Wenn Dummheit Mode ist

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Seit Samstag ist Schluss mit der Atomkraft in Deutschland. Der Ausstieg ist eine Erfindung der Grünen, organsiert aber hat ihn ein Kabinett unter Angela Merkel und eine Ampelregierung vollzieht ihn jetzt.

Von Oliver Stock

Seit Samstag ist Schluss mit der Atomkraft in Deutschland. Und klar: Der Ausstieg ließe sich so, wie es die meisten derzeit tun, als Teil einer ideologisch verblendeten Politik beschreiben, für den es keinen vernünftigen Grund gibt. Denn der Anteil von Strom aus dreckiger Kohle steigt durch den Atomausstieg genauso wie der Anteil von importiertem Atomstrom. Strom wird teurer, weil weniger Quellen zur Herstellung zur Verfügung stehen. Die Versorgungssicherheit nimmt ab, was besonders ärgerlich ist, da mit E-Autos und Wärmepumpen der Stromverbrauch gleichzeitig steigt.

„Klug wäre, sich am Samstag nicht auch noch aus der Erforschung dieser Technologie zu verabschieden“

Aber jammern und auf andere zeigen, hilft nicht. Der Ausstieg ist eine Erfindung der Grünen, organsiert aber hat ihn ein Kabinett unter Angela Merkel und eine Ampelregierung vollzieht ihn jetzt. Er mag in einer Situation, in der billiges Gas aus Russland nicht mehr fließt, falsch erscheinen, aber was sind Beschlüsse wert, wenn sie in Krisensituationen einfach über Bord geworfen werden? Er geht einer Mehrheit der Deutschen aktuell gegen den Strich, aber in einer parlamentarischen Demokratie verleihen wir Entscheidungsträgern die befristete Macht, für ein paar Jahre unsere Geschicke zu bestimmen.

Klug wäre, sich nicht auch noch aus der Erforschung dieser Technologie zu verabschieden. Sie hat das Potenzial, ein sauberer und beherrschbarer Energieträger der Zukunft zu werden. Aber wie heißt es bei Theodor Fontane: Gegen eine Dummheit, die gerade Mode ist, kommt keine Klugheit an. Was also bleibt, ist die Gewissheit: Auch Moden wechseln.

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Oliver Stock ist Chefredakteur des „WirtschaftsKurier“ sowie Herausgeber von „Markt und Mittelstand“, die beide in der WEIMER MEDIA GROUP erscheinen. Der studierte Volkswirt und Historiker sowie Autor mehrerer Bücher und Blogger kennt die Welt der Politik, der Wirtschaft und der Unternehmen von beiden Seiten: Als Journalist arbeitet der 1965 in Hannover geborene Stock auch für focus online, die Schweizer Weltwoche und den Börsianer aus Wien. Er hat aber auch viele Jahre seines Berufslebens „auf der anderen Seite des Schreibtischs“ verbracht: als Sprecher in der Politik und von Konzernen. 

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