„Die Frage ist nur: Wer packt’s an?“

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Schmerzlich, ja existenzbedrohend, erfahren die Unternehmen zur Zeit die exorbitant gestiegenen Energiekosten. Der Einstieg in energie- und klimaschonende Produktionsverfahren und Geschäftsmodelle ist damit keine vermeintliche Frage der „Weltrettung“ mehr, sondern der eigenen Unternehmensrettung. Doch wie kann der Einstieg in ein Klimamanagement für den Mittelstand gelingen?

Ein Gespräch mit Joana Schönborn, deren Strategieberatung Sustainable Thinking Klimaprüfungen für den Mittelstand durchführt. Ob Marc Cain, fischerwerke oder Würth MODYF – das Expertenteam um Joana Schönborn und ihre beiden Mitgesellschafterinnen bringen die komplexen unterschiedlichen Anforderungen aus Standards und Leitfäden für klimabewusstes Wirtschaften praxisnah in die Unternehmen. Sie führen zudem die auf den Mittelstand zugeschnittene Klimaprüfung durch, mit der Unternehmen das Siegel „Klimageprüftes Unternehmen“ erhalten.

Frau Schönborn, was heißt Klimamanagement?

Im Klimamanagement beschäftigen Unternehmen sich auf strategischer Ebene zum einen mit den Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit, die einen Einfluss auf den Klimawandel haben. Hier geht es vor allem um THG-Emissionen, die das Unternehmen selbst verursacht und zu verantworten hat. Zum anderen beschäftigt sich das Klimamanagement mit den Risiken aus dem Klimawandel, die eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung gefährden. Dies kann die Gefährdung der Produktion durch Extremwetterereignisse sein, der Nachfragerückgang durch veränderte klimabewusste Konsummuster, Technologieinnovationen der Mitbewerber oder steigende Betriebskosten durch einen hohen Energieverbrauch.

„Was viele Unternehmen zögern lässt, ist die Komplexität“

Wo hakt es bei Unternehmen, die noch nicht den Einstieg in ein Klimamanagement gefunden haben?

Die Erkenntnis, dass man strukturiert und professionell in klimaschonende Wirtschaftsweisen investieren muss, ist grundsätzlich da: bei den Mitarbeitenden sowie im Management. Das kann angesichts der aktuellen Energiekostensituation ja auch gar nicht anders sein. Was viele Unternehmen zögern lässt, ist zum zum Beispiel die Komplexität, die das Thema Klima, bzw. Nachhaltigkeit allgemein, mit sich bringt. Wo anfangen? Und dann stellt sich oft ganz praktisch die Frage: Wer packt’s an? Wer koordiniert das Thema intern? Wer gibt den Startschuss, endlich loszulegen?

Eckdaten und Bestellung des Klimasiegels
Basierend auf der Klimaprüfung von Sustainable Thinking vergibt die Deutsche Exzellenzprüfung in Düsseldorf das Siegel „Klimageprüftes Unternehmen“, das speziell für KMU und den Mittelstand konzipiert ist. Bestellt werden kann die Klimaprüfprozess mit dem hier hinterlegten Dokument, das auch alle Eckdaten und Abläufe enthält (Download). Interessenten können sich für mehr Informationen auch direkt an die Deutsche Exzellenzprüfung wenden: service@deutsche-exzellenz.de, Tel. +49 (0)211 23855 440

Der kann nur „von oben“ kommen?

So ist es. Klimathemen brauchen gesamtstrategische Veränderungen und müssen deshalb auf oberster Führungsebene besprochen und beschlossen werden. Wir erleben in vielen Fällen, dass zweite Führungsebenen und Teams Klimathemen oft mit höherer Priorität angehen möchten als die Chefs. Das spiegelt sich dann nicht nur in begrenzten finanziellen Ressourcen für diese Themen wider, sondern auch in sehr begrenzten personellen Ressourcen. Das Zögern ist insofern verständlich, als oftmals die eigenen Kompetenzen in den Unternehmen für ein ganzheitliches Klimamanagement fehlen und der Einstieg zunächst ausschließlich als Kostenfaktor angesehen wird. Zumindest letzteres ist angesichts der aktuellen Lage allerdings obsolet geworden, und für ersteres bietet sich externer Knowhow-Transfer an, wie er beispielsweise mit unserer Klimaprüfung erfolgt.

