ESG-Beratung als Erfolgsfaktor für den Mittelstand

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Nachhaltigkeit mit gutem Unternehmertum verbinden: ESG-Beratung kann ein Erfolgsfaktor für den Mittelstand sein.

Von Heiko Geiger, Geschäftsführer awicontax Group

Nachhaltigkeit und gute Unternehmensführung wird zunehmend zum entscheidenden Erfolgsfaktor – und das nicht nur für Großkonzerne, sondern gerade auch für den Mittelstand. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ökologische und soziale Verantwortung zu übernehmen, während sie gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich bleiben müssen. Die Verbindung von Nachhaltigkeit mit gutem Unternehmertum wird dabei zum zentralen Leitbild. Dies bedeutet nicht nur, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern auch eine ethisch fundierte, zukunftsorientierte Unternehmensstrategie zu entwickeln.

Heiko Geiger gründete 2005 die awicontax Group Steuer- und Wirtschaftsberatung, die sich ESG-Kriterien in Ihre Beratungsleistungen integriert

Für große börsennotierte Unternehmen ist die Offenlegung von CSR-Maßnahmen (Corporate Social Responsibility) bereits verpflichtend. Die EU wird diese Berichtspflichten auch auf kleinere und mittlere Unternehmen ausweiten. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit ist aber auch unabhängig von politischen Initiativen und gesetzlichen Regelungen notwendig, und zwar für große Unternehmen ebenso wie für den Mittelstand.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für den Mittelstand?

Nachhaltigkeit umfasst weit mehr als nur Umweltstandards. Sie wird durch die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) konkretisiert und betrifft damit das gesamte Unternehmen:

  • Environmental (Umwelt): Klimaschutz, Reduzierung von Treibhausgasen, Kreislaufwirtschaft, Schutz von Ökosystemen und Biodiversität.
  • Social (Soziales): Inklusion, Gleichberechtigung, Vielfalt, Barrierefreiheit, Arbeitsschutz, Kundenzufriedenheit und Verbraucherschutz.
  • Governance (Unternehmensführung): Transparente Kommunikation, Managementstruktur, Vergütungssysteme, Korruptionsverhinderung, Prüfung von Lieferketten, Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften, Beachtung von Moral und Ethik.

Diese umfassende Betrachtung macht deutlich, dass Nachhaltigkeit nicht nur gesetzlich vorgeschrieben ist, sondern auch für alle Stakeholder – Kunden, Mitarbeiter, Investoren, Kapitalgeber und die Öffentlichkeit – von wachsendem Interesse ist. Gerade im Mittelstand, wo die Nähe zu Stakeholdern oft besonders ausgeprägt ist, ist nachhaltiges Wirtschaften unerlässlich.

Wandel in den Kundenpräferenzen

Die Sichtweise der Kunden auf das Unternehmen und deren Wünsche und Interessen sind für das Unternehmen besonders bedeutsam. Hier hat sich bereits ein erheblicher Wandel vollzogen, der sich zu einem Trend verfestigt hat. Umwelt- und soziale Aspekte werden für die Kaufentscheidung immer wichtiger. Insbesondere in der jüngeren Generation hat sich ein Wertewandel vollzogen, der sich in einem veränderten Kauf- und Nutzungsverhalten niederschlägt. Der Besitz von Dingen und Produkten scheint nicht mehr erstrebenswert, vielmehr steht die zeitweise Nutzung im Vordergrund. Dies hat zu der Share-Economy geführt, die im Konsumgüterbereich bereits deutliche Spuren hinterlassen hat.

„Aus Sicht der mittelständischen Unternehmen mag manches selbstverständlich sein, wie etwa die Einhaltung von Recht und Gesetz, die Beachtung von Ehrlichkeit und Offenheit. Schlechte Beispiele aus der Wirtschaft machen es aber offenbar notwendig, diese Faktoren zu kommunizieren“

Für die steigende Zahl der Kunden, die an Nachhaltigkeit interessiert sind, wird es immer wichtiger zu wissen, wie die Produkte und Dienstleistungen geschaffen werden, welche Rohstoffe und Materialien verwendet werden und ob die Produktion umweltbelastend oder klimaschädlich ist. Der Kunde möchte aber auch wissen, wie das Unternehmen mit den eigenen Mitarbeitern umgeht, ob soziale Standards eingehalten werden und eine faire Vergütung gezahlt wird. Natürlich möchte der Kunde auch wissen, wie das Unternehmen mit ihm selbst umgeht, d.h. wie das Unternehmen mit den Kunden kommuniziert, wie der Service funktioniert und wie z.B. Reklamationen behandelt werden. Ist der Kunde hier wirklich König?

