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DDW TopEntscheider: Martin Dachselt
DDW zeigt CEOs und Unternehmer von ihrer persönlichen Seite. Wir fragen in der Reihe „TopEntscheider“ nach Herausforderungen, Plänen und persönlichen Antrieben. Heute beantwortet von Martin Dachselt, Geschäftsführer und Gründer von Bayes Esports Solutions GmbH.
Was ist die größte Herausforderung, vor der die deutsche Wirtschaft Ihrer Meinung nach aktuell steht?
Die deutsche Wirtschaft hat eine starke Position. Diese in Zeiten der digitalen Transformation zu verteidigen, wird eine große Herausforderung für die Zukunft. Deutschland hat zwar einige erfolgreiche Startups im Bereich der digitalen Wirtschaft, wie zum Beispiel Delivery Hero, Zalando, oder in der FinTech Industrie. Aber bei vielen Unternehmen wird es einen massiven Transformationsprozess geben. Ich denke unter anderem an die Autoindustrie. Sie wird auch in Zukunft da sein, aber möglicherweise an Gewicht verlieren. In neuen Feldern Anschluss zu gewinnen und wieder eine führende Position einnehmen – hier tut sich Deutschland schwer, insbesondere bei den Verbrauchertechnologien. Doch gerade diese Endkunden-Geschäfte sind so wichtig, wie Google, Uber, Amazon oder Alibaba zeigen.
Welches Projekt in Ihrem Unternehmen begeistert Sie zur Zeit am meisten?
Das ist eindeutig BEDEX, der erste unabhängige Marktplatz für E-Sports-Daten. Mit diesem Service gelingt es uns, ein Industrieproblem zu lösen. Denn dass Daten im E-Sports allgemein verfügbar, korrekt und akkurat sind, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Für die Datenkonsumenten, wie beispielsweise Buchmacher oder Medien, ist das ein großes Problem, insbesondere im E-Sports, der viel agiler und schnelllebiger ist als der traditionelle Sport. Die Datenkunden benötigen Daten mit hohem Detailgrad für alle Events und Spiele, und zwar am besten aus einer Hand. Hinzu kommt, dass Exklusivverträge zwischen Dienstleistern und Rechteinhabern eine breite Verteilung und Standardisierung erschweren. So haben Wett- und Medienunternehmen häufig nur Zugriff auf die Daten einzelner Organisatoren oder Turniere. Mit BEDEX können Datenkonsumenten über eine einheitliche Schnittstelle nicht nur auf zuverlässige Live Daten zugreifen, sondern mit diesen auch komplexe Produkte wie Echtzeit-Visualisierungen und Wahrscheinlichkeitsmodelle erstellen.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Der Versuch ist nichts, nur das Ergebnis zählt. Das soll nicht negativ klingen. Ich weiß selbst, dass man manchmal mehrere Versuche braucht, bevor man zu einem guten Ergebnis kommt. Auch das ist wichtig. Aber letzten Endes entscheidet das Ergebnis.
Welches Buch oder welcher Denker hat Sie am meisten beeinflusst?
Einen absoluten Favoriten zu nennen fällt mir schwer. In jüngster Zeit hat mich “Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen” sehr begeistert. Wenn man darüber nachdenkt und das eigene Handeln reflektiert, sind dort viele Fehler beschrieben, die man in der täglichen Praxis macht.
Gibt es jemanden, dem Sie Ihr Unternehmen blind anvertrauen würden?
Ich arbeite mit einem sehr starken Managementteam zusammen. Ihnen für Wochen, vielleicht auch Monate die operative Führung anvertrauen, ja, aber die Umsetzung der langfristigen Strategie und die Reaktion auf Marktänderungen behalte ich doch gern lieber in meinen Händen.
Was für eine Art Chef sind Sie?
Als Chef verändert man sich ja auch. Wenn ich an meine erste führende Position zu Studienzeiten denke, als ich einen Internetprovider gegründet habe: da hatte ich überhaupt nicht die Tools moderner Menschenführung. Ich war häufig ungeduldig, konnte auch autoritär sein. Ich kannte nur fachliche Führung und habe meine Anforderungen eins zu eins auf andere übertragen. Heute weiß ich, dass es verschiedene Faktoren wie Lebenssituation und Ziele zu berücksichtigen gilt. Insbesondere in meiner Zeit bei Delivery Hero habe ich zunehmend zum ganzheitlichen Führungsstil gefunden. Das bedeutet zum Beispiel, dass ich auf Vertrauensbasis führe. Klar überprüfen wir gemeinsam die Ergebnisse, aber meine Mitarbeiter können und sollen Verantwortung übernehmen, wirklich verstehen, im Team begeistert mitwirken und nicht einfach nur Tasks abarbeiten.
Wann und wo kommen Ihnen die besten Ideen?
Pauschal kann man das schwer sagen. Sicherlich kommen viele fundamental technische Ideen nach intensiven Denkvorgängen, aber auch in der Freizeit, die sich bei mir stark mit dem Job vermischt. Ich liege manchmal auf dem Sofa oder auch in der Badewanne, und dann fällt mir etwas ein – und ich muss schnell an meinen Schreibtisch.
Die „Paralleluniversumsfrage“: Wenn Sie heute nicht in Ihrer jetzigen beruflichen Position wären, wo wären Sie dann?
Ich stelle mir keine hypothetischen Fragen. Klar, wenn ich Fehler mache, reflektiere ich die Entscheidungen, die dem Fehler – oder wie auch immer man das interpretieren will – vorausgegangen sind. Aber ich denke nicht darüber nach, was denn wäre, wenn ich eine andere Entscheidung getroffen hätte. Das ist nicht zielführend, insbesondere bei der Komplexität der Vorgänge.
Was würden Sie Ihrem 20jährigen Ich aus heutiger Sicht mit auf den Weg geben?
Ich würde mir etwas mehr Selbstvertrauen verordnen.
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