![](https://ddwcdn.b-cdn.net/wp-content/uploads/2023/08/Innovation-Pulse-Frank-Thelen-807x559.jpg)
Kopie des Menschen | OpenAI & Microsoft planen Supercomputer | Datenspeicher aus Glas?
Reihe Innovation Pulse | Was tut sich im Bereich der Tech-Innovationen? Frank Thelen teilt News, Beobachtungen und Einschätzungen aus der Welt der Innovationen und seiner eigenen Aktivitäten.
Neuer Datenspeicher-Standard aus Glas made in Germany?
Eine weitere Herausforderung, vor die Künstliche Intelligenz uns früher oder später stellen wird, ist die Speicherung von Daten: unzählige KI-Tools generieren tagtäglich enorme Mengen an Text-, Bild- und Videodaten, die irgendwo gespeichert werden müssen.
Ein Team aus München hat jetzt einen Prototyp einer völlig neuen Speichermethode entwickelt. Die Technologie von Cerabyte soll die Speicherung kalter Daten revolutionieren, die nicht ständig benötigt werden – aber über lange Zeiträume aufbewahrt werden müssen. Hierfür graviert das Team QR-Codes auf eine mit Keramik beschichtete Glasfolie.
Auch Microsoft forscht bereits an Glasspeichern – wobei es mich wirklich freuen würde, wenn Cerabyte hier den neuen Standard setzt.
OpenAI & Microsoft planen Supercomputer Stargate für 100 Milliarden USD
Ein Vorteil von OpenAI: Mit Microsoft hat das Team einen starken Partner an der Seite, der bereit ist, viel Geld in die KI-Entwicklung zu investieren. Das zeigt auch der jüngste Plan von OpenAI und Microsoft, 100 Milliarden USD in einen Supercomputer namens Stargate zu investieren, der den steigenden Bedarf an Rechenleistung für generative KI bedienen und zu einer Art “KI Datenzentrum” in den USA werden soll. Stargate soll bis 2028 fertiggestellt werden, den Großteil der Kosten wird wohl Microsoft tragen. Aktuell arbeitet Microsoft bereits an einem kleineren Supercomputer für OpenAI, der 2026 in Betrieb gehen soll.
Kopie des Menschen
Was passiert, wenn man zwei so mächtige Grundlagentechnologien wie Künstliche Intelligenz und Robotik miteinander kombiniert, haben Figure und OpenAI kürzlich in einem wirklich beeindruckenden Update gezeigt:
Hier entsteht noch in diesem Jahr eine vollständige “Kopie des Menschen” – die unsere Gestik & Mimik imitiert, unsere Sprache versteht und von uns lernen kann…und die schon bald deutlich schneller, stärker & zuverlässiger ist als das Original.
In meinem Buch 10xDNA habe ich bereits 2020 von der unvorstellbaren Disruptionskraft gesprochen, die die Technologien aus dem Baukasten der Zukunft in Kombination miteinander haben – doch dass es so schnell gehen wird, damit habe selbst ich nicht gerechnet.
Auch wenn Figure bislang keine Mimik hat, ist die Sprache und der Bewegungsapparat ein riesiger Entwicklungssprung zu 2020 – und ab jetzt wird es noch schneller gehen. Hier lest ihr, wieso das so ist und was in den nächsten Jahren noch auf uns zukommt.
Wie schützen wir uns vor Deep Fakes & Fake News?
OpenAI hat Anfang der Woche ein neues Tool vorgestellt, das mit nur 15 Sekunden Audio-Input unsere Stimme klonen soll. Dass diese Entwicklung Risiken mit sich bringen wird, steht schon länger im Raum – sei es durch gefälschte Anrufe von Angehörigen oder Deep Fakes von Politikern, wie sie teilweise schon als Scherz im Radio laufen.
