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Unternehmerfamilien im Wandel – Disruption als Chance?
Wie auch in den letzten Jahren war es das Ziel des WHU Campus for Family Business 2021 mit Keynotes und interaktiven Workshops neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zu transferieren und diskutieren. Im Jahr 2021 diskutierten die hochkarätigen Vertreter der deutschen Familienunternehmen den Themenschwerpunktes „Unternehmerfamilien im Wandel – Disruption als Chance?“
Bilder: © WHU/Kai Myller
An zwei Tagen wurde sich intensiv zu dem Thema „Unternehmerfamilien im Wandel – Disruption als Chance?“ ausgetauscht: Es wurde präsentiert, gemeinsam erarbeitet, debattiert und kontrovers diskutiert. Mit einem Mix aus Keynotes, Podiumsdiskussionen und interaktiven Workshops wurden dabei unterschiedliche Perspektiven eingenommen und aktuelle Fragestellungen von Familienunternehmen wie zukunftsorientiertes Führen nachgegangen.
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Es ging um die Frage, warum wirtschaftliche, sowie gesellschaftliche Umbrüche neuartige und ungeahnte Möglichkeiten für Familienunternehmen eröffnen und warum es wichtig ist sich den Herausforderungen solcher Transformationen zu stellen. „Der Mittelstand ist geprägt von traditionellen Strukturen, daher wird ein Transformationsprozess oft als Gefahr für ein bestehendes Geschäftsmodell oder eine bestimmte Unternehmensstrategie wahrgenommen“, so Professor Dr. Nadine Kammerlander, Leiterin des Instituts für Familienunternehmen.
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Zugleich, so Kammerlander, könne jedoch eine neue Realität Pfade zu Wachstum und Erfolg bereithalten : „Dies erfordert allerdings die Akzeptanz einer neuen Realität und die Erkenntnis, dass man den Wandel zum unternehmerischen Vorteil nutzen kann.“ Gerade über die letzten Monate würde sich deutlich abzeichnen, dass die Realität heute eine andere ist und Märkte vernetzter, globaler, komplexer und agiler sind als je zuvor. Deshalb beschäftigte sich der Campus 2021 mit Schlüsselthemen wie Digitalisierung, Technologisierung, Fachkräftemangel und den Anforderungen der neuen flexiblen Arbeitswelt als disruptive Faktoren.
Ein mustergültiges Beispiel, wie Familienunternehmen diese herausfordernden Zeiten nicht nur bewältigen, sondern mit prägen, stellt Drägerwerk aus Lübeck dar. Mit der in einem bemerkenswerten Kraftakt schnell realisierten Vervierfachung der Produktionskapazitäten für seine Beatmungsgeräte war das Unternehmen national und international als ein entscheidender Faktor in der Bewältigung der Coronakrise. Stefan Dräger, der in diesem Jahr zusammen mit Jan-Hendrik Goldbeck Schirmherr des Family Campus war, stellte in seinem Vortrag die Grundzüge seiner Familienpolitik dar. Die Unabhängigkeit und Flexibilität des Unternehmens sei Garant dafür, disruptive Herausforderungen wie die Pandemie zu bewältigen.
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In der anschließender Podiumsrunde befragte DDW-Herausgeber Michael Oelmann eine ausgewiesene Praktikerrunde zum Thema „Zukunftsorientiertes Führen in disruptiven Zeiten“. Denn klar ist: In Zeiten schneller technologischer Wandel, disruptiver Marktentwicklungen und Veränderungen der Art und Weise der Zusammenarbeit steht Führung vor besonderen Herausforderungen.
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Doch was bedeutet das Schlagwort „disruptive Zeiten“ überhaupt? Birte Hackenjos hat als CEO der Haufe Group in den vergangenen Jahren maßgeblich daran mitgewirkt, dass aus dem Familienunternehmen ein innovativer und erfolgreicher Anbieter ganzheitlicher Unternehmenslösungen geworden ist. Hackenjos betonte jedoch, dass die disruptiven Veränderungen für Unternehmen nicht nur im technologischen Bereich lägen und weit mehr bedeuten als klassische Anstrengungen bei Forschung und Entwicklung: „Die Art und Weise, wie wir mit Mitarbeitern und Kunden zusammenarbeiten, ändert sich.“
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Dass Führung angesichts der unübersichtlichen „VUCA-Welt“ Vertrauen aufbauen und Teams Freiheiten gewähren muss, betonte auch Maria Dietz, Mitglied des Verwaltungsrats der GFT Technologies SE. Dennoch müsse Führung stets in der Lage sein, zu entscheiden. Hinzu käme die neue Art des hybriden Zusammenarbeitens, wie sie sich in der Pandemiezeit herausgebildet habe. Maria Dietz setzt sich aktiv für die Nachwuchsförderung ein sowie für verbesserte Karrierechancen von Frauen in der IT-Branche. Barbara Austel ist Aufsichtsratsvorsitzende und Gesellschafterin der TTS Tooltechnic Systems Holding, die die Elektrowerkzeughersteller Festool, Tanos und Narex vereint. Sie betonte die Herausforderung, das Verständnis und die Wachsamkeit für disruptive Entwicklungen in unternehmerischen Strukturen zu schaffen – insbesondere, wenn das Geschäft gut laufe und die eigenen Märkte vordergründig ungefährdet erschienen. Externe Beratung könne hierbei als Impulsgeber und Sparringspartner wichtige Hilfe leisten.
