Chardonnay-Juwel: Puligny-Montrachet 1er Cru ‚Clos de la Mouchère‘

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Rubrik „Weinperlen“ / Wenn Namen wie Pommard, Volnay, Meursault und Puligny-Montrachet fallen, bleibt bei keinem Weinfreund ein Auge trocken. Wenn man dann auch noch einen Wein von Henri Boillot im Glas hat, in diesem Fall einen Chardonnay aus Puligny-Montrachet, darf man sich glücklich und zufrieden schätzen und sich dem Genuss hingeben.

Henri Boillot ist eine Winzerlegende. Ein Mann, der von der internationalen Presse seit Jahren mit Lobeshymnen überschüttet wird und dessen Weine, insbesondere seine Chardonnay, zum Besten und Feinsten zählen, was Jahr für Jahr aus dem Burgund kommt.

Domaine Henri Boillot

Bereits 1885 wurde die Domäne von Henri Boillots Großvater gegründet. Henri kam 1975 „an Bord“ und hat sich zielstrebig zum Leiter des Weinguts hochgearbeitet. Im Jahr 2000 wurden die Keller und das Weingut in Meursault gebaut. 2008 trat sein Sohn Guillaume, der sich den Rotweinen verschrieben hat, der Domäne bei und 2011 wurden die Keller und Gebäude in Meursault erweitert indem man Weingärten in Puligny-Montrachet, insbesondere in der Appellation Batard erwarb.

Von den weltweit besten Lagen für Chardonnay aus Meursault, Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet stammen heute die Weine der Boillots. Sie stellen die Spitze der Côte de Baune dar. Er selbst sagt es klar heraus, was Weißwein für ihn ausmacht, nämlich „Ein Weißwein braucht Energie, ich lese auch einen Grand Cru nicht bei 14,5%.“ Womit auch schon ein großer Teile jenes Geheimnisses gelüftet ist, warum Henri Boillots Weine so elegant, so tänzelnd und voller Frische sind.

Einer seiner Weine steht diesmal zur Verkostung und Besprechung an, der Puligny-Montrachet 1er Cru „Clos de la Mouchère” blanc 2017. Dieser Chardonnay entstammt einer 4 Hektar umfassenden Monopol-Parzelle aus großartigem Kalk-Lehmboden mit über 80 Jahre alten Reben, die innerhalb des 1er Crus Les Perrières in Puligny-Montrachet liegen. Sie zählt zu den absoluten Spitzenlagen des Hauses. Und der Wein zu den Spitzentropfen von Henri Boillot.

Zaubert jedem ein Grinsen ins Gesicht

Es kann schon dauern bis man den ersten Schluck von diesem Tropfen zu sich nimmt. Zu betörend ist der Duft, der einem aus dem Glas entgegen strömt. Zu gerne riecht man sich in diesen zauberhaften Duft ein. Die ersten zwei Minuten zeigt er sich radikal floral und mineralisch, salzig gar im Riechorgan. Man merkt wie einem langsam aber sicher das Wasser im Mund zusammenläuft, wie man reflexartig zu schlucken beginnt. Erst nach und nach tauchen frische Aromen von rosa Grapefruit auf. Zitronen mischen sich dazu und als Unterfutter melden sich Akazienblüten zum Dienst. Traumhaft eingebettet alles in einer äußerst subtilen Holznote, die sich bestenfalls erahnen lässt, sich keine Sekunde auch nur irgendwie in den Vordergrund drängt. Abgerundet wird das Speichelfluss fördernde Aromenspiel von zarter Mandarinenfrucht. Ein Duft zum Reinsetzen.

Henri Boillot und seine „Babies“.