Unter anderem deshalb wird OpenAI diese Funktion auch nur schrittweise in ausgewählten Unternehmen ausrollen und die Nutzung zunächst auf Bildungseinrichtungen beschränken. Aber auch Tools wie HeyGen sollen hier Zugriff bekommen, was meinen AI-Avatar bald noch realistischer wirken lassen könnte.
Was glaubt ihr: Ist diese Entwicklung Fluch oder Segen? Welche Chancen und welche Risiken seht ihr? Ich freue mich auf den Austausch in den Kommentaren auf meinem LinkedIn-Profil.
Anthropic stößt OpenAI vom Thron
Anfang des Monats zog das große Sprachmodell (LLM) Claude 3 Opus von Anthropic zum ersten Mal an OpenAIs GPT-4 vorbei. In der “Chatbot Arena”, einem unabhängigen Leaderboard, messen KI-Forscher die relativen Fähigkeiten von KI-Sprachmodellen. GPT-4 – das Large Language Model (LLM) hinter ChatGPT – führte die Rangliste bislang an.
Ich habe hier schon oft meine Einschätzung zum KI-Rennen geteilt und halte weiterhin daran fest: Hier wird kein Monopol entstehen. Aktuell sehen wir ein sehr ausgeglichenes Wettrennen zwischen OpenAI, Google, Meta, MistralAI und Anthropic.
Nvidias neue KI-Chips & Plattform
Nvidia-CEO Jensen Huang hat auf der alljährlichen Developers-Konferenz neue GPUs vorgestellt, die deutlich größer sind als die bisherigen H100-KI-Chips und noch in diesem Jahr auf den Markt kommen werden. Das Spannende an diesem Update ist aber nicht der leistungsstärkere GB200 Chip, sondern die dazugehörige Blackwell-Plattform. Jensen Huang:
“Blackwell’s not a chip, it’s the name of a platform”
Mit den Chips wurde auch eine neue Software namens NIM vorgestellt, die das Deployment von KI erleichtern und so die Kundenbindung zu Nvidia stärken soll. Gelingt Nvidia die Transformation vom Chip-Hersteller zur KI-Plattform? Das wäre wirklcih eindrucksvoll und für mich unerwartet.
Aktuell glaube ich weiterhin, dass der KI-Chip-Markt kein Winner-Takes-it-All Markt ist und sich neben Nvidia auch andere Player wie AMD und Custom-Chips von Microsoft & Co etablieren werden.
Bei 10xDNA haben wir den “Schauffelhersteller” Alphawave im Portfolio. Der führende IP-Anbieter im Bereich von Konnektivitätschips partizipiert bei einer Reihe von Chip-Herstellern am Wachstum.
Apple’s nächstes KI-Modell kann sehen
Auch Apple schlägt nach eigenen Angaben in einigen Kategorien bereits GPT-4: mit dem neuen ReALM Ansatz (ReALM: Reference Resolution As Language Modeling) soll Siri zukünftig nicht nur Sprachbefehle, sondern auch die Informationen auf dem Screen und aus Tasks verarbeiten, die im Hintergrund auf dem iPhone laufen. Das könnte das Kontext-Verständnis von Siri deutlich verbessern – eine der aktuell noch größten Herausforderungen in der KI-Entwicklung.
Was man bei all den Vergleichen & Benchmarks allerdings nicht vergessen darf: GPT-4 ist bereits seit einem Jahr auf dem Markt und erst jetzt schließen andere Player auf. Währenddessen forscht OpenAI bereits seit längerem an GPT-5. Ersten Informationen zufolge soll der Nachfolger von GPT-4 um einiges leistungsstärker und größer sein. Es bleibt also spannend.
Europäisches KI-Gesetz
Das EU-Parlament hat letzten Monat ein europäisches KI-Gesetz vorgestellt, um sowohl den Einsatz als auch die Entwicklung von KI zu regulieren – und damit noch mal untermauert, dass wir in Europa keine relevante Rolle im KI-Rennen spielen werden.
