Zermatt – Ein Wintermärchen
Tief verschneit ist die Schweizer Winterlandschaft und die Sonne zaubert Glitzern auf die weiße Pracht. Skiurlaub wir kommen! Schon unsere Anreise nach Zermatt könnte schöner kaum sein.
Der bekannte Skiort ist seit 1961 autofrei, daher bahnen sich nur eine Art geschlossene Golfcarts, natürlich batteriebetrieben, und wesentlich hübschere, restaurierte Pferdekutschen ihren Weg durch die Gassen der 5600-Einwohner-Gemeinde. Unser Auto lassen wir folglich in Täsch, einem Ort etwa sieben Kilometer unterhalb von Zermatt stehen, in dem sich eine beeindruckende Infrastruktur für parkende Touristen entwickelt hat. Weiter geht es wahlweise mit dem Taxi – bei viel Gepäck auf jeden Fall die erste Wahl. Wer leicht reist wie wir (soweit das in einem Winterurlaub möglich ist), der darf 20 Minuten Fahrt mit der Zahnradbahn genießen und sich mit Schweizer Entschleunigung auf den beginnenden Urlaub einstellen.
Unser Walt Disney Moment
An unserem Ziel wartet eine offene blaue Kutsche mit weißen Rössern auf uns und wir haben einen kurzen Walt Disney Moment druch die märchenhafte Landschaft. Leider dauert die Fahrt zum Grand Hotel Zermatterhof nicht lange. Zermatt’s ältestes und elegantestes Hotel liegt mitten in der Fußgängerzone – sagt man das in einer autofreien Stadt? – und ist Teil der prachtvollen Kulisse eines echten Wintermärchens. Die Pracht der Belle Epoque wechselt sich mit jahrhundertealten Walser-Häusern ab. Funkelnde Lichter überall. Der Duft von Glühwein liegt in der Luft.
Gastgeber im Grand Hotel Zermatterhof: Die Schweizer Hoteliers Markus und Alexandra Marti
Im Hotel werden wir herzlich begrüßt von Direktorenpaar Markus und Alexandra Marti, die nach vielen Stationen auf der ganzen Welt wieder in die Schweiz zurückgekehrt sind und das Haus nun mit viel familiärer Atmosphäre füllen. Zu unserem ersten Eindruck gehört, dass in der teuren Schweiz kein Personalmangel herrscht, von dem viele Hoteliers in Deutschland klagen. Die besten Leute scheinen einfach hier und nur nicht mehr in Deutschland zu sein. Wer immer uns in den nächsten Tagen warmherzig begrüßt und zu Diensten ist, kennt sein Fach bis ins Kleinste, und das virtuos in mindestens drei Sprachen.
Erfolg hat viele Väter, hier sogar eine ganze Bürgerschaft
Das Grand Hotel Zermatterhof ist übrigens das älteste Hotel am Ort. Vor 144 Jahren startete die Kirchengemeinde die Initiative der touristischen Infrastruktur, um für die armen Bauern Arbeit und Einkommen zu schaffen. Zur Finanzierung des Projektes zog man die Bürgerschaft heran, die gegen Anteilsscheine am Bau mitwirkte. Bis heute ist das Hotel im Eigentum der Zermatter Bürgerschaft, einem Verein mit heute rund 1.500 Mitgliedern und gewaltigem Vermögen. Denn neben verschiedenen Hotels, Restaurants und Berghäusern gehören auch die Zermatter Bergbahn, umfangreiche Forstwirtschaft und zwei Alpgenossenschaften dazu.
Durch den schmucken Ort Zermatt lässt sich herrlich flanieren, Geschäfte wechseln sich mit Restaurants und kleinen Bars ab. Internationale Top-Marken wie in Gstaad sieht man hier kaum und auch Après-Ski ist kein großes Thema, denn das eigentliche Highlight des Schweizer Skiortes liegt ein paar hundert Meter höher.
