstadt der Provinz Shandong, und vielen auch bekannt als Stadt der Quellen: 72 verschiedene Quellen ziehen jedes Jahr tausende Touristen an. Kulturell und historisch wird Jinan oft mit dem Heimatort von Konfuzius in Verbindung gebracht – das Qufu liegt unweit von Jinan.  So wird oft behauptet, dass der Geburtsort der chinesischen Kultur in Shandong und damit bei Jinan liegt.

Die Jinan Hightech-Zone besteht momentan aus zehn verschiedenen Industrieparks mit einer Gesamtanzahl von ca. 50.000 Unternehmen und einer Gesamtfläche von 318 Quadratkilometern – also im Vergleich die Größenordnung einer ganze Wirtschaftsregion in Deutschland. Die Unternehmen der verschiedenen Industrieparks sind auf verschiedene Bereiche spezialisiert. So sind der Qilu Software Park (Software, Robotik und Halbleiterdesign), die „Life Science City“ (pharmazeutische Unternehmen) und im Osten der Stadt, die „Smart Equipment City“ (ansässig z.B Bosch und Continental) entstanden.

Jinan ist eine der Regionen, in denen 1991 der erste Batch nationaler Hightech-Zonen gegründert wurden

Seit 2016 gehört auch das Gebiet um den Jinan Flughafen zur Hightech-Zone, mit einer Freihandelszone sowie Fokus auf Logistik. Hier ist auch der Sino-European Manufacturing Park mit Fokus auf chinesisch-europäische Zusammenarbeit angesiedelt. Die Hightech-Zone hatte im letzten Jahr ein GDP-Wachstum von 12,1 Prozent, was deutlich über dem Durchschnitt der Stadt Jinan und dem Wachstum Chinas liegt. Kaum verwunderlich, dass Jinan als Ort des Kongresses ausgewählt wurde. Bereits seit vielen Jahren bildet sie einen wichtigen Pfeiler der Deutsch-Chinesischen Zusammenarbeit.

Wachsende Chancen

Die SMEC 2018 bot dazu ein lebhaftes Beispiel. Interessant vor allem: Der deutsche Mittelstand ist in seiner Bedeutung für chinesische Geschäftspartner klar erkannt. Besondere Chancen, speziell in Jinan, bieten sich dabei für Firmen aus dem Hightech- und Gesundheitssektor.

Als weiterer Erfolg der Konferenz kann die Einladung verschiedenster chinesischer Unternehmen und Regierungsvertreter der Hightech-Zone Jinan zu einer Konferenz rund um das Siedenstraßenprojekt nach Frankfurt, gewertet werden. Das von Rudolf Scharping Ende 2018 abgehaltene Treffen bot Partnerschaften, die in Jinan entstanden waren, die Möglichkeit, ihre Projekte weiter voranzutreiben.

Das SMEC 2019 wird im Oktober in Jinan stattfinden. Hauptthemen werden Intelligente Fertigung, Informationstechnologie und Lebenswissenschaften sein. Neben Unternehmensvorstellung wird Matchmaking wieder im Zentrum der Veranstaltung stehen. Anmeldungen zu Teilnahme sind bereits in den deutschen Büros in Dresden und Stuttgart möglich oder unter www.jinaninvest.com.

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