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Liste der deutschen Unternehmen in chinesischem Besitz

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Immer wieder wird von einem drohenden „Ausverkauf“ deutscher Unternehmen nach China spekuliert. Doch stimmt das? Und wo sind Chinesen heute in Deutschland investiert? Die Datenbank „Deutsche Firmen in Auslandsbesitz“ von Die Deutsche Wirtschaft gibt Aufschluss.

 

Aktuell auf DDW: Zum Start der Olympischen Winterspiele in Peking wird verstärkt über das deutsch-chinesische Verhältnis diskutiert. Dabei stehen mit einiger Berechtigung politisch-moralische Aspekte im Mittelpunkt. Doch gerät nur zu oft die Bedeutung, die das breit angelegte deutsch-chinesische Verhältnis für die Sicherung und Entwicklung der ökonomischen Ressourcen in beiden Ländern hat, aus dem Blick. Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung hat die Bedeutung und die Rolle der wirtschaftlichen Beziehungen zusammengefasst. Hier werden die DCW-Positionen auf DDW dokumentiert

Eine Kennzahl gleich zu Beginn relativiert die Bedeutung chinesischen Aktivitäten in Deutschland: Nach der absoluten Anzahl der Unternehmen liegen chinesische Eigentümer mit 274 deutschen Unternehmen nur auf dem zehnten Rang. Mit Abstand führend sind US-Amerikaner mit 1.843 Unternehmen; gefolgt von Franzosen (887), Schweizern (808) und Briten (611) (hier zum vollständigen Landes-Ranking).

2016 übernahm der chinesische Midea-Konzern die Mehrheit an der Augsburger KUKA AG, einem weltweit führenden Anbieter in Sachen Robotik und Industrie 4.0 (Bild: Unternehmen).

Auch im Bezug auf die Bedeutung der Unternehmen, gemessen am kumulierten Umsatz, liegen chinesische Besitzer noch auf Rang 11: Ihre Unternehmen machen zusammen 40 Milliarden Euro Umsatz. Zum Vergleich: Deutsche Unternehmen im US-Besitz kommen auf zusammen 254 Milliarden Euro.

Klangvolle Namen

Doch finden sich in der Liste der 274 deutschen Unternehmen in chinesischem Besitz einige klangvolle Namen, wie die untenstehende Liste der größten 50 Unternehmen zeigt: Der Augsburger Robotik-Spezialist KUKA gehört dazu, ebenso wie Automobilzulieferer Grammer aus Arnberg, der Maschinenbauer KraussMaffei Group, der Gabelstaplerhersteller Still oder der Bekleidungshersteller TOM TAILOR.

Viele der Unternehmen blicken auf eine lange Historie zurück: Das durchschnittliche Unternehmensalter beträgt 70 Jahre.

Die Liste der deutschen Unternehmen in Auslandsbesitz
Die hier gezeigten Analysen basieren auf der DDW-Datenbank, die die 7.877 Unternehmen mit mehrheitlich ausländischen Eignern zusammenführt. Das DDW-Ranking ermöglicht den vollständigen Überblick sowie fundierte Profile in hoher Datentiefe zu diesen Unternehmen. Wie bei allen DDW-Rankings und -Datenbanken (hier der Überblick) liegt auch der Fokus dieser Datenbank auf der Unterstützung professioneller B2B-Anwendungen. Schließlich sind auslandsgehaltene Unternehmen in mehrfacher Hinsicht interessante Geschäftspartner: Sie eröffnen einen „naheliegenden“ Zugang zu internationalen Akteuren und bedürfen zugleich spezifischer Partnerschaften und Dienstleistungen in der Erreichung des deutschen Marktes. Die Gesamtliste mit detaillierten Firmenprofilen kann im Excel-Format hier erworben werden.