Höchstgelegenes Skigebiet Europas
Hierfür nehmen wir noch einmal die Zahnradbahn. Bereits seit 125 Jahren bringt sie Gäste vom Dorf auf 1.600 Metern bis auf 3.100 Meter über Meer. Allein die Fahrt mit stetem Blick auf das Matterhorn ist ein Erlebnis. 29 Viertausender, darunter den Monte Rosa, das Matterhorn und der Liskamm bilden ein einzigartiges Panorama und ein Skigebiet, das sich kaum toppen lässt. Willkommen im höchstgelegenen Skigebiet Europas: 360 Kilometer blaue, rote, schwarze und gelbe Pisten warten mit den perfekten Schneekonditionen eines Gletscherskigebietes auf. Abseits der Pisten finden sich zahllose unberührte Hänge, bereit für die ersten Spuren im Schnee. 38 Bergriesen locken zu Skitouren und Freeride-Abfahrten. Und fürs Heliskiing kommt die Air Zermatt, die übrigens auch für Rundflüge um das Matterhorn anbietet.
Zurück im Hotel genießen wir wieder das gediegene Ambiente des Zermatterhofs. Unsere Junior Suite ist mit duftendem Zirbenholz verkleidet und wartet wie alle Zimmer im Haus mit vielen modernen Annehmlichkeiten auf, die den hohen Standard dieses ersten Hauses am Platze unterstreichen. Ein großzügiger Spa mit diversen Saunen, Pool und Jacuzzi verspricht Erholung für müde Knochen.
Der Zermatterhof ist eine Gourmet-Destination
Hauptgrund, warum wir trotz des hohen Preisniveaus immer wieder in die Schweiz reisen, sind die fantastischen Restaurants ,und der Zermatterhof war hier immer schon ein besonders liebgewonnenes Ziel.
Drei Restaurants beherbergt das Hotel: Alpine Gourmet Prato Born, mit einem Michelin Stern und Fokus auf regionale Aromen der Bergwelt bis zum Genfersee. Internationale Klassiker wie Taubenbrust und Trüffel fehlen ebenfalls nicht auf der Karte.
Reiseredakteur im Glück: Unsere liebsten Klassiker der Brasserie-Küche in der Lusi Brasserie
Besonders angetan hat es uns jedoch die Lusi Brasserie, in der wir unsere Gelüste nach französischen und internationalen Klassikern stillen. Ob Foie Gras Terrine mit Kumquat, Kalbskopf oder Krustentier-Bisque schon die Vorspeisen sind eine Verheißung und frischen Erinnerungen auf an eine Zeit ohne Fleischersatz und Unverträglichkeiten. Wir lassen stilecht das Rindsfilet Irish Beef Club Parisienne-Kartoffeln und ein Kalbssteak mit Rahmwirsing folgen und sind restlos begeistert von dieser Brasserie wie aus dem Bilderbuch.
Dass Sternekoch Heinz Rufibach auch für die Brasserie Lusi verantwortlich ist, drückt sich auch hier in den feinen Aromen aus. Virtuos hat er den von uns gekosteten Klassikern die Schwere genommen, ohne deren Geschmack zu verfälschen. Das prächtige Ambiente des gediegenen Restaurants und der formvollendete Service tun ihr Übriges, um uns wieder zu zeigen: Nicht nur Caesar Ritz kommt aus der Schweiz!
Keine Schweiz-Reise ohne Fondue: Wer es ungezwungen mag, für den gibt es mit dem SayCheese auch noch ein kleines Fondue Restaurant in dem das Schweizer Nationalgericht mit Käse, Fleisch oder als Raclette von der Zermatter Käserei genossen werden kann.
Unser Tipp zur Anreise:
Zermatt ohne Bahnanreise ist wie Malediven ohne Wasserflugzeug – also in jedem Fall die Bahn nehmen. Am besten gleich im Parkhaus des Bahnhofs parken, kostet ungleich mehr als beim privaten Parkplatz gegenüber. Dann einen Gepäckwagen schnappen und Gepäck aufladen. Der Gepäckwagen kann mit „an Bord“ genommen werden und wird einem dann in Zermatt am Bahnhof vom freundlichen Hotelmitarbeiter abgenommen.
Als Innerschweizer-Bub habe ich vor mehr als 60 Jahren Zermatt kennen gelernt, weil meine ältere Schwester dort verheiratet war. Im Dorf standen noch einige alte „Holzstadelis“ am Wegrand. Zur Sunnegga kam man nur mit der Sesselbahn, auf der man Wolldecken benötigte. Im obersten Teil des Theodulgebiets konnte man sich am Seil von einem Raupenfahrzeug über den Schnee zur Passhöhe ziehen lassen, weil noch kein Skilift. Es war einfach traumhaft schön.