Ein Wochenende in Rom, mal etwas anders

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Rubrik Stilvoll reisen / Die chinesische Regierung hat pünktlich vor Beginn der Urlaubssaison 2022 bekannt gegeben, dass sie Auslandsreisen für die eigenen Landsleute noch strikter begrenzen wird. Urlaubsreisen ins Ausland sind für Chinesen daher auch in diesem Jahr wieder praktisch unmöglich. Eine Hiobsbotschaft für viele Hoteliers in den bekannten Touristenmagneten Europas, mancher Reisende hingegen könnte sich über weniger Andrang freuen. Allein etwa 5 Millionen chinesische Touristen fallen in Städten wie Rom, Venedig oder Mailand weg. Wir haben uns in Rom umgesehen.

Alle, die zum ersten Mal in Rom sind, haben ohnehin eine lange Liste mit den bekannten Sehenswürdigkeiten, und man sollte sich dieser auch widmen. Wir indes lassen für diesen Reisebericht Forum Romanum und Co. außen vor und blicken ein wenig weiter über den touristischen Tellerrand.

St. Regis Grand Hotel Rom: Die frisch renovierte Lobby

St Regis Rome: Perfektes Grand Hotel inmitten der ewigen Stadt

Unsere Rubrik heißt Stilvoll reisen, wir möchten also auch unser Wochenende in Rom ganz unter dieses Motto stellen. Daher haben wir mit dem St. Regis Rome eines der ältesten und bis heute prächtigsten Grand Hotels Italiens als Unterkunft gewählt. 1894 als Grand Hotel Rome von Caesar Ritz erbaut, wurde es 2020 aufwändig renoviert und erstrahlt heute in frischem Glanz.

Im Zeichen eines modernen Luxus hat man die Reserviertheit aufgegeben und alle Mitarbeiter des Hotels sind nicht nur charmant und freundlich, sondern auch sehr zugänglich, jederzeit um persönliche Ansprache bemüht, was uns durch den ganzen Aufenthalt begleitet. Die prächtige Lobby wurde zum All-Day-Dining umgebaut und bietet mit eleganten Möbeln, vielen Grünpflanzen und zahlreichen aktuellen Büchern einen Ort zum Verweilen. Die großzügigen Zimmer und Suiten sind technisch auf dem aller neuesten Stand und geschmackvoll dekoriert und eingerichtet. Viele ausgesuchte Details beweisen, dass man mehr als den üblichen 5-Sterne Standard bieten möchte. Kurz: Das St. Regis Rome ist eine ausgezeichnete Wahl für ein perfektes Wochenende in der ewigen Stadt.

Sizilianische Köstlichkeiten in der Pastticceria Dagnini

Sizilien in Rom: Pasticceria Dagnino

Gleich gegenüber des Hotels in der Galleria Esedra befindet sich die Pasticceria Dagnino, eine Dependance der berühmten 1896 gegründeten Konditorei aus Palermo. Auch in Rom ist man bereits seit 1955 eine echte Institution und das Ambiente versprüht bis heute den Charme der 1950er Jahre. Neben allerlei Süßem gibt es den ganzen Tag auch traditionelle sizilianische Gerichte wie Arancine, Timbaletti di Anelletti, Caponata di Aubergine, Pasta mit Sardinen, Beccafico-Sardinen , Schwertfischbrötchen, Auberginenbrötchen und Pasta alla Norma.

Italiens Goldene Ära – Die Bar im Hotel Hassler

Das Hotel Hassler, direkt oberhalb der Spanischen Treppe, gilt als eine der letzten Bastionen gediegener Grand Hotels in Europa und wir möchten daher mindestens einen Besuch der Bar im Erdgeschoss ans Herz legen. Genannt „Bistrot in Salone“, sind die Räume seit den 1950er Jahren nahezu unverändert, und man zelebriert traditionellen Luxus eines echten Grand Hotels. Entsprechend illuster sind auch die Gäste, die von Besitzer Roberto Wirth in 5. Generation mit Grandezza und Leidenschaft umsorgt werden.

Hotel Hassler Rom: Das Bistrot in Salone

 

 

Massnehmen am jugendlichen Marlon Brando

Ein Italienischer Anzug, nicht nur für Hollywood

Angemessene Bekleidung für einen Abend in Rom findet der elegante Gentleman bei Battistoni, einem römischen Edelschneider auf der Via Condotti. Battistoni war stilprägend während der glamourösen Blütezeit Roms in den 1960er Jahren und durfte die elegantesten Männer Hollywoods einkleiden, inklusive einiger, die es sich nicht leisten konnten, ihre Rechnungen zu bezahlen. Dieser geschätzte Schneider, der ursprünglich ein Hemdenmacher war, unterhält bis heute einen Raum im Atelier, der ausschließlich mit endlosen Stapeln gestreifter, fester und karierter Stoffe für die Herstellung dieses unverzichtbaren Kleidungsstücks gefüllt ist. Der Battistoni-Anzug ist eine kunstvolle Balance zwischen Neapels weich geformten Schultern und Milans diskretem Stil. Angeboten in einer Reihe von „Battistoni Blue“-Stoffen bietet der Zweiteiler ein Gefühl von Leichtigkeit, das ihn perfekt für warmes Wetter macht.

Weiter auf den „Shopping-Spuren“ von Sean Connery und Co. sollten Sie auf jeden Fall noch das Wäschegeschäft Schostal besuchen. Seit 1870 spezialisiert man sich auf alles, was Mann darunter trägt, und die feinen Socken sind jeden Euro wert. Dass Geschäft wirkt herrlich aus der Zeit gefallen und die Verkäuferinnen, allesamt im Rentenalter, lassen befürchten, dass es nicht mehr lange existieren wird.

Casa di Goethe

Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) erfüllte sich 1786 einen Lebenstraum. Erschöpft von den Regierungsgeschäften und getrieben von dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung, machte er sich frühmorgens am 3. September 1786 per Postkutsche auf den Weg – endlich nach Italien! Fast zwei Jahre blieb Goethe im Land seiner Sehnsucht. Er bereiste den italienischen Stiefel bis zum Mai 1788, begeistert von den Landschaften, der Natur und den besuchten Orten, doch verbrachte er die meiste Zeit in Rom („Ja, ich bin endlich in der Hauptstadt der Welt angelangt“).

Wo einst Johann Wolfgang Goethe bei seinem Malerfreund Johann Heinrich Wilhelm Tischbein während seiner berühmten Italienreise lebte, entstand ein einzigartiges Museum, die Casa di Goethe. Eine sehenswerte Dauerausstellung zeigt Goethes Vielseitigkeit und führt die Besucher auf einen Streifzug ins 18. Jahrhundert.

„Einen Chinesen sah ich in Rom“?

Womit wir wieder bei unserem Einleitungsgedanken sind, wenn auch hier zu profanen reisejournalistischen Zwecken zum Dichterfürsten bemüht. Im August des Jahres 1796 verfasste Goethe das Gedicht „Der Chinese in Rom“:

„Einen Chinesen sah ich in Rom, die gesammten Gebäude,
Alter und neuerer Zeit, schienen ihm lästig und schwer“

beginnt es. Schwerlich vorstellbar, dass er sich zur damaligen Zeit auf eigenes Erleben eines solchen Besuches bezieht. Ganz so, wie es uns erging, im Frühsommer des Jahres 2022. Enden wir mit dem Wunsch, dass auch bald die Chinesen wieder reisen dürfen nach Rom.

Pictures courtesy of: St. Regis Rome, Pasticceria Dagnini, Hotel Hassler, Sartoria Battistoni, Casa Goethe, turismoroma.com

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