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850 Jahre lebendige Tradition: Weinbau auf Schloss Gobelsburg
Rubrik Weinperlen / Schloss Gobelsburg ist das älteste Weingut der Donauregion Kamptal und kann auf eine dokumentierte Weinbaugeschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückblicken. 2021 feierte man den 850. Jahrgang der altehrwürdigen Domaine. DDW stieg in alte Keller und stieß auf neu interpretierte Winzer-Traditionen.
Zisterzienser Mönche, die sich im 12. Jahrhundert aus dem Burgund in ganz Europa verbreiteten, erhielten ihre ersten Weingärten im Jahre 1.171 und haben über die letzten 850 Jahre den Weinbau in Österreich nachhaltig geprägt. Die Spuren finden sich bis heute, wie bei Schloss Gobelsburg. Seit 1996 wird das Weingut von Familie Eva und Michael Moosbrugger geführt.
Über die Jahrhunderte haben die Mönche Weingärten die besten Lagen Österreichs geprägt und bewirtschaftet
Heute konzentriert sich das Weingut auf die typischen Herkunftsweine der Donau Appellationen in den drei Kategorien Gebiets-, Orts- und Riedenwein – darunter weltbekannte Namen wie Ried Heiligenstein oder Ried Lamm.
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Nachhaltiger Weinbau war in den letzten 850 Jahren für die Mönche nie ein zeitgeistiges Phänomen, sondern immer schon eine Herzensangelegenheit. So werden die Weingärten vom Rebschnitt bis zu den Laubarbeiten mit Umsicht und Bedacht gepflegt. Im Herbst, wenn sich die Blätter im Oktober und November schon golden färben, werden die Trauben per Hand in kleinen Kisten gelesen und sorgfältig in den Keller gebracht. Kritisch und streng werden sie noch einmal inspiziert und gegebenenfalls nachsortiert, bevor sie sanft in den Pressen gepresst werden.
Einfachheit und Strenge ist ein Leitmotiv der Zisterzienser, welches den Weg zu großen Weinen weist. Die Erfahrung von Jahrhunderten zeigt, dass es keine umfangreiche Technik erfordert, um exzellente Weine zu keltern. Der Faktor Zeit ist in der heutigen Zeit ein rares Gut geworden – den Schloss Gobelsburger Weinen wird allerdings der Luxus gegönnt, sich in aller Ruhe in den kühlen Kellern entfalten zu können.
In den Kellern des Schlosses werden noch andere Weinspezialitäten gekeltert
Nachdem sich Langenlois in den vergangenen Jahrzehnten zum Epizentrum der Österreichischen Qualitäts-Schaumwein Produktion entwickelt hat, gilt auch Gobelsburg als Spezialist für Österreichischen Qualitäts-Schaumwein. Neben dem Klassiker Brut Reserve werden ein Blanc de Blancs, ein Brut Rosé und ein Vintage angeboten, die händisch im Weingut hergestellt werden.
Der Schloss Gobelsburg Blanc des Blancs-Stil ist auf der einen Seite durch die Weingärten des Donauraums und der dort wachsenden Rebsorten (Chardonnay, Welschriesling und Grüner Veltliner) geprägt. Andererseits prägt seinen Charakter auch der sorgsame Ausbau in aus heimischen Eichenholz gefertigten Fässern. Die Trauben werden bei perfekter Reife in kleine Kisten gelesen und sofort gepresst, wobei aber nur das Herzstück für den Grundwein verwendet wird. Nach 6 bis 12 Monaten Fasslagerung wird er für die 2. Gärung in Flaschen gefüllt. Auf der Hefe, die zur feinen Textur beiträgt, ruht er nun 2,5 bis 3 Jahre bis er von Hand gerüttelt und degorgiert wird.
Pinot Noir gehört zu den „Identitäts-Rebsorten“ der Zisterzienser
Eine lange Tradition haben auch die ‚Cool Climate‘ Rotweine, basierend auf der Pinot Familie (Pinot Noir, St Laurent und Zweigelt). Sie werden auf den alten Donauschotterbänken angebaut. Die Reifung erfolgt in Fässern aus Manhartsberger Eiche. Dabei tut sich besonders der Pinot Noir Reserve hervor: Im FALSTAFF ROTWEIN GUIDE 2019 erzielt er 93 Punkte und wird wie folgt beschrieben: „Mittleres Rubingranat, violette Reflexe, breite Randaufhellung. Feine Holzwürze unterlegt Amarenakirschen, zart kräutrig, ein Hauch von Nougat, kandierte Orangenzesten, rote Beerenfrucht, attraktives Bukett. Saftig, elegant, gute Komplexität, samtige Tannine, fruchtsüß im Abgang, bereits gut antrinkbar, sicheres Potential“.
