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2023: Bangemachen gilt nicht!
Reihe „Wie überstehen wir 2023?“ / „Das Einzig Beständige ist der Wandel“ – wenn dieser Satz nicht unsere derzeitige Situation umschreibt, welcher dann? Eine Krise jagt die andere: es ist schon schwer, all die Krisen aufzuzählen, die uns derzeit beschäftigen. Irgendwie beschleicht einen das Gefühl: das „New Normal“ heißt Krise, Veränderungsbereitschaft, Resilienz. Was Familienunternehmen jetzt tun können, was sollten sie sollten, um robust durch das Jahr 2023 zu kommen.
Von Professor Dr. Arnold Weissman
Was können wir vom nächsten Jahr erwarten? Ich gehe davon aus, dass der Ukraine-Krieg noch länger dauern wird und die damit verbundene Energiekrise uns das gesamte nächste Jahr beschäftigen wird. Energieintensive Unternehmen können sich darauf einstellen: so billig wird Energie nie mehr zu haben sein wie vor der gegenwärtigen Energiekrise.
Der Druck auf die Rohstoffpreise wird etwas nachlassen, generell wird die Lieferketten wieder etwas stabiler werden – es sei denn, China zieht seine Zero-Covid-Strategie weiter durch. Trotzdem bleibt die Versorgung mit Rohmaterialien kritisch.
Das Dauerthema der letzten drei Jahre, die Covid-19-Pandemie, wird nach meiner Einschätzung gegenüber den anderen Themen an Bedeutung verlieren. Auch bei den Frachtraten erwarte ich einen weiteren Rückgang. Trotzdem wird das Thema Lieferfähigkeit eine Schlüsselfähigkeit für erfolgreiche Unternehmen sein müssen!
Die Inflation und die damit notwendigen Preisanpassungen gehören zur Tagesordnung auch in 2023. Von der EZB erwarte ich weitere Zinsschritte, so dass auch die Kreditkosten weiter – wenn auch nicht sehr stark – ansteigen werden.
Gleichzeitig schreitet die Digitalisierung voran (E-Commerce wird weiter deutlich zulegen). Der Kunde von morgen will einkaufen, wann er will, über welchen Kanal er will und was er will.
„Jede Krise ist auch eine Chance. Wenn es der Mehrheit schlechter geht, kann man leichter Marktanteile gewinnen“
Wahrscheinlich werden unsere Mitarbeiter wieder mehr ins Büro kommen – auch hier wird es Zurück zur Zeit vor Corona nicht geben.
Fakt ist: wir leben in einem „New Economic Environment“, nicht überraschend ist deshalb das Wort Zeitenwende auch zum Wort des Jahres gewählt worden.
Wie verhält man sich nun in einer solchen Situation, einer Zeit schneller Veränderungen, zunehmender Unsicherheit, steigender Komplexität und dem Verlust der Eindeutigkeit?
Zunächst einmal gilt: Bangemachen gilt nicht. Das Mindset von Gewinnern zeigt sich immer erst in einer Krise, bei Sonnenschein kann es schließlich jeder. Manager müssen Mut machen, Ermutiger sein, ihren Mitarbeitern die (oft berechtigten) Ängste nehmen. Sie brauchen en Mut, vorwärtszugehen, auch wenn sie selbst manchmal Angst haben. Statt in Schockstarre zu verfallen, treffen sie klare Entscheidungen und handeln. Und weil sie klare Werte haben, fallen Ihnen diese Entscheidung auch leicht.
Jetzt zeigt sich, wer wirklich ein Führer ist. Führende haben Folgende. Wenn Ihnen ihre Mitarbeiter in diesen schwierigen Zeiten folgen, dann sind sie ein wahrer Führer. Natürlich ist es schwer, in diesen Zeiten Optimismus zu verbreiten, wenn man selbst gerade eine schlaflose Nacht hatte. Doch genau dies ist jetzt gefordert.
Ich gehe für 2023 von einem rezessiven Umfeld aus. Doch jede Krise ist auch eine Chance. Wenn es der Mehrheit schlechter geht, kann man leichter Marktanteile gewinnen.
Rein betriebswirtschaftlich war ein professionelles Liquiditäts- und Risikomanagement noch nie so wichtig wie gerade. Cash is King – dieser Satz galt schon immer, doch in Zeiten zunehmender Risiken, einem defensiven Kapitalmarkt, zögerlichen Banken und steigenden Zinsen ist Liquiditätsmanagement das A&O.
Gut sind auch die Unternehmen vorbereitet, die wussten, dass die nächste Krise genauso sicher kommt wie Weihnachten – und die eine entsprechende, den Risiken angemessene Eigenkapitalquote aufweisen.
Wenn die fundamentalen Daten im Unternehmen (Netto-Cash-Flow, freie Liquidität, gute Profitabilität, professionelles Risikomanagement, eine robuste Strategie mit dem entsprechenden Geschäftsmodell und einer gesunden Unternehmenskultur) mit dem richtigen Mindset des Managements und der Eigentümer zusammenkommen, dann wird auch der Sturm, den ich in 2023 erwarte, diesen Unternehmen nicht viel anhaben können.
Um seine eigene Zukunftsfähigkeit zu überprüfen, empfehle ich persönlich den von Professor Gleißner und mir entwickelten Q-Score für das eigene Unternehmen anzuwenden – Prophylaxe war noch immer besser als Therapie!
Alles Gute für 2023!
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- Das K-Szenario: Eine Monsteraufgabe kommt auf Unternehmerfamilien zu
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- Prof. Dr. Weissman im „Lexikon des Chefwissens“ finden Sie hier.
Prof. Dr. Arnold Weissman ist Professor für Unternehmensführung an der OTH Regensburg. 1987 gründete er das Beratungsunternehmen Weissman & Cie., das von der Wirtschaftswoche mit dem Best-of-Consulting-Award zur „besten Strategieberatung“ und mit dem Qualitätssiegel „TOP CONSULTANT 2013, 2014, 2015, 2016“ für die hohe Kompetenz und Beratungsleistung für den deutschen Mittelstand ausgezeichnet wurde.
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