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Michael Meier, Leiter deutsche Family Business Advisory bei Egon Zehnder, verneinte die Frage, ob ein personeller Führungsaustausch alleine Unternehmen fot für den Wandel machten. Meier, der eng mit zahlreichen Unternehmerfamilien bei der Nachfolgeplanung und in Situationen tiefgreifender Transformation zusammenarbeitet, betonte vielmehr, dass die vielen Veränderungen von keinem Lehrbuch der Welt bewältigt werden können – und schon gar nicht von einer einzelnen Person.
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Wie die „Next Generation“ von Familienunternehmen den Wandel angeht, diskutierte anschließend Professor Dr. Peter May, einer der führenden Experten für Familienunternehmen und Pionier der strategischen Beratung ihrer Inhaber, mit Isabelle Himbert, seit Januar 2020 Geschäftsführerin der Arno Arnold GmbH, einem weltweit gefragten Hersteller von flexiblen Schutzlösungen für den Maschinen- und Anlagenbau, Ronja Anne-Sophie Gerhard, CEO der Solutions Holding, und Vanessa Weber, Geschäftsführerin der Werkzeug Weber GmbH & Co. KG.
In mehreren Workshops ging es beim diesjährigen WHU Campus wurden konkrete Unternehmerthemen praktisch vertieft:
- Vom erfolgreichen Start-Up ins Familienunternehmen – Ein Gespräch über Entscheidungsprozesse
- Gesellschafterkonflikte in Familienunternehmen
- Disruption und Veränderungsdruck: Produkte und Vertrieb von Familienunternehmen
- Erfolgreiche Führungsnachfolge und die Bedeutung von wirkungsvoller Führung
- Der Beirat im Familienunternehmen – Wenn, dann richtig
- Disruptive Veränderungen als Chance begreifen: Der erfolgreiche Weg zur digitalen Transformation
Der Tag klang bei einem Abendessen aus, bei dem Eva Mettenmeier die Dinner Speech hielt. Eva Mettenmeier ist Director im Maschinenraum und dort für den strategischen Austausch der Familien- und Mittelstandsunternehmen verantwortlich. Nach Erfahrungen in der Unternehmensberatung bei Roland Berger, im Vertrieb des Familienunternehmens ihres Vaters in Paderborn und einer eigenen Gründung, war sie für den Aufbau und das Management des Startup Accelerators der Founders Foundation in Bielefeld zuständig.
Weitere Referenten beim diesjährigen WHU Campus for Family Business
Zièd Bahrouni ist CEO und Mitbegründer der Motius GmbH, einer der am schnellsten wachsenden Tech-Firmen Deutschlands mit Büros und Präsenz in München, Stuttgart, Dubai und den USA. Motius entwickelte sich in nur 8 Jahren vom Start-up am Campus der Technischen Universität München zu einem etablierten Unternehmen der Tech-Szene. Prof. Dr. Mark K. Binz ist ein bundesweit anerkannter Experte, der seit über 40 Jahren ausschließlich Familienunternehmen betreut. Seit 1977 ist er als Rechtsanwalt der renommierten, auf Familienunternehmen spezialisierten Anwaltskanzlei in Stuttgart tätig, die er seit 1987 unter dem Namen Binz & Partner führt. Florian Calmbach ist Serial Start-up Entrepreneur, Business Angel und Venture Capital Investor. Zum aktuellen Portfolio zählen u.a. die Firmen Vitafy Brands, AlphaPet Ventures, Holidu und Finoa. Kathrin Dahnke übernimmt zum 1. September die Führung des Finanzressorts des Medizintechnikunternehmens Ottobock. Zuvor war sie Mitglied des Vorstands (Finanzvorstand) der OSRAM Licht AG, München. Seit 2016 ist sie Mitglied des Aufsichtsrats der B. Braun Melsungen AG. Im Mai 2018 wurde Frau Dahnke zudem zum Mitglied des Aufsichtsrats der Knorr-Bremse AG gewählt. Lutz Goebel ist geschäftsführender Gesellschafter der Henkelhausen GmbH & Co KG, Krefeld, die er 1998 im Rahmen eines Management Buy In (MBI) zusammen mit einem Finanzinvestor übernommen und erfolgreich zur Henkelhausen Unternehmensgruppe weiterentwickelt hat die jetzt zu 100% der Familie Goebel gehört. Lutz Goebel ist Past-Präsident des Verbandes „Die Familienunternehmer“. Jan-Hendrik Goldbeck ist als geschäftsführender Gesellschafter der GOLDBECK GmbH für die Bereiche „Public Private Partnership“, „International“, „Bauen im Bestand“, „Immobilien“ und „Betonelemente“ verantwortlich. Zudem ist er Geschäftsführender Gesellschafter der Immobiliengesellschaft Indigo Invest Holding GmbH & Co. KG. Das Unternehmen baut unter anderem auch die Tesla „Gigafactory“ in