100 Jahre alt wurde STILL in diesem Jahr. Mit Gabelstabler- und Logistiklösungen wie hier dem neuen Vertikalkommissionierer OXV hat das Unternehmen weltweit Erfolg. Über den Mutterkonzern Kion ist der chinesische Dieselmotorhersteller Weichai Power Hauptanteilseigner (Bild: Unternehmen)

In der öffentlichen Diskussion häufig befürchtet ist der „Ausverkauf“ zentraler technologischer Kompetenzen. In der Tat lässt sich feststellen, dass mit den chinesischen Investitionen durchaus bedeutendes Knowhow und Marktzugänge erworben wird. So sind 17 der Unternehmen auch in der Liste der deutschen Weltmarktführer von DDW vertreten. Die Liste umfasst insgesamt 1.485 Unternehmen; mithin befinden sich über ein Prozent der deutschen Weltmarktführer in chinesischem Besitz. Zu diesen zählen beispielsweise die Putzmeister Holding, Kiekert oder Biotest.

Industrieller Schwerpunkt

Ganz deutlich lässt sich der industrielle Schwerpunkt der chinesischen Investitionen in Deutschland erkennen. 77 Prozent der Unternehmen sind hier zu verorten. 20 Prozent sind Dienstleistungsunternehmen und nur drei Prozent Handelsunternehmen.

Die zehn häufigsten Branchen der deutschen Unternehmen in chinesischem Besitz:

  1. Maschinenbau (68 Unternehmen)
  2. Konsumgüter (43)
  3. Automobilindustrie (38)
  4. Elektrotechnik (33)
  5. Gastro-Touristik (14)
  6. Kommunales (12)
  7. Berater-IT (10)
  8. Transport (9)
  9. Chemieindustrie (7)
  10. Stahlindustrie (7)

Frankfurt am Main ist „Hauptstadt“ chinesischer Unternehmenskäufe

Die meisten der deutschen Unternehmen in chinesischem Besitz finden sich Nordrhein-Westfalen (53), gefolgt von Baden-Württemberg (50), Bayern (49) und Hessen (43). Frankfurt am Main ist die „Hauptstadt“ chinesischer Unternehmenskäufe (14 Unternehmen), knapp gefolgt von Hamburg mit 13 Unternehmen. Düsseldorf und München haben je  7, Köln und Stuttgart je 6 Unternehmen in chinesischer Hand.

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Das vollständige Gesamtranking mit den 7.877 Unternehmen in Auslandsbesitz ist als Liste im Excel-Format erhältlich. Es enthält neben Adress-, Umsatz- und Mitarbeiterangaben auch Informationen zu Tätigkeitsfeld, Gründungsjahr, Geschäftsführer oder Inhaberstruktur. Hier zur Bestellung

 

