Wer kauft wen: Die Firmenkäufe in 2019 in Deutschland

Keine Kommentare Lesezeit:

Mit 23 Transaktionen schließt das Jahr 2019 im Bereich der Firmenkäufe ab. Damit ergibt sich für das Gesamtjahr ein 5-Jahres-Tiefststand von insgesamt 571 Transaktionen. Hier die wichtigsten Deals.

Geld ist da, aber die Targets werden knapper: Nur 571 Firmentransaktionen konnten im Jahr 2019 vom DDW-Branchendienst Wer kauft wen vermeldet werden. Das waren exakt 200 weniger als im Vorjahr, als mit 771 Transaktionen der bisherige Höchstwert gemessen wurde, seit 2015 der Informationsdienst Wer kauft wen von DDW seine Aufzeichnungen begonnen hat. In Zeiten von Nullzinsen und praller „Kriegskassen“ bei vielen Unternehmen und Investoren scheinen die Möglichkeiten zu sinken, aussichts- und ertragsreiche Unternehmensinvests zu finden.

Familienunternehmer kauften 2019 am häufigsten

Der Dezember macht hier keine Ausnahme: 23 Firmenkäufe wurden durchgeführt – der niedrigste Monatswert des vergangenen Jahres. Doch hatten die es in sich: neun der 23 Unternehmen waren Großunternehmen, zehn waren Mittel- und nur vier Kleinunternehmen (Beispiele siehe unten).

Besonders aktiv waren im Dezember Investoren, die acht Mal zugriffen. Konzerne und Familien kauften je fünf Mal dazu. Auf das gesamte Jahr betrachtet waren Familienunternehmer am aktivsten bei den Firmenkäufen:

  1. Familien 162 Käufe
  2. Investoren 161
  3. Konzerne 93
  4. Partner 57
  5. Sonstige 54
  6. Kommunen 16
  7. Stiftungen 10
  8. Genossenschaften 9
  9. Kooperationen 3
  10. Banken/Versicherungen 2
  11. Vereine 2
  12. Kirchlich 1
  13. Verbundgruppen 1

Als Erste von Bewegungen erfahren: Wer kauft wen im DDW-Leserservice 
Die DDW-Rankingredaktion bildet mit Wer kauft wen aktuell die Firmenbewegungen von deutschen Klein- über Mittel- bis Großunternehmen ab. Vielfältige Unternehmensangaben und -kennziffern bieten eine hohe Datentiefe für professionelle Anwendungen. Hier die Bezugsmöglichkeiten

Maschinenbauer waren 2019 am gefragtesten

Die Branchen der gekauften Unternehmen waren im Dezember divers. Heraus stechen nur Konsumgüterhersteller mit fünf Transaktionen und Maschinenbauer mit drei Vorfällen. Insgesamt waren 2019 bei den 571 Verkäufen diese Branchen am meisten gefragt:

  1. Maschinenbau 65 Transaktionen
  2. Berater & IT 64
  3. Medien & Agenturen 59
  4. Elektrotechnik & Medizintechnik 43
  5. Immobilien & Gebäudeservice 33
  6. Autoindustrie & Flugzeugbau 31
  7. Chemieindustrie 30
  8. Konsumgüterhersteller 28
  9. Technik & Auto 23
  10. Grosshandel 22
  11. Finanzen & Versicherung 21
  12. Gastronomie & Touristik 21
  13. Gesundheit 20
  14. Transport & Logistik 19
  15. Mode & Lifestyle 16
  16. Drogerie & Haushalt 13
  17. Lebensmittelindustrie 13
  18. Bauindustrie & Stahl 12
  19. Kommunales 11
  20. Lebensmittelhandel 9
  21. DIY & Einrichten 7
  22. Getränkeindustrie & Tabakwaren 7
  23. Freizeit & Unterhaltung 4

Wie alt sind Unternehmen, die verkauft werden?

Eine interessante Analyse des Jahres 2019 bietet der Blick auf die Gründungsjahre der Unternehmen. Zwar waren mit Unternehmen wie den Schwäbischen Hüttenwerke SHW AG, deren Anfänge sich auf das 14. Jahrundert rückverfolgen lassen, oder der Brauerei Sigwart, die 1451 gegründet wurde, auch besonders traditionsreiche Unternehmen auf der Transaktionsliste. Doch die häufigsten Unternehmensalter, bei denen der Eigentümer wechselte, waren andere.