Immer wichtiger wird für den Kunden auch die Frage nach den Werten des Unternehmens und der Unternehmensführung. An welchen Werten orientiert sich das Unternehmen? Werden Recht und Gesetz eingehalten, spielen Moral und Ethik die ihnen gebührende Rolle? Ist das Unternehmen bzw. ist die Unternehmensführung transparent und ehrlich? Aus Sicht der mittelständischen Unternehmen mag manches selbstverständlich sein, wie etwa die Einhaltung von Recht und Gesetz, die Beachtung von Ehrlichkeit und Offenheit. Schlechte Beispiele aus der Wirtschaft machen es aber offenbar notwendig, diese Faktoren zu kommunizieren.

Wenn der Kunde als Abnehmer ein Unternehmen im Rahmen einer Lieferkette ist, dann sind solche Faktoren für ein Unternehmen, das Lieferant in der Lieferkette ist, per se zu beachten, entweder aufgrund des Lieferkettengesetzes oder aufgrund der faktischen Vorgaben des Abnehmers bzw. Kunden, der seinerseits nachhaltig produzieren will oder muss.

Bedeutung für andere Stakeholder

Die genannten Fragen sind natürlich nicht nur aus Sicht der Kunden wichtig, sondern in gleichem Maße für die Mitarbeiter, Investoren, Gesellschafter und Kapitalgeber. Wenn diese Stakeholder an Nachhaltigkeit interessiert sind, d.h. an Umwelt- und Klimaschutz, an der Verbesserung sozialer Standards und der Orientierung an Werten, dann wollen sie selbst einen Beitrag dazu leisten. Und diesen Beitrag wollen sie auch leisten, indem sie für ein nachhaltiges Unternehmen arbeiten, in ein nachhaltiges Unternehmen investieren, sich an einem nachhaltigen Unternehmen beteiligen oder eben die Produkte und Dienstleistungen von einem nachhaltigen Unternehmen erwerben.

Wettbewerbsvorteile für das Unternehmen

Für die Unternehmen hat die Orientierung an der Nachhaltigkeit entscheidende Vorteile. So steigt etwa die Attraktivität des Unternehmens für die Mitarbeiter. Das Unternehmen wird eine attraktive Arbeitgebermarke, sodass Fach- und Führungskräfte leichter angesprochen und gewonnen werden können. Auch das Einwerben von Investoren und Kapitalgebern wird wesentlich vereinfacht. Insbesondere Banken sind vermehrt gehalten, an „grüne“ bzw. nachhaltige Projekte und Unternehmen Kredite zu vergeben, um den sich abzeichnenden neuen Eigenkapitalanforderungen nach Basel III zukünftig gerecht zu werden.

Viele Unternehmen haben die Vorteile erkannt, setzen proaktiv auf Nachhaltigkeit und kommunizieren dies entsprechend. „Tue Gutes und rede darüber!“ gilt hier ganz besonders. Diese Unternehmen haben die Kommunikation darauf ausgerichtet und das Marketing entsprechend aufgebaut. In der Kommunikation werden dann nicht mehr die technischen Alleinstellungsmerkmale herausgestellt, die sogenannten Unique Selling Points (USP), sondern es werden die nachhaltigen (Alleinstellungs-) Merkmale fokussiert, die zu den sogenannten Emotional Selling Points (ESP) gehören.

Mit der neuen Positionierung und der neuen Kommunikation entsteht ggf. erstmalig eine neue Marke, oder eine bereits vorhandene Marke wird mit neuen Inhalten „aufgeladen“, die dann mit einer zunehmenden Bekanntheit in der Region, einer positiven Wahrnehmung bei Kunden, Mitarbeitern und Kapitalgebern und einem steigenden Unternehmenswert verbunden ist. Dies erleichtert auch die Aufnahme neuer Gesellschafter und insbesondere die Regelung der Nachfolge, z.B. durch einen Unternehmensverkauf.
Die Orientierung an der Nachhaltigkeit ist damit ein ganz zentraler Faktor für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und für die Absicherung gegen Krisen, d.h. Nachhaltigkeit sorgt für Resilienz!

Authentizität und Kommunikation
Nachhaltigkeit muss immer authentisch sein und gelebt werden. Wenn sich ein Unternehmen nur aus Gründen der Außenwirkung Nachhaltigkeit „auf die Fahne schreibt“, d.h. sogenanntes Green Washing betreibt, wenn nachhaltiges Wirtschaften zwar kommuniziert, aber nicht gelebt wird, ist dem Unternehmen eine geballte Ladung an Kritik und der nächste Shitstorm in den sozialen Medien sicher.