Auch wenn ich mich immer wieder für eine gut durchdachte, globale KI-Regulierung ausgesprochen habe, um die Risiken dieser mächtigen Technologie zu minimieren, hilft uns dieser Alleingang von Europa nicht weiter: Während europäischen Unternehmen sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Nutzung von KI Steine in den Weg gelegt werden, können die großen Player in den USA und China weiter vorpreschen und werden – unabhängig von unserem KI-Gesetz – massive Marktwerte generieren.
Konkret betrifft das neue Gesetz so ziemlich jede Industrie, in der KI sinnvoll zum Einsatz kommen könnte:
- kritische Infrastrukturen (z. B. Verkehr)
- allgemeine oder berufliche Bildung
- Medizin (z.Bsp. robotergestütze Chirurgie)
- Beschäftigung & Management von Arbeitnehmern
- wesentliche private und öffentliche Dienstleistungen (z. B. Kreditwürdigkeit)
- Strafverfolgung (z. B. Bewertung der Zuverlässigkeit von Beweisen)
- Migrations-, Asyl- und Grenzkontrollmanagement (z. B. automatisierte Prüfung von Visumanträgen)
- Verwaltung von Justiz und demokratischen Prozessen (z. B. KI-Lösungen zur Suche nach Gerichtsurteilen)
Natürlich müssen in all diesen Bereichen Risiken minimiert und falsche Entscheidungen durch KI vermieden werden, doch die aktuellen Regelungen und bürokratischen Prozesse werden den Fortschritt in Europa erneut ausbremsen und helfen so keinem.
Palantir-CEO Alex Karp hat es bereits in einem Earnings Call Anfang des Jahres gesagt:
“Europe has decided that they’re not going to engage in this revolution”
Ich habe nach wie vor die Hoffnung, dass Europa noch aufrecht, aktuell sieht es aber so aus, als würde er mit dieser Aussage recht behalten…
Dass Deutschland nur schwer von der alten Zettelwirtschaft loslassen kann, zeigt auch der Beschluss der Ampel von 2022 zu Nachweisen in Arbeitsverträgen: ‚Wesentliche Vertragsbedingungen gehören auf Papier – bei Verstößen droht ein Bußgeld.‘
Immerhin damit ist jetzt Schluss – seit gestern dürfen Arbeitsverträge auch digital unterzeichnet und abgelegt werden – ein wichtiger Schritt, insbesondere für die digital aufgestellte Startup-Szene!
Empfehlungen
Video: Der erste Neuralink-Patient spielt Online-Chess mit seinen Gedanken
Ende Januar hat der erste Mensch einen Neuralink-Chip ins Gehirn implantiert bekommen – und hat damit gestern live auf dem X-Kanal von Neuralink einen Computer nur mit seinen Gedanken gesteuert. Der 29-jährige Noland Arbaugh ist nach einem Tauchunfall querschnittsgelähmt und kann jetzt zum ersten Mal wieder Schach spielen, ohne einen Mundstock oder ähnliches zu benutzen:
Tool: Gemini for Google Suite
Endlich: Gemini ist jetzt auch in die Google Suite integriert und bietet Echtzeitunterstützung in Gmail, Docs, Sheets & Slides. Auf dieses Update habe ich lange gewartet, da wir mit Freigeist im Google Workspace leben und Microsofts CoPilot für uns bislang daher nur bedingt eine Hilfe war.
Podcast: BG2
Ein neuer Podcast von den beiden Valley “Insidern” Bill Gurley und Brad Gerstner über Technologie, Märkte & Investments. Finde ich neben All-In sehr gut, sogar fokussierter auf Tech. All-In ist mittlerweile zu viel Unterhaltung und Politik. Hier die aktuelle Folge:
Frank Thelen ist Early Stage Tech Investor (Freigeist), Unternehmer, Buchautor (10xDNA) und Initiator der 10xDNA Technologie Fonds. Dieser Beitrag ist ein Auszug seines „Innovation Pulse“-LinkedIn-Newsletters, der hier abonniert werden kann.
Schreibe einen Kommentar