Zum Bleiben meldet sich der ‚Clos de la Mouchère‘ dann an, sowie er auf der Zunge Platz genommen hat. Da steht er dicht und voll auf ihr, ohne auch nur im Ansatz breit zu wirken. Natürlich ist er rund, natürlich hat er Kurven. Doch steht diesen eine Mineralik gegenüber, die dem Tropfen Drive und Frische geben. Ein Maul voll Chardonnay darf man ruhig sagen, reich an reifer Pampelmuse, immens subtil im Holzeinsatz, ein Schuss Kamille hinterher und an den Zungenrändern herrlich salzig. Ein Wein, der sich den Geschmackspapillen äußert elegant und vornehm vorstellt. Die geniale Zitrusnote und der freche Salzkick sorgen dafür, dass der Speichelpegel hoch in der Zentrale bleibt und man nicht umhin kommt, jeden Schluck mit einem leichten Grinsen in der Mimik zu quittieren.

Chardonnay zum Verlieben

Je länger der Tropfen in der Karaffe vor sich hin dümpelt und Sauerstoff aufnimmt, umso feiner, umso eleganter und klarer wird er. Am Gaumen baut er allerfeinsten Grip auf, langsam aber sicher kommt der Kalk durch und verstärkt die an sich schon großartige, steinig-salzige Mineralität. Im Mund fühlt sich der ‚Clos de la Mouchère‘ immer klarer an, entschlackt von seinen Kurven, die er am Ende nur mehr ganz dezent und leicht verhüllt zu zeigen bereit ist. Was in den Vordergrund tritt ist eine beeindruckende Länge, eine enorme Präzision im Mund. Da zeigt sich Tiefe verbunden mit Leichtigkeit und Druck mit vornehmer Eleganz in einer Balance, die man bestenfalls Zirkusakrobaten zugestehen mag.

Clos de la Mouchère 1er Cru

So rund und kurvig der ‚Clos de la Mouchère‘ auch sein mag, der hohe Puls, den ihm eine flotte Säureader einhaucht und die außergewöhnliche Mineralität, die sich in Form einer grandiosen Salzigkeit zeigt, machen diesen Chardonnay zu einem absoluten Zaubertropfen. Soviel Spaß wie der Kerl im Mund macht, so eindrucksvoll ist er auch im Finale. Zarte Würze, gepaart mit Saft und Salz in beeindruckender Harmonie, sowie einem endlos langen Nachhall, machen Henri Boillots ‚Clos de la Mouchère‘ zu einem Chardonnay, den man einfach mögen muss.

Stephen Tanzer sagt „Boillot hat das Privileg, mit den weltweit besten Lagen für Chardonnay aus Meursault, Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet arbeiten zu können“ und Allen Meadows, der international wohl renommierteste Experte des Burgunds, meint einfach: „Boillot: Das ist zweifellos der Olymp des Burgunds!“ Ich persönlich sage nur: „Ich bin gerade dabei mich wieder zu verlieben. In einen Chardonnay, der alle Sinne anspricht, und der jetzt bereits, obwohl sein Genussfenster erst ab 2025 beginnen soll, schon richtig gut zu trinken ist.“ In diesem Sinne sage ich wie immer: „Zum Wohl und ganz viel Weinvergnügen.“

Wein- und Bezugsinfos
Wein: Puligny-Montrachet 1er Cru Clos de la Mouchère blanc 2017
Lage: Les Perrières in Puligny-Montrachet
Anbau: Auf Ton und Kalkstein. Handlese.
Ausbau: 60% in neuen 350l Eichenfässern, Rest in Single-Vintage-Fässern.
Trinkreife: 2025 – 2035. Jetzt schon gut antrinkbar.
Serviertemperatur: 12˚C bis 14˚C.
Preis: EUR 129,00 (inkl. MWSt., zuzügl. Versand. Ab 6 Fl. in Deutschland versandkostenfrei)
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Weinperlen

Leo Quarda ist Weinjournalist und schreibt Verkostungsberichte für nationale und internationale Weingüter auf weinquellen.at. Ebenso schreibt er Weinbeschreibungen für zahlreiche Winzer und Weingüter selbst, sowie für den österreichischen und deutschen Online-Fachhandel.

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