Wein mit „Tradition“: Historische Weinbereitung auf Schloss Gobelsburg
Bei den renommierten Weinen nach ‚Tradition‘ bezieht man sich auf Schloss Gobelsburg auf die Weinbereitung im frühen 19. Jahrhundert. Zu Beginn dieser Epoche steht auf der einen Seite die ausklingende Barockzeit, die durch intensives Aromatisieren gekennzeichnet ist, aber nach und nach durch die aufkommende Romantik abgelöst wird. Eine Hinwendung zur Natur führt zu naturbelassenen Weinen und man blickt auf ein empirisches Wissen von nahezu zwei Jahrtausenden zurück. Auf der anderen Seite wird diese Epoche in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Technologisierung im Weinbereich als Auswirkung der Industriellen Revolution markiert. Diese Entwicklung führt langfristig zum heutigen Status quo – der ‚modernen‘ Weinbereitung, welche vor allem die Frage nach den Aromen in den Mittelpunkt aller Überlegungen stellt.
Doch die Kellermeister auf Gobelsburg hatten vor 200 Jahren eine komplett andere Vorstellung über Wein. „Wein wurde zu dieser Zeit viel mehr als ein ‚eigenständiges Individuum‘ angesehen. Man verglich Wein vielmehr mit uns Menschen und glaubte, dass er, wie wir, eine entsprechende Entwicklungen durchleben muss, bis er ‚erwachsen‘ wird, bis er seinem ‚Ideal‘ entspricht“, erklärt Michael Moosbrugger-
Genau wie wir als Menschen atmen müssen, müsse auch Wein atmen. „Diese Überlegungen haben dazu geführt, dass man den Wein über Umziehen von Fass zu Fass hat ‚atmen‘ lassen, um wiederum den nächsten Entwicklungsschritt einzuleiten“, so Moosbrugger. Dies wurde regelmäßig wiederholt und wurde die ‚Schulung‘ (franz.: elevage) des Weins genannt. In diesem Sinne stand auch das Verhältnis von Kellermeister zu dem Wein, der wiederum analog gesehen wurde wie der Meister zu seinem Lehrling. Die Aufgabe des ‚Meisters‘ war es, das Potential des Weines zu erkennen, und ihn nach bestem Wissen seinem Potential entsprechend zu ‚schulen‘.
„Dies steht wiederum im Gegensatz zu unserer heutigen Vorstellung, dass großer Wein im Weingarten und nicht im Keller entsteht. Nach heutiger Idee folgen wir der Maxime: die Große Kunst in der Weinbereitung ist es, nichts zu tun, sagt Michael Moosbrugger. Die Trauben werden sanft mit einer Korbpresse und nur ein oder maximal zwei Scheitervorgängen gepresst (einer Baumpresse entsprechend), ohne Sedimentierung in ein großes Manhartsberger Eichenfass eingefüllt und ohne Kühlung spontan vergoren. Nach der Gärung werden die Fässer regelmäßig (alle 3–5 Monate) abgestochen, um den Wein ‚atmen‘ zu lassen und gleichzeitig von Hefe und Sedimenten abzutrennen.
Tradition HERITAGE 50 Jahre ,Jubiläums Edition 850′
Mit dem Jahrgang 2020 feiert das Weingut seinen 850. Jahrgang. Pünktlich zu den Feierlichkeiten wurde der neue Fasskeller, welcher natürlich konsequent nach alter Bauweise errichtet wurde, vom Abt des Klosters eingeweiht und gesegnet. Um diese 850 jährige Tradition und Kultur entsprechend zu feiern, hat das Weingut einen speziellen Wein zusammengestellt. Reserveweine aus Jahrgängen seit 1970 wurden vom Kellerteam gesäubert, entkorkt und einzeln auf Fehlerfreiheit verkostet. Die Jahrgangspartien wurden separat in spezielle Container entleert und später vom Kellermeister in ein Holzfass verschnitten.
So gibt es speziell zum Jubliäum ein besonderes Cuvee aus Weinen der letzten 50 Jahre des Weingutes. Dies war möglich, da im Keller Reserven bis in die 40’er Jahre lagern. Die Mönche des Klosters haben aus gegebenem Anlass einen Teil dieser Reserven für diesen Jubiläumswein zur Verfügung gestellt. James Suckling belohnt das bei der Verkostung mit 99 Punkten.
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