Schritte zur Umsetzung von Nachhaltigkeit

Bei der Einführung von nachhaltigem Wirtschaften und nachhaltiger Unternehmensführung ist daher immer zunächst das „Warum?“ zu klären. Warum soll Nachhaltigkeit zukünftig eine besondere Rolle spielen? Was sind die spezifischen Vorteile für das Unternehmen? Stehen der Unternehmer bzw. die Unternehmensführung und die Inhaber persönlich dahinter?

Im nächsten Schritt ist das „Was?“ zu klären. Welche Ziele werden bezüglich der Nachhaltigkeit in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung verfolgt? Welche Maßnahmen sollen dazu in welchem Zeitraum verfolgt und umgesetzt werden? Dafür gibt es in der Praxis eine Vielzahl von möglichen Zielen und Maßnahmen, wie z.B. Reduzierung der Treibhausgase, Vermeidung von Abfall, Einsatz von erneuerbaren Energien, Nutzung von Recycling, Einführung der Elektro-Mobilität, Schaffung von barrierefreien Arbeitsplätzen, Einführung einer Frauenquote, Förderung der Diversität usw. Hier gilt es zunächst, nur eine überschaubare und praktikabel umsetzbare Anzahl von Zielen und Maßnahmen auszuwählen, die zu dem Unternehmen passen und authentisch umgesetzt werden können.

„Ergebnis kann eine „Grüne BWA“ sein, d.h. eine betriebswirtschaftliche Auswertung für die Nachhaltigkeit eines Unternehmens, ähnlich wie die bekannte BWA als Ergebnis der Buchführung“

Abschließend ist das „Wie?“ abzustimmen. Neben den technischen Fragen der Umsetzung und der Organisation ist insbesondere für die Messbarkeit der Maßnahmen und der Zielerreichung zu sorgen. „Nur was man messen kann, kann man auch steuern!“ gilt in diesem Zusammenhang ganz besonders. In dem Begriff der Nachhaltigkeit steckt schließlich auch der Begriff des „Nachhaltens“, d.h. der Überprüfung und der Steuerung.

Zu diesem Zweck sind die Ziele und Maßnahmen durch Kennzahlen zu erfassen, sog. Key Performance Indikatoren (KPI). Diese KPI erfassen in Zahlen oder in verbaler Form die Ziele und die Zielerreichung und sind Grundlage für das Management der Nachhaltigkeit. Ergebnis kann dann z.B. eine „Grüne BWA“ sein, d.h. eine betriebswirtschaftliche Auswertung für die Nachhaltigkeit eines Unternehmens, ähnlich wie die bekannte BWA als Ergebnis der Buchführung.

Diese Grüne BWA ist dann als Reporting- und Controlling-Instrument auch die Basis für die Kommunikation und für das Marketing. Die Ziele und die Zielerreichung werden in nachvollziehbarer Form für die Stakeholder dokumentiert und mit Grafiken und Abbildungen präsentiert. Die Orientierung an der Nachhaltigkeit ist gerade für mittelständische Unternehmen damit eine praktikable und charmante Möglichkeit, um sich mit den Fragen zu beschäftigen, die für die Zukunft des Unternehmens von zentraler Bedeutung sind.

ESG – Ein Sehr Guter Unternehmer für eine erfolgreiche Zukunft

Die Integration von Nachhaltigkeit erfordert oft externe Expertise. Hier kommt die ESG-Beratung ins Spiel. Die Steuer- und Wirtschaftsberatungsgruppe awicontax unterstützt mittelständische Unternehmen dabei, nachhaltige Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Eine Orientierung an Nachhaltigkeit, bedeutet für uns in einem sehr umfassenden Sinne ein „guter Unternehmer“ zu sein. Ein „guter Unternehmer“ wirtschaftet erfolgreich und zukunftsorientiert, kümmert sich um seine Umwelt, hat eine hohe Wertschätzung für Mitarbeiter und Kunden und führt sein Unternehmen mit Werten und Verantwortung. Nachhaltigkeit sorgt für Zukunftsfähigkeit und Krisenfestigkeit, steigert die Attraktivität für Mitarbeiter und Investoren und stärkt die Kundenbindung. Die Orientierung an den ESG-Kriterien bietet dafür einen klaren Rahmen und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und nachhaltig zu wachsen.

Heiko Geiger ist geschäftführender Gesellschafter der awicontax Group, einer 40köpfigen Steuer- und Wirtschaftsberatung mit Fachkompetenz auf allen Gebieten. awicontax zeichnet sich zudem durch eine nachhaltige Unternehmensführung und ein progressives Leitbild aus. Nachhaltigkeit wird als umfassende Verpflichtung verstanden, die sowohl den Schutz der Umwelt als auch die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den Mitarbeitern einschließt. awicontax

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