Geld und Vermögen in Corona-Zeiten
Welche Folgen haben Dauer-Lockdown und der politische Trend auf Geld und Vermögen und die Strategien der Hochvermögenden? Reichtumsforscher und ein Selfmade-Millionär Dr. Dr. Rainer Zitelmann im Interview.
Rainer Zitelmann ist Historiker und Soziologe, war lange Zeit Ressortleiter bei der WELT und ist auch heute noch regelmäßiger Kommentator in nationalen und internationalen Medien. In den letzten Jahren hat er sich vor allem als Erfolgsautor einen Namen gemacht, darunter insbesondere im Bereich der Reichtums- und Reichenforschung („Die Gesellschaft und ihre Reichen“, „Reich werden und reich bleiben“).
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Im Gegensatz zu „verzerrten“ Berichterstattungen habe der kürzlich erschienende „Daten-Report“ des statistischen Bundesamtes nicht gezeigt, dass 2020 die Schere zwischen arm und reich weiter auseinander gegangen sei: „Die Zahlen haben etwas anderes gezeigt: Es waren vor allem die Sebstständigen betroffen“. Arbeiter und Angestellte hätten zwar auch Einbußen gehabt, aber nicht so stark wie Selbstständige und Unternehmer in bestimmten Branchen.
Hinsichtlich der besonders Wohlhabenden sieht Zitelmann eine sorgenvolle Entwicklung: „Mir fällt in meinem Bekanntkreis aus Unternehmern keiner ein, der sich nicht ernsthaft mit Auswanderungsgedanken beschäftigen würde“. Dies läge indes nicht an der Corona-Zeit, sondern an einer „näherrückenden rotrotgrünen Mehrheit“. Wohl würde diese Wunschkoalition noch verschleiert werden, weil klar sei: „es gibt keine Mehrheit in Deutschland die sagt, wir wollen eine rotgrotgrüne Bundesregierung. Auch viele Wähler von Grünen und SPD wollen das nicht“. „Aber die werden das tun“, ist sich Zitelmann sicher. Konkrete wirtschaftliche Folgen wie Vermögensabgaben und Einkommensteuererhöhungen seien dabei nur der eine Effekt auf die Auswanderungsüberlegungen von Unternehmern. Vielmehr sei es der „psychologische Effekt“, dass Unternehmer regelmäßig von linken Politikern und Medienvertretern in Mißkredit gebracht würden und der Leistung dieser Menschen kein Respekt entgegengebracht würde.
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Bezogen auf konkrete Strategien zur Vermögenssicherung geht Rainer Zitelmann davon aus, dass die Immobilienpreise nah am Höhepunkt seien. Zudem seien alle seine Erwartungen an „politischen Maßnahmen gegen Wohnimmobilien“ wie Mietpreisbremsen oder Aufteilungsverbote eingetreten. „Der Staat hat historisch immer am liebsten auf Immobilienvermögen zugegriffen“. Er habe den Großteil seines Immobilienbestands daher bereits veräußert.
Angelegt habe er seine Mittel sowohl in Aktien als auch in kurzlaufende Staatsanleihen solventer Staaten wie Deutschland, Österreich, USA oder skandinavischen Ländern. Das Gegenargument, dass hierbei aktuell eine negative Verzinsung erfolgte, greife aus seiner Sicht nicht: „Wenn man sich letzten 120 Jahre anschaut, ist es der Normalzustand, dass die Zinsen real – nicht nominal – bei Null oder sogar im Minusbereich gelegen haben“. Zudem ginge es für Menschen wie ihn nicht um Vermögensaufbau sondern -sicherung. Da könne man Teile seines Geldes auch sicher „parken“, bis sich Anlagefenster wie vor einem Jahr niedrige Aktienbewertungen aufttäten.
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