Familienunternehmer stellen eigene Industrie-Strategie vor

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Der Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER veröffentlicht als „Nationales Fitness-Programm“ seine Industrie-Strategie, die sich diametral von der viel kritisierten „Industriestrategie 2030“ von Bundeswirtschaftsminister Altmaier unterscheidet. Die konkreten Vorschläge der Familienunternehmer wurden dem Bundeswirtschaftsminister bei einem Abendessen im Ministerium übergeben.

„Wir freuen uns, dass uns der Wirtschaftsminister zur Weiterentwicklung seiner Strategie eingeladen hat. Denn wir sehen Alternativen zu einem Subventionswettlauf mit Staatswirtschaftsländern. Inhaltlich sind wir mit Herrn Altmaier zwar noch unterschiedlicher Meinung. Aber der Dialog über den besten Weg, wie der Systemwettbewerb gegen ein staatskapitalistisches System geführt und gewonnen werden kann, ist eröffnet“, erklärt Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Verbands DIE FAMILIENUNTERNEHMER.

Feier ohne Altmaier

Der Hamburger Unternehmer Reinhold von Eben-Worlée (62), der im Rahmen der 70-Jahr-Feier des Wirtschaftsverbandes Ende vergangener Woche in Berlin mit überwältigender Stimmenzahl im Amt als Präsident des Verbandes bestätigt wurde, hatte sich in den vergangenen Wochen an die Spitze der Kritiker gegen die Industriestrategie Altmaiers gesetzt (siehe auch Meinungsbeitrag auf DDW).

Traf mit seinem ordnungspolitischem Kompass den Nerv der Zuhörer: FDP-Chef Christian Lindner bei der 70-Jahr-Feier des Familienunternehmer-Verbandes in Berlin (Bild: Marc-Steffen Unger )

Bei der Jubiläumsfeier des Wirtschaftsverbandes Ende vergangener Woche in Berlin fehlte der Wirtschaftsminister – der Verband hatte ihn aus Protest gar nicht erst eingeladen. In den Reden der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles (SPD), Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), Ralph Brinkhaus, dem Vorsitzender der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion, und des CDU-Generalsekretärs Paul Ziemiak gab es zu dem umstrittenen Papier kein Wort. Es blieb FDP-Chef Christian Lindner vorbehalten, am Schlußtag der Feierlichkeiten am Freitag mit einem flammenden Plädoyer für Mittelstand und marktwirtschaftliche Ordnungspolitik stürmischen Applaus unter den Familienunternehmern zu ernten.

Anders als in Altmaiers Strategie setzen die Familienunternehmer mit ihrem „Nationalen Fitness-Programm“ auf eine offensive Wirtschaftspolitik, die die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen in den Mittelpunkt stellt. Das Konzept sei zudem in großen Teilen sofort umsetzbar – nicht erst 2030.

„Unsere Chance besteht darin, uns auf unsere Stärken zu besinnen“

Als kurzfristig umsetzbare, über den nationalen Gesetzgeber sofort leistbare Maßnahmen, schlagen die Familienunternehmer beispielsweise die Streichung einer Gerichtsinstanz zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren vor. Als kurz- und mittelfristige strategische Strategien enthält das Fitness-Programm diverse Maßnahmen zur Umsetzung im Systemwettbewerb der EU mit Drittländern. So müsse Deutschland mit Verbündeten seine wirtschaftliche Stärke ins Spiel bringen, um die WTO wieder zu der maßgeblichen Plattform für Handelsfragen zu machen.

Von Eben Worlée: „Wir sollten uns hüten, aus Angst vor Ländern wie China deren protektionistische Maßnahmen zu kopieren oder unser Beihilfengesetz aufzuweichen und ebenfalls auf Subventionen zu setzen. Unsere echte Chance besteht darin, uns auf unsere Stärken zu besinnen und genau diese zu exportieren: beispielsweise unsere europäischen Wettbewerbsstandards. Die beste Hilfe sind nicht Subventionen und staatlich geförderte Großfusionen, sondern wäre eine intelligente zivilrechtliche Rahmensetzung. Dabei sollten Deutschland und die EU selbstbewusst ihre Wirtschaftsmacht einsetzen – zur Setzung von Standards und Marktöffnungen.“

Als schnell umsetzbar schlagen die Familienunternehmer konkrete Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und für die Attraktivität von Risikokapital vor. Sie unterbreiten Vorschläge für ein einfacheres und konkurrenzfähigeres Unternehmenssteuersystem sowie für eine höhere Geschwindigkeit bei staatlichen Genehmigungsverfahren und für den schnelleren Ausbau staatlicher Infrastruktur. Von Eben-Worlée: „Unser Staat muss um so viel schneller werden, wie der Standort Deutschland teurer ist.“

 

Bild oben: Marc-Steffen Unger

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