Buenos Aires, Patagonien, Feuerland: Zwei Wochen Südamerika mit dem Schiff

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Wir sind erneut auf Kreuzfahrt gegangen, diesmal nach Südamerika / Rubrik Stilvoll reisen

Nach den vielen positiven Erlebnissen mit der Swan Hellenic in Südafrika im vergangenen Herbst sind wir nicht nur auf den Geschmack des Kreuzfahrens gekommen, sondern auch vollends von den Vorzügen überzeugt: Viel sehen ohne lästiges Koffer ein- und auspacken, ohne quälende Warteschlangen an schlecht organisierten Flughäfen und ohne endloses Vorausplanen und Organisieren. Besonders die Tatsache, dass ein Landgang immer eine Stippvisite ist, gefällt uns. Es ist ein erster Eindruck eines neuen Ortes. Manchmal reicht das, manche Orte sind so schön, dass man wieder hin möchte und später eine eigene Reise plant.

An Bord der Oosterdam geht es meist ruhig zu

Start in Buenos Aires

Unser Ausgangspunkt war Buenos Aires. Dass hier ein Tag nicht reicht, war uns klar, daher haben wir uns fünf Tage genommen und hätten leicht noch eine Woche dort verbringen können. Die ganzen Must-Sees finden kaum in einem Artikel Platz, zum separaten Bericht über Buenos Aires geht es hier.

An Bord der Oosterdam

Am Nachmittag ging es auf unser Schiff Oosterdam. Holland America Line ist eine der traditionsreichsten Reedereien der Welt und heute Teil von Carnival (Costa, Aida, Seabourn). Gemeinsam mit Cunard belegt man im Konzern das „Premium“-Segment. Die Schiffe haben eine moderate Größe – Service, Kulinarik und eine gewisse Eleganz werden hochgehängt. Unser Schiff war nicht ganz ausgebucht, also waren wir mit rund 1800 Passagieren unterwegs. Die langen Gänge mit zahllosen Kabinen lassen das erahnen, gespürt haben wir das nie, was wohl mit der Gästestruktur zusammenhängt. Der HAL-Gast ist meist Brite oder Amerikaner, 60+ und hat gerne seine Ruhe. Wir sind 20 Jahre jünger, genießen aber ebenfalls die Ruhe, daher hat es perfekt gepasst. Einige Deutsche waren auch an Bord, wir hätten also in Muttersprache plaudern können, aber ein hochgeschätzter Wert einer Reise ist ja, andere Kulturen kennenzulernen, und das haben wir auch beim abendlichen Tischgespräch gerne gemacht.

Klassische elegantes Kreuzfahrt Ambiente: Eine Suite auf der Oosterdam

Kabinen und Service

Die Oosterdam ist nicht das neueste Schiff der Flotte, heute baut man größer, was für uns die Wahl ausgemacht hat, auch wenn wir uns im Klaren waren, dass nicht alles neu ist, und wir wurden überaus positiv überrascht. Über die angenehme Kabine, den guten Pflegezustand und vor allem den hingebungsvollen Service der durchwegs philippinischen Crew. Um das HAL-Fazit schon vorwegzunehmen: Wer sich rundum verwöhnen lassen möchte, der ist hier richtig. Zweimal täglich wurde uns eine makellose Kabine bereitet. Mit 130$ extra für zwei Personen hatten wir die ganzen 14 Tage auch noch Waschen und Bügeln unserer Wäsche inklusive. Frühstück kam ans Bett und ab dem ersten Abend wurden wir vom Tischkellner mit Namen angesprochen, ab dem zweiten Abend kamen die Getränke unaufgefordert. Und das bei 1800 Gästen, die fast jede Woche wechseln. Einige der öffentlichen Bereiche sind zudem vor zwei Jahren aufwändig renoviert und modernisiert worden, was angenehm auffällt. Dem Publikum geschuldet – ich sagte es schon – Ruhe, ist das Entertainmentprogramm klein, aber fein. Es gibt jeden Abend etwas im großen Theatersaal zu sehen, besonders die fantastische Jazzsängerin, die sich bei hohem Seegang akrobatisch mit ihren Highheels auf den Beinen hielt, hat meine größte Bewunderung. An den drei Bars ist auch immer etwas los, aber drängen muss man sich nicht, die Mehrheit geht früh schlafen. Dafür soll das Frühstücksbuffet um 6:30 Uhr schon recht gut besucht sein, haben wir gehört – eben jeder nach seiner Facon.

Glücklich, wer die kompletten 14 Tage ohne Arbeit auskommt, wir mussten jedoch zwischendurch etwas tun und waren dankbar über das perfekt funktionierende WLAN-Surfpaket, mit dem selbst Videokonferenzen jederzeit möglich waren.

