Geschäftsklima gefallen: Welche Branchen besonders unter Druck sind

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Die deutsche Wirtschaft blickt skeptisch auf den Sommer. Die Stimmung hat laut ifo Geschäftsklimaindex einen deutlichen Dämpfer erhalten. Auch die neuesten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt belegen: Deutschland befindet sich der Rezession.

Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Mai auf 91,7 Punkte gefallen, nach 93,4 Punkten im April. Dies ist der erste Rückgang nach sechs Anstiegen in Folge. Treiber der Entwicklung waren deutlich pessimistischere Erwartungen. Die Unternehmen waren aber auch etwas weniger zufrieden mit ihren laufenden Geschäften.

Auch die neue Daten des Statistischen Bundesamtes zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigen: Deutschland schlittert in die Rezession. Im ersten Quartal ist die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurückgegangen. Selbst wenn es gut läuft, wächst die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nur um ¼ Prozent.

„Hoffnungsschimmer bleiben wenige“, analysiert Dr. Thomas Obst, Senior Econmist beim IW: „Deutschlands Verbraucher haben nach drei Krisenjahren ihre Ersparnisse aufgebraucht und zuletzt deutlich weniger Geld ausgegeben, die Wirtschaft rutscht daher in eine Rezession.“ Damit seien die pessimistischen Erwartungen eingetroffen, insbesondere die Inflation fordert ihren Tribut.

Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima nach ifo-Erhebungen merklich verschlechtert. Insbesondere die Erwartungen stürzten ab. Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt im März 2022 nach Beginn des Krieges in der Ukraine. Die Verschlechterung der Erwartungen zieht sich nahezu durch alle Branchen. Auch die aktuelle Lage wurde weniger gut beurteilt. Der Auftragseingang ging zurück.

Im Dienstleistungssektor ist der Index nahezu unverändert geblieben. Die Unternehmen waren mit ihren laufenden Geschäften zufriedener. Sie blicken aber pessimistischer auf die kommenden Monate.

Im Handel ist der Index deutlich gefallen. Der Indikator zur aktuellen Lage dreht nach fünf Monaten wieder in den negativen Bereich. Zudem nehmen die skeptischen Stimmen bei den Erwartungen merklich zu. Insbesondere im Großhandel verschlechtert sich die Stimmung.

Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindikator gefallen. Dies war auf schlechtere Einschätzungen zur aktuellen Lage zurückzuführen. Die Erwartungen sind nahezu unverändert pessimistisch. Auch die neuen Daten des Statistischen Bundesamtes zum BIP weisen auf das Schwächeln einer der Wachstumssäulen der inländischen Wirtschaft, der Bauwirtschaft, hin. Sie hat laut Dr. Thomas Obst mit gestiegenen Energiepreisen und der Zinswende zu kämpfen. Hohe Zinsen sorgen für hohe Finanzierungskosten – die Nachfrage nach Bauprojekten sei daher gesunken.

Auch die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich merklich verschlechtert. Die ifo Exporterwartungen sind im Mai auf plus 1,8 Punkte gefallen, von plus 6,5 Punkten im April. Das ist der niedrigste Wert seit November 2022. „Die weltweiten Zinserhöhungen schlagen langsam auf die Nachfrage durch“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Der deutschen Exportwirtschaft fehlt die Dynamik.“ Weil die Nachfrage aus China derzeit ausbleibt, ist beim Außenhandel auch im Sommer kaum mit Besserung zu rechnen, sagt auch IW-Experte Obst.

In der Autobranche haben die Exportpläne einen kräftigen Dämpfer bekommen. Nachdem zuletzt merkliche Zuwächse erwartetet worden waren, rechnen die Unternehmen laut ifo-Index nun mit einem Rückgang. Auch in der Metallbranche und bei Textilien gehen die Hersteller von sinkenden Auslandsumsätzen aus. In der Chemischen Industrie und den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen halten sich die positiven und negativen Aussichten gegenwärtig in etwa die Waage. Die Hersteller von Geräten zur Datenverarbeitung sowie die Bekleidungsfabrikanten blicken hingegen optimistisch auf die Entwicklung ihres Auslandsgeschäfts.

IW-Experte Obst: „Die deutsche Wirtschaft steht vor einem massiven Problem. Die schwache Binnenwirtschaft und nachlassende Wettbewerbsfähigkeit sorgen dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Einzige Hoffnungsschimmer: Die nachlassenden Lieferengpässe und sinkende Energiepreise.“ Das IW geht daher im Jahr 2023 von einem BIP-Wachstum in Höhe von nur ¼ Prozent aus.

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