Schwindende Hoffnung in der jungen Unternehmergeneration

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In der jungen Unternehmergeneration in Deutschland schwindet die Hoffnung auf eine gute Perspektive: Zwei von drei jungen Führungskräften sind pessimistisch, wenn Sie an den Wirtschaftsstandort Deutschland in 20 Jahren denken. Das ist das Ergebnis des neuen „Zukunftsbarometers“, das der Verband der Wirtschaftsjunioren Deutschland heute vorgestellt hat.

Anlass der Vorstellung der Studie ist das Gipfeltreffen zum zweiten Tag der jungen Wirtschaft. Die Befragung wurde vom 3. bis 17. Mai 2023 unter 1.008 Mitgliedern der Wirtschaftsjunioren über einen Online-Fragebogen vorgenommen. Das Ergebnis: Zu den größten Sorgen junger Unternehmerinnen und Unternehmer zählen Bürokratie, steigende Lohnkosten und der Fachkräftemangel. Hoffnung macht insbesondere das Potential der Künstlichen Intelligenz.

„Junge Generation braucht Handlungsspielraum“

Der Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren und IT-Unternehmer Tobias Hocke: „Für gesellschaftliche Veränderungen und Fortschritt ist die junge Generation von zentraler Bedeutung. Im Sommer 2023 blicken jedoch große Teile von ihr pessimistisch auf die kommenden zwei Jahrzehnte.“ Unter dem Motto ‚mutig handeln‘ würde die Nachwuchsgeneration die Zukunftsthemen angehen, wie Künstliche Intelligenz und Innovation, Nachhaltigkeit und Transformation. „Die junge Generation hat einen großen Gestaltungswillen. Aber sie braucht dafür eine Plattform und Handlungsspielraum“, sagt Hocke.

Der größte Hemmschuh: Fast neun von zehn Befragten sind in ihrem Unternehmen geringfügig bis stark von den Folgen von Bürokratie betroffen (86 Prozent). 74 Prozent beklagen die schleppende und inkonsequente Digitalisierung der deutschen Verwaltung. Besonders die langen Bearbeitungszeiten und die analogen, umständlichen Verfahren bei Baugenehmigungen und Fördermittelanträgen werden von vielen jungen Unternehmerinnen und Unternehmern moniert.

Tobias Hocke ist Bundesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren. Bereits als Teenager hat sich IT-Tüftler Tobias Hocke mit Coding-Dienstleistungen für lokale Betriebe einen Namen in seiner Heimatregion gemacht; mit 18 Jahren gründete er schließlich sein erstes Unternehmen. Heute ist Tobias Hocke mit seiner Firma bluewire.solutions GmbH & Co. KG an vielfältigen IT-Projekten weltweit beteiligt (Bild: © WJD/Christian Schneider)

Dennoch besitzen 89 Prozent der im „Zukunftsbarometer“ Befragten entweder keine BundID zur Identifizierung von Online- Anträgen beziehungsweise wissen gar nicht, was das ist. Den WJD-Bundesvorsitzenden überrascht das nicht: „Anstatt im Rahmen einer Verwaltungsreform konsequent zu digitalisieren und alten Ballast abzuwerfen, werden beim Onlinezugangsgesetz überholte analoge Prozesse in den digitalen Raum transferiert. Warum bezieht die Politik die junge Generation hier nicht viel stärker ein?“

Chancen von Digitalisierung und Automatisierung

Denn die wirtschaftlichen Entwicklungen und Chancen von Digitalisierung und Automatisierung zählen für die junge Wirtschaft zu den wichtigsten Katalysatoren der Zukunft: 72,1 Prozent rechnen mit starken bis sehr starken Auswirkungen auf ihre Branche. Insbesondere von der Künstlichen Intelligenz (KI) versprechen sich viele eine positive Wirkung: Mehr als vier von fünf Befragten stimmen mindestens teilweise der Aussage zu, dass die Chancen durch KI für die Wirtschaft größer sind als die Nachteile (81 Prozent). 78,1 Prozent befürworten mindestens teilweise, dass für den Einsatz von KI von der Politik klare Regeln geschaffen werden sollten.

Alle Ergebnisse der Befragung sind hier im Download verfügbar

Insgesamt haben fast zwei Drittel der jungen Unternehmerinnen und Unternehmer KI bereits im Unternehmenskontext eingesetzt (62,6 Prozent). 28,2 Prozent aller Befragten sehen in der KI sogar eine wirksame Lösung gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel. Am häufigsten genutzt wird KI bisher für Recherchearbeit (36,9 Prozent) und das Verfassen von öffentlichen Texten (32,6 Prozent). Zugleich bietet KI nach Meinung der jungen Unternehmerinnen und Unternehmer Potenzial beim Bürokratieabbau: 77,2 Prozent wünschen sich, dass die Politik zeitnah den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Vereinfachung von Verwaltungsdienstleistungen plant.

Innovationskraft entfalten

„Die junge Wirtschaft sieht großes Potential in der Künstlichen Intelligenz“, bilanziert Hocke. „Doch erste Reaktion auf den ‚AI Act‘ der Europäischen Union zeigen auch, wie wichtig es sein wird, Unternehmerinnen und Unternehmer frühzeitig bei der Planung der Regulationsprozesse einzubinden. Nur so wird es gelingen, praxisnahe und effiziente Strukturen für KI zu etablieren, die es der jungen Wirtschaft ermöglichen, ihre volle Innovationskraft zu entfalten.“

Die Wirtschaftsjunioren sind das größte Netzwerk junger Unternehmerinnen, Unternehmer und Führungskräfte unter 40 Jahren in Deutschland. Befragt wurden sowohl aktive Mitglieder der Wirtschaftsjunioren unter 40 Jahren (609) als auch Fördermitglieder über 40 Jahren (399).

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