Kommen nachhaltige Unternehmen besser durch die Energiekostenkrise?

Pauschal lässt sich das natürlich nicht sagen, da spielen zu viele andere Faktoren mit. Aber klar ist, dass überall dort, wo Energie- und Ressourcen eingespart oder nachhaltig bezogen werden, aktuell ein immenser Wettbewerbsvorteil entsteht. Das betrifft übrigens auch mittelbare Faktoren wie Lieferketten, die man eventuell durch Nearshoring sicherer und verlässlicher gestaltet hat. Langfristig investieren Unternehmen mit Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen immer direkt in ihre Zukunftsfähigkeit und Krisenresilienz. Ein Klimasiegel attestiert diese Investition glaubwürdig gegenüber Lieferanten, Kunden, Kreditgebenden und Mitarbeitenden. Fakt ist: Klimaschutz bewahrt unternehmerischen Erfolg.

„CSRD“: Die Berichtspflicht kommt
Nicht nur in Lieferantenbeziehungen, bei Verbrauchern und gegenüber potentiellen Mitarbeitern ist die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu einem wettbewerbsentscheidenden Faktor geworden. Auch gegenüber Finanzpartnern oder Kreditgebern ist der Nachweis klimabewusster Geschäftsmodelle längst ein „hartes“ Bewertungskriterium.
Nun legt auch der Gesetzgeber nach. Ab 2024 greift der von der EU-Kommission vorgelegte Entwurf zur Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Unternehmen müssen die Wirkung von Nachhaltigkeitsaspekten auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens festhalten. Alle an einem EU-regulierten Markt notierten Unternehmen (mit Ausnahme von Kleinstunternehmen) sind von der neuen Berichtspflicht erfasst. Es ist zu erwarten, dass in der Zukunft weitergehende Berichtsverpflichtungen kommen. Die Klimazertifizierung von Deutsche Exzellenzprüfung schafft hier bereits Vorarbeiten.

Wie läuft die Klimaprüfung für das Klimasiegel konkret ab?

Die Klimaprüfung nimmt Unternehmen beim Einstieg in das Thema Klimamanagement an die Hand. Sie beginnt deshalb mit einer Einführung in das Themengebiet Klimamanagement und hat somit auch einen Weiterbildungscharakter. Ausgehend von regulatorischen Forderungen wie sie aus der CSRD entstehen, stellt sie den Status-quo bezüglich der Umsetzung von Klimathemen im Unternehmen fest und benennt Handlungsbedarfe. Außerdem konfrontiert die Klimaprüfung Unternehmen mit Fragestellungen und Anforderungen, die es derzeit von externen Stakeholdern wie Investoren, Kreditinstituten und Kunden gibt. Am Ende erhält das Unternehmen einen Fahrplan mit Handlungsempfehlungen. Alle Ergebnisse werden in Form eines Klimareports strukturiert dokumentiert, sodass Unternehmen, die nach den kommenden EU-Richtlinien – Stichwort „CSRD“ – berichtspflichtig werden, schon erste Berichtsinhalte erfasst haben. Das ist gerade im Mittelstand die Grundlage und initiale Schritt für das weitere Klimamanagement. Ein von uns klimageprüftes Unternehmen hat dann die Möglichkeit, das Klimasiegel der Deutschen Exzellenzprüfung zu tragen.

Mit welchem zeitlichen Aufwand müssen Unternehmen rechnen?

Damit die Klimaprüfung wirklich mittelstandstauglich ist, ist sie auf möglichst geringen Zeit- und Ressourcen-, aber auch Kostenaufwand konzipiert. Wir müssen die Hürde überwinden, dass nicht wie in großen Konzernen ganze Stäbe und Abteilungen gebunden werden. Der Zeitaufwand liegt daher bei drei Stunden, nicht mehr: Wir führen zunächst ein etwa zweistündiges virtuelles Assessmentgespräch entlang eines fundierten und erprobten Fragebogens durch. Auf dessen Basis erheben wir den Klimareifegrad eines Unternehmens und erstellen einen Klimareport zur Dokumentation sowie mit individuellen Handlungsempfehlungen zur Steigerung des Klimareifegrads. Dieser wird dann in einem etwa einstündigen Management Briefing besprochen. Dieses bietet sich zum Onboarding des Managements oder weiterer Teammitglieder an. Wenige Stunden also für einen ersten großen Schritt.

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