„Für Hardware-Startups ist der Anfang schwieriger“
Ralf G.J. Knoll ist mit seinem Unternehmen INOPTEC einer der 20 Nominierten zum Publikumspreis „Innovator des Jahres“. Der Erfinder einer einzigartigen Brillentechnologie mit „Schnelladaption inklusive Kontrasterhöhung“ berichtet im Interview über die Fallen und Freuden einer Unternehmensgründung – und was ihm die Innovator-Auszeichnung bedeutet.
Herr Knoll: Die Wahl zum Innovator des Jahres geht in die heiße Phase. Was haben Sie erlebt seit Ihrer Nominierung?
Die Nominierung eröffnete mir und meinem Startup die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit von potenziellen Geschäftspartnern und Investoren zu erregen – was im Zeitalter von Informationsüberangebot gar nicht so einfach ist. Von daher war ich sehr positiv überrascht, als ich Emails und Anrufe von Leuten bekam, an die ich selber nicht mehr geglaubt hatte. Auch wegen der klaren einfachen Sprache und dem Erklärvideo im Online-Presse-Artikel wurde vielen Lesern die Tragweite der „disruptiven Idee“ – in Abgrenzung zu graduellen Produktverbesserungen –, nämlich eines dringend benötigten Sichtverbesserungs-Systems nochmal verdeutlicht.
Wann wurde Ihnen klar, Unternehmer zu werden und später auch ein Startup zu gründen?
Ein „Unternehmer-Gen“ zu besitzen ist meines Erachtens eine anerzogene und quasi vererbte Grundhaltung (Streben nach Freiheit, Selbstverwirklichung etc.), die erstmal gar nichts mit der Fähigkeit zu tun hat, technische Lösungen zu generieren. Nachdem mein Vater Ende der 50iger Jahre kurz vor dem Mauerbau aus einer Unternehmerfamilie in Dresden mittellos in den Westen geflohen war, und alles hinter sich gelassen hatte, wurden mir als gebürtiger Wuppertaler die Begriffe und Werte wie „Freiheit“ und „Wiederaufbau“ am eigenen Leib wahrhaftig: Alle meine technischen Studiengänge, sei es in Wuppertal oder später in UK und USA, hatte ich durch eigens aufgenommene Darlehen finanziert und war schon damals „Investor in meine Zukunft“. Mir war schon im Studium völlig klar, dass ich mich eines Tages auf die eine oder andere Art selbständig machen werde.
Was sind aus Ihrer heutigen Sicht die größten Hürden, die man als Gründer eines Hardware-Startup meistern muss?
Die größte Hürde besteht darin, die Startphase mit ausreichend Seed-Money und mit dem richtigen Team zu schaffen, so dass die „Henne-Ei-Situation“ mit ersten kleinen Umsätzen überwunden werden kann. Hierbei sind hartnäckiges Durchhaltevermögen, der Wille zum Erfolg und langer Atem notwendig – aber auch Mut und Kreativität bei der Kapitalakquise und beim Team-Aufbau. Bei Hardware-Startups ist dieser Anfang viel schwieriger als bei Software-Startups, weil der Weg zu den Prototypen, geschweige denn zum verkaufbaren Produkt, das sämtliche Normen wie CE, TÜV, GS etc. erfüllt, länger und komplexer ist. Die gute Nachricht ist jedoch, dass man mit Hardware-Startups unter dem Strich genauso viel Geld verdienen kann wie mit Software, zumal sich Hardware viel leichter patentieren und monopolisieren lässt – und wenn diese Technologie obendrein auch noch „dringend benötigt“ wird, wie z.B. bei Herzschrittmachern, Hörgeräten und Sehhilfen, dann ist der langfristige Erfolg praktisch garantiert.
An welchem Punkt auf diesem Weg sind Sie?
Wir stehen jetzt vor dem Ende der Startphase, haben über 8 Patente in mehr als zehn Ländern auf den Weg gebracht und zig Anwendungsfälle, in denen es um die „Verbesserung von Sicherheit und Leistungsfähigkeit“ ging, erfolgreich getestet – von Schnelladaption, z. B. bei der Tunneleinfahrt, bis hin zu Kontrasterhöhung, z.B. beim Ablesen von Displays trotz Sonneneinwirkung. Damit haben wir heute ein patentiertes Sicherverbesserungs-System, welches potenziell Leben retten und im Sport (Ski, Bike, Rennen aller Art) Ergebnisse verbessern kann. Als nächstes geht es also um konkrete Produktpartner in den Bereichen Sport, Medizin, Automotive, Avionik, Industrie 4.0 und Sicherheitskräfte.
Wie groß war und ist die Bereitschaft in Deutschland, Investoren für eine solche Idee zu finden?
2015 stiegen Unternehmer eines BMW-Zulieferunternehmens als „Angel“ ein, weil sie die Notwendigkeit von elektronischem Blendschutz zum Ablesen von Augmented-Reality-Inhalten gegen eine tief stehende Sonne sofort erkannten. Im Sommer werden wir für den Markteintritt der Technologie eine nächste Runde mit rund zwei Millionen Euro machen. Ich bin sehr zuversichtlich, dafür Business-Angels und Investoren auch aus Deutschland zu finden.
- „Dem menschlichen Auge ein Upgrade verpasst“: Nominierungsbeitrag zum Innovator des Jahres
Ralf G.J. Knoll und INOPTEC stehen zur Wahl zum „Innovator des Jahres“.
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