Klassiker im „The Dining Room“ dem Hauptrestaurant auf der Oosterdam

Kulinarik an Bord

Fluch und Segen einer Kreuzfahrt ist ja bekanntlich, dass man zu viel isst. Man kann eigentlich permanent essen und hat oft auch die Zeit dazu. Man kann also entsprechend im Fitnessstudio an Bord gegenarbeiten oder sich ein wenig einschränken, wir haben beides getan. Ein leichtes Frühstück mit Obst und Kaffee haben wir uns meist in die Kabine liefern lassen, das ist ebenfalls inklusive und so kommt man nicht in Versuchung. Mittags haben wir dann oft im großen Buffet-Restaurant gegessen, das zwar Selbstbedienung war, aber neben endloser Auswahl an internationaler Küche auch das Mittagsmenü bereithielt, das zeitgleich im Hauptrestaurant serviert wurde. Es stand dem also qualitativ in nichts nach, was wir bemerkenswert fanden. Am Abend zog es uns zum gesetzten Dinner ins Hauptrestaurant, wo wir verschiedene Vier-Gänge-Menüs zur Auswahl hatten. Es gibt keine vorgegebenen Seatings wie bei anderen Kreuzfahrten üblich, sondern man kommt, wann man möchte und wartet gegebenenfalls ein paar Minuten. Das Gros der Gäste scheint sehr früh zu essen, so dass wir um kurz nach 20 Uhr nie Schlangen vorfanden und immer direkt zum Tisch konnten. Dabei hatten wir die Wahl zwischen Einzeltisch oder Zufallsbekanntschaften an der großen Tafel. Wir haben uns in etwa jeden zweiten Abend von den Kellnern an einen großen Tisch platzieren lassen und auch wenn es etwas von Speed-Dating hat, dabei einige nette Begegnungen gehabt, auf die noch Drinks an der Bar und gemeinsame Ausflüge folgten. Das Essen war durchwegs ausgezeichnet, und HAL spart an nichts. Man hätte täglich Rinderfilet essen können, es gab immer guten Fisch und auch ein „regionales Gericht“, das an den jeweiligen Landgang anknüpfte.

Die Plaza Independencia in Montevideo

Die Route

Wir haben die Reise vor allem gebucht, weil sie beides bietet: Stadt- und Naturerlebnis. Gestartet sind wir in Buenos Aires, dann ging es nach Montevideo, die Hauptstadt von Uruguay. Da wir einen ganzen Tag hatten, sind wir vom Schiff zur Plaza Independencia spaziert, mit dem Palacio Salvo als Hauptsehenswürdigkeit der Stadt. Anschließend sollte man sich ein Taxi in den eleganten Vorort Carrasco nehmen, hier erwartet einen südamerikanisches Riviera-Flair mit einem fantastischen Strand, tollen Boutiquen und Restaurants. Den zweiten Tag verbringen wir auf See, lernen das Schiff kennen und sortieren uns ein wenig.

Erholung nach dem Landausflug mit Blick auf Falkland

Falklandinseln und Kap Hoorn

Nächstes Ziel sind die unter britischer Hoheit stehenden Falklandinseln. Stanley ist ein surrealer Ort im Atlantik, erinnert stark an raue Gegenden an der See in Großbritannien. Es ist nichts los, wir lassen Stanley links liegen und fahren zur Pinguinkolonie der Bluff Cove Lagoon. Dieses unberührte Reservat ist die Heimat von über 1.000 Pinguin-Brutpaaren sowie vieler weiterer Vogelarten und ein wunderbares Naturschauspiel. Am nächsten Tag umrunden wir Kap Hoorn, das Wetter ist uns gnädig und wir haben ruhige See.

Ushuaia und Feuerland

Ushuaia, unser nächstes Ziel, liegt an der südlichsten Spitze Argentiniens in der Region Feuerland. Der kleine Ort ist der Ausgangspunkt für alle Antarktis-Expeditionen, aber auch für jene Abenteurer und Naturliebhaber, die von hier aus per Auto oder Wohnmobil Feuerland erkunden wollen. Einen kleinen Eindruck der Naturschönheit bekommt man bei einem Ausflug ins nahe Olivia River Valley und zu einem der vielen Seen. Wie an allen Stationen der Kreuzfahrt kann man die Ausflüge im Voraus buchen und wird dann mit dem Bus vom Schiff abgeholt. Es bieten sich in den Häfen jedoch auch zahlreiche Taxen und Minibusse mit Führern an, die private Touren für kleines Budget anbieten.