Die häufigsten Gründungsjahre der Transaktionen 2019:

  1. Gründungsjahr 1990: 13 Verkäufe
  2. 1999 / 12
  3. 1919 / 11
  4. 2007 / 11
  5. 2001 / 10
  6. 2000 / 9

Einige Unternehmensverkäufe des Monats Dezember im Detail:

Christian Gries ist weider alleiniger Inhaber der Gries Deco Company GmbH. Die starke Expansion der letzten Jahre hat zu einer flächendeckenden Präsenz der Kette „Deport“ geführt (Bild: Unternehmen)

Gründerfamilie zurück am Ruder: Der bisherige Geschäftsführer und Minderheitsgesellschafter Christian Gries ist alleiniger Eigentümer der Gries Deco Gruppe. Er übernimmt im Rahmen eines Management-Buyouts von der Migros-Gruppe sämtliche Anteile an der Gries Deco Holding GmbH sowie an der Depot CH AG. Was vor über 60 Jahren ganz beschaulich als „Oskar Gries Fabrikation von künstlichen Früchten und Christbaumschmuck“ begann, hat den Sprung in die Moderne vorbildlich gemeistert. Heute ist die Gries Deco Company GmbH ein Unternehmen, das mit mehr als 7.700 Mitarbeiternim DACH-Raum rund 408 Millionen Euro jährlich umsetzt − Tendenz steigend. Vor allem mit der Marke „DEPOT“ und „ipuro“ setzt das Unternehmen mit dem Angebot von innovativen Design-Artikeln zu einem bezahlbaren Preis Trends in ihren Segmenten.

Für Gerry Weber mit seinen weiteren Marken Taifun und Samoon erwiesen sich die hohen Investitionen in ein eigenes Ladennetz als Holzweg. Das Unternehmen litt unter dem Rückgang der Kunden in den Innenstädten und dem Erfolg des Onlinehandels (Bild: Unternehmen)

J.P. Morgan steigt bei Gerry Weber ein: Die GERRY WEBER Gruppe kann mit Beginn des neuen Jahres  einen Neustart einleiten. Der bislang in Insolvenz steckende Modeanbieter Gerry Weber International AG hat durch die Übernahme von 195.000 Aktien durch den US-Finanzinvestor J.P. Morgan Securities frisches Geld erhalten. Das Amtsgericht Bielefeld hat daraufhin mit Wirkung zum 31. Dezember 2019 das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung aufgehoben. Dr. Christian Gerloff, ehemaliger Generalbevollmächtigter der GWI: „Das Insolvenzverfahren ist ein Musterbeispiel für das gelungene Zusammenspiel aller Beteiligten in der Eigenverwaltung. Nur so war es möglich, ein solch großes und komplexes Verfahren innerhalb nicht einmal eines Jahres zu beenden und dabei die weit überwiegende Anzahl der Arbeitsplätze, nämlich rund 3.600 bei GERRY WEBER und diejenigen bei der früheren Tochtergesellschaft HALLHUBER, zu erhalten“.

AUNDE-Chef Rolf A. Königs baut weiter an der Marktführerschaft von AUNDE. Auch für sein zweites Tätigkeitsfeld als Präsident des Fussball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach sieht es für das gleiche Ziel zur Zeit recht gut aus: Die „Fohlen“ stehen auf Rang 2 (Bild: Borussia Mönchengladbach)

AUNDE übernimmt Reinert: Die Mönchengladbacher AUNDE Group, führender Hersteller von Textilien und Sitzbezügen speziell für den Automotivebereich, übernimmt zu 100 Prozent Reinert Kunststofftechnik mit Sitz in Bissingen. Die Reinert-Gruppe entwickelt und produziert mit 350 Mitarbeitern an den Standorten Bissingen und Oradea in Rumänien hochwertige Kunststoffspritzgussteile und Baugruppen überwiegend für die Automobilindustrie. AUNDE erweitert mit diesem Schritt die bestehenden Kompetenzen für den Fahrzeuginnenraum mit der Technologie für Kunststoffspritzguß. Innerhalb der AUNDE Group wird Reinert Kunststofftechnik einen selbständigen Unternehmensteil bilden und unter Beibehaltung der Firmierung am Markt auftreten. Der bisherige Inhaber Jürgen Hahn verbleibt im Amt des Geschäftsführers und wird den geplanten Ausbau der Reinert Kunststofftechnik langfristig begleiten.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Language