Low-Code & No-Code: Künstliche Intelligenz treibt Programmier-Revolution voran

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Timm Rotter ist Gründer und Geschäftsführer der Münchner KI-Beratung disruptive. Wir haben mit ihm über das zukunftsweisende Themenfeld Low-Code-/No-Code-Programmierung gesprochen. Darüber, wie sich die Integration von GenAI auf die Technologie auswirkt – und welche riesigen Potenziale sich dadurch für mittelständische Unternehmen ergeben.

Herr Rotter, noch bis vor Kurzem galt Programmieren als hochkomplex und nur für entsprechend ausgebildete IT-Profis zugänglich. In den letzten Jahren hat sich hier aber ein Paradigmenwechsel vollzogen – Stichwort Low- oder sogar No-Code. Können Sie uns erklären, was es damit auf sich hat?

Timm Rotter: Klar – sogenannte Low-Code- und No-Code-Plattformen ermöglichen es Nutzer:innen, Softwareanwendungen mit minimalem oder ganz ohne Programmieraufwand zu erstellen. Die Unterschiede zu traditionellen Programmier-Tools liegen vor allem im benutzerfreundlichen User-Interface und einem Baukastensystem. Durch ein intuitives Drag-and-Drop-Verfahren kann man nun Apps, Systeme und Netzwerke selbst programmieren, ohne die dafür nötigen Sprachen, wie Java, HTML 5 oder Python, beherrschen zu müssen. Dadurch wird das Programmieren für die breite Masse zugänglich. Oder in anderen Worten: Der niederschwellige Übergang hin dazu, dass wir alle Programmierer:innen werden, ist längst im Gange.

Und wo kommt hier Künstliche Intelligenz ins Spiel?

Timm Rotter ist Gründer der KI-Beratung disruptive

Man muss hier zwei Dinge trennen: KI allgemein und GenAI. Schon bevor Generative KI mit ChatGPT aufkam, haben viele LC/NC-Tools KI-Technologie integriert, vor allem analytische KI. Das hat viele Tools verbessert, weil sie plötzlich einfacher lernen konnten, was Nutzern hilft und was nicht.
Greifbarer für Nicht-ITler ist aber sicher der Einfluss von GenAI. Sie ist ein massiver Katalysator im Bereich Low-Code. Dort brauche ich, der Name sagt es, ja noch Code. Wer wenig Programmier-Skills hat, fordert beispielsweise ein sprachbasiertes KI-Modell via Prompt dazu auf, für eine bestimmte Funktion solch einen Code zu generieren.

Und das klappt?

Die Systeme, ob ChatGPT, Gemini oder andere, werden besser, aber da es beim Coden sehr auf Details ankommt, reichen oft schon kleinste Ungenauigkeiten, und das Produkt ist massiv fehlerhaft. Man sollte der KI also nicht einfach nur blind vertrauen. Auch heute braucht es immer noch einen Experten, der die Anwendung auf Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit überprüft.

Warum ist diese Entwicklung für den Mittelstand so wichtig?

Die digitale Transformation beschleunigt sich gerade massiv. Und vielen mittelständischen Unternehmen fehlt es an IT-Ressourcen, um in diesem dynamischen Umfeld zukunftsfähig bleiben zu können. Sei es mit Blick auf Budget, Personal und Know-how oder die notwendige Infrastruktur. Umso wichtiger wird es, auf gestreute digitale Innovation zu setzen. Am Beispiel LC-/NC-Tools heißt das: Coding muss zur Kompetenz vieler Mitarbeitenden werden – ob sie nun in den Bereichen Finance, Kundenservice oder Marketing arbeiten. Nicht um der Innovation selbst willen, sondern um Geschwindigkeit und Produktivität zu steigern.

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Welche konkreten Vorteile bietet diese Technologie für Unternehmen?

LC-/NC-Lösungen beschleunigen den Entwicklungsprozess immens, da manuelles Coden zunehmend in den Hintergrund rückt. In der Folge wird weniger hochqualifiziertes – ergo teures – Fachpersonal benötigt. Dadurch sinken die Entwicklungskosten. Und schließlich steigt das hauseigene Innovationspotenzial, indem man eigene Lösungen entwickelt und so schnell auf Marktveränderungen reagieren kann. Die eingesparte Zeit lässt sich dann für andere Aufgaben nutzen – getreu dem Motto: „Wir werden gewinnen, wenn KI uns Arbeit macht.“

Können Sie ein paar gängige Use Cases nennen, die für Unternehmen interessant sind?

Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Ob Landingpages und Newsletter, Analytics- und E-Commerce-Apps oder Schulungs-, Onboarding- und Wissensmanagement-Softwares – LC-/NC-Tools haben ein riesiges Potenzial und heben das Programmieren und die Produktentwicklung auf ein neues Level.

Wo ist der Haken? Also gibt es konkrete Herausforderungen, die mit LC/NC einhergehen? Und wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung dieser Technologie?

Wie bei vielen neuen digitalen Ansätzen gibt es Aspekte, wie zum Beispiel Datenschutz, Wissenstransfer oder auch neue Prozesse, die Unternehmen beachten müssen. Das würde hier den Rahmen sprengen, aber wir haben dazu bei uns im Blog einen sehr ausführlichen Beitrag veröffentlicht.

Und zur zukünftigen Entwicklung: LC/NC birgt sicherlich nicht so ein disruptives Potenzial und solch einen Wow-Effekt wie Generative Künstliche Intelligenz. Aber es ist eine der Technologien, die durch KI und zuletzt durch GenAI nochmals massiv beschleunigt worden ist. Wie gesagt, gerade für Mittelständler sehe ich hier große Potenziale, schnell Produktivitätsgewinne zu erzielen. Zumal es wirklich für jedes Unternehmen passende Business Cases gibt.

Timm Rotter ist Gründer der KI-Beratung disruptive. Der gelernte Journalist arbeitet bereits seit 2019 mit Tools wie ChatGPT. Seine Firma begleitet Unternehmen im DACH-Raum dabei, die neuen Tools so einzusetzen, dass sie echten Mehrwert im Business liefern. Zudem leitet Rotter die Kommunikationsagentur In A Nutshell.

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