Die 50 größten deutschen Unternehmen in chinesischem Besitz

wdt_ID Rang Unternehmen Ort Branche Gesellschafter Umsatz in Mio. Euro
1 1 KUKA Aktiengesellschaft Augsburg Maschinenbau Midea (China) 3.200
2 2 Grammer AG Amberg Automobilindustrie Ningbo Jifeng (China) 2.038
3 3 MEDION AG Essen Konsumgüter Lenovo (China) 1.432
4 4 Lenovo (Deutschland) GmbH Stuttgart Konsumgüter Lenovo (China) 1.362
5 5 SEG Automotive Germany GmbH Stuttgart Automobilindustrie Zhengzhou Coal Mining Machinery Group (China) 1.360
6 6 Pirelli Deutschland GmbH Breuberg Automobilindustrie ChemChina (China) 1.250
7 7 KraussMaffei Group GmbH München Maschinenbau ChemChina (China) 1.100
8 8 STILL GmbH Hamburg Maschinenbau Kion=Weichai Power+Streubesitz (China) 972
9 9 Linde Material Handling GmbH Aschaffenburg Maschinenbau Kion=Weichai Power+Streubesitz (China) 960
10 10 Sanhua AWECO Appliance Systems GmbH Neukirch Konsumgüter Zhejiang Sanhua Ltd. (China) 926
11 11 ista Deutschland GmbH Essen Kommunales Cheung Kong Property (China) 888
12 12 TOM TAILOR Holding SE Hamburg Konsumgüter Fosun (China) 844
13 13 Kiekert Aktiengesellschaft Heiligenhaus Automobilindustrie Hebei Lingyun Industrial Group (China) 830
14 14 LEDVANCE GmbH Garching b.München Konsumgüter M.L.S. Electronics (China) 787
15 15 Putzmeister Holding GmbH Aichtal Maschinenbau Sany Group (China) 764
16 16 Stern Auto GmbH Leipzig Auto-Technik Lei Shing Hong (China) 700
17 17 EEW Energy from Waste GmbH Helmstedt Abfall Beijing Enterprises Holdings Limited 629
18 18 Scholz Holding GmbH Essingen Kommunales Chiho-Tiande (China) 600
19 19 LSG Lufthansa Service Holding AG Neu-Isenburg Gastro-Touristik RRJ Capital (China) 532
20 20 KSM Castings Group GmbH Hildesheim Automobilindustrie Citic Group (China) 523
21 21 Baosteel Europe GmbH Hamburg Großhandel Shanghai Baosteel Group (China) 510
22 22 Motorola Solutions Germany GmbH Idstein Konsumgüter Lenovo (China) 488
23 23 Steigenberger Hotels AG Frankfurt am Main Gastro-Touristik Huazhu Group (China) 471
24 24 Preh GmbH Bad Neustadt an der Saale Automobilindustrie Ningbo Joyson Electronic Corp. (China) 430
25 25 SHARP Electronics (Europe) G.m.b.H. Hamburg Konsumgüter Foxconn (China) 415

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Das Thema in den Medien: Investmentplattform China

6 Antworten zu “Liste der deutschen Unternehmen in chinesischem Besitz”

  1. Wenn ich heute in der Augsburger Allgemeinen lese, das ausgerechnet
    mit dem ehemaligen BDA Presidenten Dieter Hundt ein weiterer Vorzeige-
    unternehmer des Deutschen Maschienenbaues sein Unternehmen nach
    China verkauft hat blutet mir das Herz.
    Ich habe seit den 70er Jahren bis Anfang dieses Jahrzehnts in dutzenden
    Unternemerreisen die Märkte anfänglich in den USA, dann in Japan und
    zum Schluss in China die dortigen Märkte erkundet.
    Wenn die Chinesen in nicht allzuferner Zeit die Wirtschaftsmacht nr.1 in der Welt sein werden liegt das in meinen Augen nicht zuletzt daran, das
    die Nachfolgegeneratiion sich lieber mit voll gefüllten (Erbschafts-)taschen zufrieden zurücklehnen anstatt anzupacken und für ihr Erbe kämpfen, wie es die vorgängergeneration
    vorgemacht hat.
    Reinhardt Mller, Bonn/Landsberg am Lech

  2. Man kann nur den Kopf schütteln,wenn ich die Lange Liste von
    Firmen sehe die schon in Chinesischem Besitz sind.Haben die
    Deutschen keinen Nationalstolz um ihre Firmen selbst in Deutschland zu halten?Aber die Deutsche Regierung hat ja selber
    dazu beigetragen, dass der Deutsche Energiesektor ( Gas) an
    Rußland verkauft wurde,und jetzt nur noch Luft aus den Röhren
    kommt.Wann besinnt sich dieses Land auf seine eigene Innovationen,wie anfang der 60 Jahre, und nicht nur auf das schnell verdiente Geld.

  3. Ich kann meinem Vorredner nur zustimmen. Wie kann man zulassen, dass chinesische Firmen deutsche Übernehmen.
    Wie kann man sich blind wirschaftlich abhängig machen von China.
    Lernen die Deutschen denn nicht aus der Misere mit Russland.
    Unsäglich ,nicht nachvollziehbar und gefährlich.

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