Am Steinplatz: Berlin at its best

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Berlin: Das sind tolle Kieze zum Hinlaufen und Orte zum Weglaufen. Weltstadt und Failed State. Kultur und Chaos. Hotspots und No-Go-Areas. Metropole eben à la Deutschland 2023. Eine ihrer schönsten Seiten zeigt sie nach wie vor in Charlottenburg, erst recht, wenn man seinen Ausgangspunkt am Steinplatz nimmt.

Klar, Berlin Mitte lockt mit dem architektonischen und politischen Herz der Stadt. Kreuzberg mit dem urban-alternativen Lifestyle. Aber Charlottenburg, das ist für den Berlin-Besucher, der das alles schon erlebt hat, Berlin at its best. Zumal rund um den Savignyplatz, wo sich die Großstadt entspannt gibt, wo die zahlreichen Lokale und Geschäfte nicht aufdringlich sind und Mischung aus Geschäften, Wohnen, Business und Institutionen noch stimmig ist.

Bis zur Eingemeindung 1920 war Charlottenburg zeitweise die Gemeinde mit dem höchsten Steueraufkommen pro Kopf in Deutschland. Es ist zugleich das alte Westberlin, dem man anmerkt, das selbst in den Zeiten der Teilung reichhaltige Mittel flossen. Mit seinen Nachkriegsbauten wie dem Europa-Center kommt es zwar auch nicht überall schön daher, aber immerhin blieben ihm städtebauliche Sünden des „neuen Berlins“, wie dem neuen Potsdamer Platz, erspart.

Traditionsreiches Juwel der Berliner Hotelgeschichte

Dekor im Stil der 20er: Badezimmer in der Suite

Als Ausgangspunkt unseres Besuches haben wir mitten im Kiez, am Steinplatz, das gleichnamige Hotel aus der „Autograph Collection“ der Marriott-Gruppe gewählt. Das Hotel am Steinplatz ist nicht nur aus Gründen seiner Lage der perfekte Ausgangspunkt für das stilechte Berlin-Erlebnis. Die Zimmer sind im Dekor der 1920er Jahre gehalten und zugleich verbunden mit den luxuriösen Annehmlichkeiten unserer Zeit. So gesehen steht es sinnbildlich für die ganze Stadt, in der trotz aller Bautätigkeit der vergangenen Jahrzehnte seine einzigartige Geschichte an allen Stellen mitschwingt.

Das gilt auch für das Hotel als Ganzes. Das Hotel am Steinplatz ist ein traditionsreiches Juwel der Berliner Hotelgeschichte. Als Luxusetablissement eröffnete Max Zellermayer das Hotel erstmals 1913. Es dauerte nicht lange, bis es zum festen Bestandteil der Berliner Kulturgeschichte wurde. Nach der Oktoberrevolution residierten viele russische Aristokraten und Intellektuelle in den stattlichen Suiten. Gleichzeitig wurde das Hotel aber auch zu einem Treffpunkt für prominente Berliner und Reisende wie Vladimir Nabokov und Zarah Leander. Während des Zweiten Weltkriegs lief im Hotel alles wie gehabt, obgleich viel Improvisation von Nöten war: Am Dach wurden Tomatenbeete angelegt, der Innenhof wurde von einer Ziegenherde bewohnt.

Die Bar im Hotel am Steinplatz. Nur für diese Aufnahme leer. Normalerweise kreisen hier die Cocktails.

Keine der Suiten des Boutique-Hotels gleicht der anderen, aber alle bieten ein großartiges Raumgefühl mit getrennten Schlaf- und Wohnbereichen. Weiche Ledermöbel und ein moderner Flachbildfernseher runden den gemütlichen Rückzugsort perfekt ab. Ein Aufenthalt zum Aufblühen und Auftanken für unsere Erkundungen – erst recht, wenn man davor oder danach im Rooftop-Spa des Hotels am Steinplatz nicht nur luxuriöse Behandlungen, sondern den herrlichen Panoramablick auf die Skyline von Berlin genießt.

Visionäre Formensprache

Maurische Rundbogenfenster, Stuckverzierungen mit Moos- und Waldmotiven: Visionäre Formensprache des Hotels, geschaffen 1913 von August Endell

Das Hotel ist kein Fremdkörper (wie so manche moderne Hotelbauten), sondern selbst originärer Bestandteil des Kiezes. Man fühlt sich ein bisschen wie zuhause (wozu nicht zuletzt auch das außerordentlich sympathische und unaufdringlich-serviceorientierte Personal sorgt). Bis heute inspiriert die visionäre Formensprache des Gebäudes, geschaffen von August Endell.