Brandenburg. Dr. Matthias Händle stammt selbst aus einer Unternehmerfamilie, die in vielen Branchen zu Hause war: Automobilhandel, Maschinenbau und IT (Wilh. Hamm in Osnabrück). Im Zuge der Fusion von Hamm und Reno zur HR Group wurde er zum Geschäftsführenden Gesellschafter und Vorsitzenden der Geschäftsführung berufen. Auch nach dem Verkauf des Unternehmens im Jahr 2016 entschied er sich, die erworbenen Kompetenzen und Erfahrungen künftig an andere Familienunternehmer weiterzugeben. Astrid Hamker ist seit 1986 Gesellschafterin der Piepenbrock Unternehmensgruppe, einem inhabergeführten Familienunternehmen, das schwerpunktmäßig mit Gebäudedienstleistungen an 800 Standorten und 100 Niederlassungen flächendeckend in Deutschland vertreten ist. Darüber hinaus ist sie Aufsichtsrats- bzw. Beiratsmitglied in mehreren bedeutenden Familienunternehmen, darunter die Drägerwerk AG, die Felix Schoeller Gruppe, die Wieland Holding GmbH, die Schmitz Cargobull AG, die Possehl Unternehmensgruppe sowie die Tengelmann Unternehmensgruppe. Seit 2019 ist sie die Präsidentin des Wirtschaftsrats Deutschland. Maya Junger hat 2009 das Fashion Label SET gegründet und es erfolgreich bis zu Ihrem Ausstieg im März 2021 als geschäftsführende Gesellschafterin und Creative Director bei mehr als 1.000 führenden Händlern weltweit (u.a. Harrods, Saks 5th Avenue, de Bijenkorf, KaDeWe Group, Breuninger) aufgebaut und geleitet. Dr. Reinhard Krafft ist seit dem 1. März 2021 CEO und Vorsitzender der Geschäftsleitung von Merck Finck a Quintet Private Bank. Er ist außerdem Mitglied des Management Committee von Quintet Europe. Katharina Lilienthal ist Chairwoman der LINDAL Group, die eine Marktführerposition im Bereich der Aerosol Verpackungstechnik mit globaler Präsenz in den Schlüsselmarktregionen hat. Andreas F.J. Obereder ist Founder, Mehrheitsgesellschafter und CEO der ATOSS Software AG. Seit dem Börsengang im Jahr 2000 schreibt die Workforce Management Company eine nachhaltige Erfolgsgeschichte und hat inzwischen weltweit mehr als 10.000 Kunden. Tijen Onaran ist Gründerin und CEO von Global Digital Women, einem internationalen führenden Beratungsunternehmen in Diversitätsfragen. 2017 hat die Unternehmerin damit begonnen Frauen aus der Digitalbranche zum größten Frauennetzwerk im Bereich der Digitalisierung zusammen zu bringen. Michael Ostendorf entwickelte die J.W. Ostendorf GmbH & Co. KG (JWO) durch Umstellung des Produktions- und Vertriebssystems zum europäischen Marktführer für wasserverdünnbare Anstrichsysteme im Eigenmarkensegment für den Baumarktsektor. Nach Übergabe der Führung von JWO an seine beiden Söhne und dem Verkauf seiner Anteile, erschafft er nun als Start-up den nächsten Marktführer: Ein Netz von Jagdakademien und Jagdzentren im Premium-Segment. Uwe Rittmann leitet bei PwC Deutschland als Geschäftsführer den Bereich Familienunternehmen und Mittelstand. Dr. Thomas Stoffmehl ist seit 2019 Mitglied des Management Board von Vorwerk International und seit Juli 2021 Vorstandssprecher der Vorwerk SE & Co. KG. Er hat u.a. Aufsichtsratmandate bei der Underberg AG und der La mer Cosmetics AG inne. Sabine Strick ist Prokuristin bei der INTES Akademie für Familienunternehmen und unterstützt in dieser Funktion u.a. Unternehmer und Unternehmerfamilien bei der Besetzung ihrer Beiräte und Aufsichtsräte. Constantin von Oppen ist Berater und Partner bei Egon Zehnder. Er engagiert sich in der Industrial Praxisgruppe von Egon Zehnder und konzentriert sich dabei auf kapitalintensive Industrien, vor allem Energiewirtschaft, Metallverarbeitung und landwirtschaftliche Produktion. Egbert Tölle ist Vice President der REMONDIS SE. Er prägt und gestaltet seit mehr als vier Jahrzehnten die nachhaltige Entwicklung des Familienunternehmens RETHMANN, insbesondere der REMONDIS-Gruppe, im In- und Ausland mit. William Verpoorten steht als CEO für die 5. Generation des Bonner Familienunternehmens VERPOORTEN. Aus operativer Sicht wird er die negativen sowie positiven COVID 19-Einflüsse auf den Vertrieb im dt. LEH und Export aufzeigen. Der Fortbestand des Unternehmens ist gesichert: kurze Vorstellung der 6. Generation und ihr jeweiliger beruflicher Werdegang.
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