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La Belle Vue: Weltklasse Pinot Noir. Oder einfach ’state-of-the-art‘
Rubrik Weinperlen / Einer geologischen Katastrophe ist es zu verdanken, dass der große Rheingraben in seiner heutigen Form existiert. Sie hat durch ihren Einbruch die Bergbuckel des Pfälzerwaldes nach oben befördert und zusammen mit anderen tief liegenden Gesteinsschichten die Grundlagen für die Rebstöcke des Weinguts Friedrich Becker in Schweigen in der Pfalz gebildet.
Gemeinsam machen dort Senior und Junior Fritz jene Weine, die in Deutschland wohl jedem Weinfreund bekannt sind. Der „alte Fritz“ und sein Sohn, der „junge Fritz“, die seit Jahren gemeinsam verantwortlich zeichnen für die sensationellen Qualitäten aus dem beschaulichen Ort, sind heute deutsche Winzerikonen. Das Weingut Becker ist Mitglied im VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter) wo man nicht nur über ausgewiesen beste Lagen verfügen muss, sondern auch die selektive Ernte von Hand, sowie der geringe Mengenertrag pro Hektar zwingend vorgeschrieben ist.
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Im Grenzland zwischen den Vogesen und dem Pfälzerwald, dort wo das Elsass an die Pfalz grenzt, sind die Böden mit besonderem geologischem Reichtum gesegnet. Neben Buntsandstein findet man in dieser Region jene Melange aus Kalk, Mergel und Ton, wie sie auch das Burgund auszeichnet. Nicht zufällig also hat Vater Becker hier vor über 40 Jahren Pinot Noir gepflanzt.
Mittlerweile ist aus der vagen Hoffnung und einer großen Vision Realität geworden: Friedrich Becker ist zu einem der besten Spätburgunderwinzer Deutschlands avanciert. Mit den Großen Gewächsen aus den Lagen Kammerberg, St. Paul und Heydenreich, die im Grenzgebiet Pfalz/Elsass überwiegend auf französischer Seite liegen, gelingen hier die exzellentesten Pinot Noirs.
Vor nicht allzu langer Zeit begann Fritz Junior in einer fantastischen Lage, die auf einem Kalksteinsockel thront, alte Gewürztraminerreben umzuveredeln, was enormes Wissen über den Prozess der Veredlung verlangt. Auf gerade einmal 0,8 Hektar steht dort jetzt Pinot Noir, den er mittels der auch im Burgund üblichen „Selection Massale“ aus eigenen Weinbergen gedeihen ließ. Unter der Bezeichnung „La Belle Vue“ abgefüllt, feierte dieser Wein, der hier beschrieben wird, mit dem Jahrgang 2015 sein Debüt.
Pinot Noir der Sehnsucht weckt
Funkelnd, wie ein lupenreiner Rubin, steht der „La Belle Vue“ im Glas. Hat man erst die Nase reingesteckt, findet man sich in einem ungeheuer würzigen, von roter Kirschfrucht durchzogenem Duft gefangen. Dunkle Waldbeeren vereinen sich mit einer feinen Eukalyptusnote, welche grandiose Frische mit ins Spiel bringt. Allerfeinstes Holz im Hintergrund sorgt dafür, dass man auf der Stelle an die grossen Burgunder Frankreichs denkt. Nirgendwo anders ist Holz derart fein in Weine eingebettet. Laub und Erde bilden einen genialen Unterbau, während sich mit jeder Minute Sauerstoffzufuhr die Kirschen immer stärker in den Vordergrund drängen und das Kommando übernehmen. Und aus dem Off blitzen plötzlich freche Zitrusnoten auf und zaubern einem ein erfreutes Grinsen in die Mimik.
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Hat man sich endlich satt gerochen an diesem höchst erfrischenden wie eindrucksvollen Duft und nimmt den ersten Schluck, ist man schlicht überwältigt. Reife rote Kirschfrucht und eine ausgesprochen flotte freche Zitrusnote lassen keine Zweifel aufkommen, wer das Regiment führt. Knackig, fein und elegant nehmen sie die Zunge in Beschlag und sorgen dafür, dass sie Purzelbäume schlägt. Was für eine frische Säurespur, die sich da an den Zungenrändern abrollt, einfach genial. Wenn einem während des Trinkens das Wasser im Mund zusammenläuft, und es zur selben Zeit am Gaumen traumhaft griffig wird, dann ist man ohne jeden Zweifel im Spätburgunder-Paradies angekommen. Was für ein Schauspiel das hier abgeht. Einfach groß!
Benchmark unter Deutschlands Spätburgundern
Wer dem „La Belle Vue“ ein wenig Zeit gibt, kann mitverfolgen wie sich der Tropfen zu einem immer feiner, immer griffiger werdenden Elixier verwandelt. Er wird trockener am Gaumen, sein Gerbstoffkleid ist derart fein, dass es jedem Vergleich mit feinstem Kaschmir standhält. Auf der Zunge aber rollt der Wein nach wie vor mit flottem Tempo und unveränderter Frische durch die Luke. Himbeeren haben sich dazu gesellt, Pampelmusen trauen sich hervor und auf der Zungenspitze nimmt man eine traumhaft subtile Salzigkeit wahr. Mit null Gewicht im Mund zieht der Tropfen seines Weges und verleitet einen ständig einen nächsten Schluck zu nehmen.
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Freunde gepflegter Pinots werden mit dem „La Belle Vue“ in der Sekunde Freundschaft schließen. Seine filigrane, ja fast transparent wirkende Textur ist aussergewöhnlich, seine subtile Mineralik einfach Weltklasse, und das Mundgefühl durch nichts zu schlagen. Die Kombination von roter Frucht + Salz + Eukaplyptus + allerfeinste Würze ist schlicht phänomenal. Die süßen Himbeeren und die Kirschen, sowie der freche Salz- und Zitrusstich bringen mächtig Drive ins Spiel, während die ungemein feine Würze für eine wunderbare Untermalung sorgt.
Man tut sich schwer, bei diesem Pinot Noir nicht in Lobgesänge auszubrechen, doch wer den Tropfen erst einmal im Mund hat, wird andächtig innehalten und sich in diesem wunderbaren Saft verlieren. Das ist Pinot Noir vom wirklich Feinsten, das ist Benchmark im deutschen Spätburgunder-Segment. Frankreich und Deutschland in totaler Harmonie vereint, mit einem Reifepotential für viele Jahre. Aufgrund der minimalen Erntemengen auch nur in kleinen Mengen verfügbar. Wer trotzdem eine Flasche dieses Ausnahmeweines ergattert, dem kann ich nur gratulieren und wie immer „Zum Wohl und ganz viel Weinvergnügen“ sagen.
Wein- und Bezugsinfos
Wein: Pinot Noir „La Belle Vue“ 2015
Lage: Oberhalb des Heydenreich mit über 60jährigen Reben
Anbau: Auf Kalkböden mit wenig Löss und Lehm
Ausbau: Barrique
Trinkreife: ab sofort – 2035+.
Serviertemperatur: 16˚C bis 18˚C.
Preis: EUR 240,00 (inkl. MWSt., zuzügl. Versand. Ab 6 Fl. in Deutschland versandkostenfrei)
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