Endell studierte Philosophie, Kunst und Literatur, verstand sich aber nicht als Ingenieur oder Baumeister, sondern als „Formkünstler“. Die maurischen Rundbogenfenster, die ungewöhnlichen Stuckverzierungen mit Moos- und Waldmotiven sowie die ausdrucksstarke Deckengestaltung im heutigen Mitarbeitereingang sind Beispiele seiner künstlerischen Fähigkeiten. Da passt sozusagen der Blick auf die Hochschule der Künste, die sich direkt gegenüber des Steinplatzes befindet. Unweit dahinter beginnt der weitläufige Tiergarten mit dem Zoologischen Garten.

3 Nächte für 2 Personen in der Leser-Verlosung
Ein schöner Anlass für eine eigene Entdeckungstour: Bei der Wahl zum Publikumspreis „Innovator des Jahres 2023“ wird als einer der Preise ein dreitägiger Aufenthalt im Hotel am Steinplatz unter allen Abstimmenden verlost. Zur Abstimmung wird im Oktober im DDW-Mailnewsletter eingeladen (hier kostenfrei einschreiben)

Doch wir schlendern zunächst in anderer Richtung. Vorbei an den imposanten Gründerzeithäusern geht über den Savignyplatz mit seinen vielen Restaurants bis zum Kurfürstendamm, dessen lebhafte Geschichte sich bis heute in den vielen Facetten von Luxusshopping bis Vergnügungsmeile und in seinem Publikum spiegelt.

Der „Kudamm“: nach wie vor zieht die Meile mit Geschäften zwischen Luxus und Lebensart die Besucher an (Bild: Shutterstock)

Mit Muße und Zeit im Café Reinhardt im Bristol (dem ehemaligen „Kempi“) sitzend, zieht das Spektakel an einem vorbei – ein Panoptikum, wie es weltweit vielleicht nur hier, auf dem „Kudamm“, zu sehen ist: Schöne und Schaurige, Typen und Transen, Wichtige und Windige, hier ist die Stadt wahrhaft vielfältig. Vielfältiger jedenfalls, als es die uniformierten Hippster mit ihren Turnschuhen und Laptops in Mitte sind, und auch als die urban-woke-alternative Kreuzberger Szene, die auch längst manieriert und irgendwie spießig wirkt.

Galerien, Museen und bejubelte Starts in der Deutschen Oper

Turandot-Finale in der Deutschen Oper

Wer genug des Straßenlebens hat, wird in Charlottenburg auch kulturell vielfältig fündig. Im Nähe zu unserem Hotel locken Galerien und Museen wie die Helmut Newton Foundation oder die Galerie Max Hetzler, der zur Jahrtausendwende den Weg von Köln in die Hauptstadt fand. Kaum eine Viertelstunde Fußweg ist es vom Steinplatz auch zur Deutschen Oper auf der Bismarckstraße.

Im Oktober wird dort Catherine Foster in der Titelpartie des Turandot zu hören sein. Ebenfalls im Oktober wird in den Carmen-Vorstellungen die russische Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina in der Titelpartie zu hören sein, derzeit wohl DIE gefeierte Carmen an den großen internationalen Opernhäusern zwischen München, Berlin, New York, Madrid und Neapel. Mit Michael Volle steht im Oktober und November noch ein gefeierter Interpret auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin, dessen Einspringen in der Partie beim Holländer bei den diesjährigen Bayreuther Festspielen im Bayerischen Rundfunk bejubelt wurde, und dessen Qualitäten in dieser Rolle nun in Berlin zu Gehör kommen werden.

Die Paris Bar an der Kantstrasse (Bild: imago)

Institution für Weltläufigkeit

Große Künstler, in ihrem schwarzen Limousinen anrauschende Minister und internationales Publikum trifft sich auch in der Paris Bar, zu der wir zum Essen um gleich um die Ecke des Steinplatzes auf der Kantstraße einkehren – ebenfalls eine Art Institution der Weltläufigkeit der Stadt, und von der der Autor unserer Rubrik „Genuß ohne Reue“ sagt, er komme seit den 70ern für eine französische Zwiebelsuppe, „Steak Frites“ und ein Fläschchen Roten, um gleich dreifach zu genießen: Seine Lehrzeit, Paris und Berlin.

Der Innhof im Hotel am Steinplatz

Dass das urbane Pulsieren einer Weltstadt nicht imitiert, sondern gelebt und erlebt werden muss, zeigt auch das Hotel am Steinplatz. Mit seinem Restaurant, seiner Bar, seinem schönen Innenhof ist es selbst ein Ort solchen Geschehens. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass während unseres Aufenthaltes eine Weinverkostung verschiedener Winzer lockte und die Terrasse des Innenhofes für Freunde und Gäste zum Ort eines unerwartet anregenden Sommerabends wurde. Berlin at its best.

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