Einsichten einer Bauunternehmer*in
Frauen sind in der Führung von Familienunternehmen leider immer noch eine Minderheit. Was für ein eine unglaubliche volkswirtschaftliche Verschwendung. Unternehmen müssen sich fragen, wie sie die Attraktivität speziell für Frauen steigern können. Ein Tipp: Gendern, was das Zeug hält!
Von Nina Strubl
Frauen sind beispielsweise in meiner Branche, der Bauwirtschaft, leider immer noch eine Minderheit. Das ist aus meiner Sicht sehr bedauerlich, weiß ich doch aus unserer eigenen Familiengeschichte, dass sie beachtliches leisten können. Meine Urgroßmutter, die als älteste Tochter von 12 Geschwistern ihrem Vater im Unternehmen zu Hand ging, half dann später ihrem Schwiegersohn, einem Bauingenieur, mit ihrem Erbe und tatkräftiger Unterstützung beim Schritt in die Selbstständigkeit. Auch ihre Tochter, meine Großmutter, arbeitete im Familienbetrieb, und es geht die Geschichte, dass mein Onkel nach der häuslichen Geburt (Büro und Wohnung waren verbunden) auf den Kassenschrank gelegt wurde. Oma arbeitete mit ihren zwei Söhnen (meinem Vater und meinem Onkel) zusammen, ging täglich ins Büro, bis ihr Augenlicht zu schlecht wurde.
„Eine unglaubliche volkswirtschaftliche Verschwendung“
Die Berufstätigkeit von Frauen ist heute nicht nur eine Frage der Emanzipation. Zum einen haben die Änderungen der Scheidungsgesetzte Frauen, die ihre Kariere zugunsten Mann und Kinder aufgegeben haben, in eine finanziell sehr schlechte Lage gebracht, wenn die Liebe nicht bis zum Ende trägt. Zum anderen ist es angesichts des überall spürbaren Arbeitskräftemangels eine unglaubliche volkswirtschaftliche Verschwendung die gut ausgebildeten, talentierten Frauen nicht in allen Bereichen des Arbeitsmarktes einzubinden.
Massiver Fachkräftemangel
Gerade in der Bauwirtschaft, aber auch in der IT (beides die Felder, in denen unser Familienunternehmen, die Nürnberger Baugruppe mit ihren Tochterunternehmen erfolgreich tätig ist) leidet man massiv unter dem Fachkräftemangel. Die Steigerung der Effizienz durch serielles Bauen, Roboterisierung bis hin zu 3-D-Druck von Gebäuden, Outsourcing von Dienstleistungen wie Lohn- und Finanzbuchhaltung sowie der Digitalisierung der Prozesse im kaufmännischen und technischen Bereich ist die Aufgabe der Unternehmen der Bauwirtschaft, um den Anforderungen ihrer Kunden gerecht zu werden.
„Wie soll eine Frau in einem Baucontainer glücklich ihre Zeit verbringen, wenn dieser von den Kollegen mit Playboy-Postern dekoriert ist?“
Die Gewinnung, Ausbildung und Förderung heimischer Arbeitskräfte ist eines der herausforderndsten Themen und wir Unternehmer fragen uns, wie wir unsere Attraktivität für Mitarbeiter steigern können und dies im speziellen für Frauen. Das Handwerk und der Bau besitzen dabei traditionell eher ein „männliches Image“, verbunden mit schwerer körperlicher Arbeit. Genügend Frauen aber beweisen täglich, dass sie als Planer, Bauleiter oder auch in de Bauproduktion ihre „Frau stehen“.
Was Unternehmen beitragen können
Als Unternehmer*innen können wir auch einiges dazu beitragen, für junge Frauen attraktiv zu sein. Wichtig ist ein Arbeitsumfeld, in dem sich Frauen auch wohl fühlen. Viele unterschwellige Signale zeigen Diskriminierung: plakativ, aber verständlich, ist dies beispielsweise, wenn man sich vorstellt, eine Frau sollte in einem Baucontainer glücklich ihre Zeit verbringen, wenn dieser von den Kollegen mit Playboy-Postern dekoriert ist. Dem kann man als Unternehmer und Führungskraft jedoch entgegenwirken.
Die Diskussion ums Gendern finde ich daher unverständlich. Durch diese einfache, preiswerte und sichtbare Maßnahme kann deutlich gemacht werden, dass in unserem Unternehmen Frauen Sichtbarkeit gegeben und Respekt entgegengebracht wird. Ich weiß, dass gerade junge gebildete Frauen dies zu schätzen wissen und kann jedem Unternehmen nur raten, zu gendern, was das Zeug hält. Sollen die „alten weißen Männer“ an ihren Stammtischen reden, die Probleme der Zukunft löst man so m.E. nicht.
Nina Strubl ist Gesellschafterin der Nürnberger Baugruppe GmbH + Co KG. Die Gruppe vereint mit über 1.200 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 150 Millionen Euro das Know-how und die Erfahrung von 14 selbstständig am Markt agierenden Unternehmen. 2012 begleitete Strubl als Beiratsvorsitzende die Umstrukturierung der Gruppe, zusammen mit ihrer Cousine. Das ursprünglich familiengeführte Unternehmen wurde in dieser Zeit in ein managementgeführtes Unternehmen umstrukturiert. Nina Strubl ist zudem in weiteren Unternehmen als Beirat und Geschäftsführerin aktiv.
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