„Streitkultur aufrechterhalten und Einflüsse von außen zulassen“
Von gemeinsamen Zielen, Höchstleistungen auf den Punkt und notwendigen Kontrapunkten: Der Fußball-Cheftrainer Florian Kohfeldt (zum Zeitpunkt des Interviews bei Werder Bremen; heute VfL Wolfsburg) spricht im Interview über Führung, Erfolg und Teambildung. Dabei zeigen sich interessante Parallelen zwischen Wirtschaft und Familienunternehmen sowie dem Profi-Fußball.
Zur Bedeutung des hohen Identifikationsgefühls und des familiären Umfelds bei Vereinen wie Werder Bremen sieht Kohfeldt sowohl Vorteile als auch Herausforderungen. Ein klarer Vorteil sei die tiefe Vertrauensbasis, und dass gewisse Grundsätze nicht in Frage gestellt würden. Dies zeige sich vor allem in Krisensituationen. „“Das ist vielleicht wie in vielen Familienunternehmen: Es ist nicht nur einfach ein Job, es ist das Gefühl: dass ist mein Verein“, meint Kohfeldt in Bezug auf seinen damaligen Verein Werder Bremen. Heute trainiert Kohfeld den VfL Wolfsburg.
Doch genau wie in Unternehmen lägen im familiären Umfeld auch Risiken, nämlich: „die Streitkultur trotzdem aufrechtzuerhalten und Einflüsse von außen immer wieder neu zuzulassen, sich nicht immer wieder nur selbst zu bestärken“. Kohfeldt habe es sich daher zur Maßgabe gemacht, in einzelnen Bereichen der Profiabteilung immer wieder punktuell Kontrapunkte zu setzen, indem Externe von außen dazu geholt werden, die nichts mit dem Verein zu tun hatten.
Führung sei auch im Profifußball ein elementarer Faktor: „Teamführung, Teamzusammenstellung und Begleitung eines Teams ist für einen Cheftrainer das entscheidende Kriterium des Erfolgs seiner Arbeit“, ist Florian Kohfeldt überzeugt. Dennoch sei Führung nicht Teil der klassischen Trainerausbildung; vieles müsse man sich selbst aneignen. Florian Kohfeldt selbst begäbe sich dazu auch in den Austausch mit Führungspersonen aus der Wirtschaft. „Im Fußball braucht man eine klare Idee. Aber alle hinter dieser Idee zu vereinen, hat dann schon nichts mehr mit Fachkompetenz im Fußball zu tun. Sondern damit, den einzelnen so zu integrieren, dass er in seiner jeweiligen Rolle daran glaubt, dass er wichtig ist für sein Team“, so Kohfeldt.
Auch bei Neuverpflichtungen sei die mentale Stärke bereits einer der drei entscheidenden Faktoren: „Es gibt drei gleichberechtigte Ebenen: Die athletische Ebene. Sie muss stimmen, sonst ist sie ein ist ein absolutes Ausschlusskriterium. Dann gibt es die fußballerischen Fähigkeiten. Und die dritte, gleichberechtigte, Ebene ist das Thema Mentalität, Teamfähigkeit, Stressresistenz“.
Für die individuelle Entwicklung der Spieler, aber auch der anderen Teammitglieder, gehe er mit einem klaren Konzept regelmäßiger persönlicher Gespräche und Zielvereinbarungen vor. Dazu habe er sich durchaus von Verfahren der Personalführung in der Wirtschaft inspirieren lassen. Es gehe dabei nicht nur um die fußballerische, sondern auch die persönliche Entwicklung. Dazu zähle beispielsweise auch die Integration von ausländischen Spielern. „Mit Milot Rashica habe ich zum Beispiel zu Beginn seiner Zeit bei Werder vereinbart, dass er kulturelle Veranstaltungen in Bremen besucht, damit er ankommt und sich identifiziert.“
Gegenseitige Verlässlichkeit sowie das Nachhalten sei bei solchen Zielvereinbarungen wichtig. Dies sei „manchmal auch anstrengend“ und hieße beispielweise ganz konkret, selbst nach einem verloren Spiel am Dienstag danach noch ein Individualtraining zu machen, wie es vereinbart gewesen sei.
Bei Kritik sei es wichtig, diese ohne Emotionalität anzubringen. „Ich führe niemals direkt nach dem Spiel Gespräche zur Fehleranalyse mit den Spielern. Dann wäre das zu sehr geprägt von den überlagernden Emotionen. Ich schlafe zwei Nächte darüber, und dann erst gibt die Analyse“, so Kohfeldt. Dann aber würden Fehler klar angesprochen werden. Allerdings: Vor der Mannschaft tue er dies eher mit den älteren Spielern mit einem guten Standing; bei den jüngeren eher in Einzelgesprächen.
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