Durch die chilenischen Fjorde

Patagonien und chilenische Fjorde

Die folgenden Tage kreuzen wir auf den Spuren von Charles Darwin durch Patagonien und Feuerland, sehen den Beagle-Kanal und die Magellanstraße. In den chilenischen Fjorden sehen wir die Glacier-Alley, ein Gebiet, in dem die Gletscher des umliegenden Gebirges bis ins Meer reichen. Man hört es buchstäblich knacken und sieht, wie Teile des blauen Eises ins Meer stürzen. Wir sehen Pinguinkolonien, Buckelwale und Robben.

In Puerto Montt

Landgang in Chile

Nun erreichen wir Chile mit Landgang in Punta Arenas und Puerto Montt. Wir erhalten einen Eindruck vom chilenischen Teil Patagoniens, eine der fotogensten Landschaften der Welt: endlose Natur, Berge, Flüsse und raue Landschaften. Nach einem weiteren Tag auf See erreichen wir San Antonio, die nächste Hafenstadt zu Santiago de Chile. Gleich neben San Antonio liegt der bunte Küstenort Valparaíso, im 19. Jahrhundert ein bedeutender Hafen für den Schiffsverkehr zwischen dem Atlantik und dem Pazifik, insbesondere vor dem Bau des Panamakanals. Die historische Innenstadt wurde 2003 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, dank ihrer einzigartigen Architektur und ihrer bedeutenden Rolle in der maritimen Geschichte. Heute ist Valparaíso auch bekannt für Streetart. Graffitis chilenischer und internationaler Künstler zieren den ganzen Ort.

Die bunten Häuser von Valparaiso

Abschluss in Santiago de Chile

Uber ist verhältnismäßig günstig, wir nehmen daher aus Komfortgründen ein Uber von Valparaíso nach Santiago de Chile. Entlang der anderthalbstündigen Strecke passieren wir auch eine der Weinregionen Chiles. Wer Land und Leute kennenlernen möchte, kann hier auch noch einige Tage auf einem der vielen Weingüter verbringen, die auch Gäste beherbergen. Die chilenischen Top-Weine kommen übrigens aus dem Maipo Valley südlich von Santiago, wo auch Baron Philippe De Rothschild eines seiner Weingüter hat. Santiago de Chile selbst ist eine angenehme, saubere und moderne Stadt mit tollen Restaurants und einem breiten Kulturangebot, aber vor allem der perfekte Ausgangspunkt für Kurztrips in die Skigebiete der Anden oder in den Süden und Norden des Landes, die durch das fast konträre Klima unterschiedlicher nicht sein könnten. Uns zog es noch einmal zurück nach Buenos Aires, wo wir einige weitere Tage verbrachten und dann über São Paulo die Rückreise nach Europa antraten.

Unser Fazit

Unsere Reise durch Chile und Argentinien, mit einer 14-tägigen Kreuzfahrt als zentralem Element, war ein unvergessliches Erlebnis. Die Kombination aus Stadt- und Naturerlebnissen bot eine perfekte Balance, die uns sowohl Entspannung als auch Abenteuer bescherte. Besonders schätzten wir den Komfort, den eine Kreuzfahrt bietet: ohne ständiges Kofferpacken und mit der Möglichkeit, jeden Tag einen neuen, faszinierenden Ort zu entdecken.

Die Kreuzfahrt mit der Oosterdam der Holland America Line erwies sich als ausgezeichnete Wahl. Der hervorragende Service, die gehobene Kulinarik und die entspannte Atmosphäre an Bord ließen keine Wünsche offen. Die Vielfalt der Destinationen – von der pulsierenden Metropole Buenos Aires über die ruhigen Falklandinseln bis hin zu den atemberaubenden Landschaften Patagoniens und Feuerlands – machte die Reise zu einem einmaligen Abenteuer.

Die reibungslose Organisation der Ausflüge und die Möglichkeit, interessante Begegnungen an Bord zu machen, trugen ebenfalls zu einem positiven Gesamteindruck bei. Unsere zusätzlichen Aufenthalte in Buenos Aires und Santiago de Chile rundeten die Reise perfekt ab und gaben uns die Möglichkeit, noch tiefer in die Kultur und Geschichte Südamerikas einzutauchen.

Die Bequemlichkeit, das Hotel immer dabei zu haben, und die Vielfalt der Erlebnisse machten diese Kreuzfahrt zu einer idealen Wahl für alle, die Südamerika auf komfortable und dennoch eindrucksvolle Weise erkunden möchten.

pictures courtesy of DDW & Holland America Line

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