Das Beiratshaus

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Unabhängige Ratgeber sind für jedes Unternehmen von großem Nutzen. Während große Unternehmen den durch das Aktiengesetz vorgeschriebenen Strukturen im Aufsichtsrat folgen müssen, haben kleine und mittlere Betriebe die Möglichkeit, kreative Wege zu gehen und ein maßgeschneidertes Beiratsgremium zu installieren. Idealerweise holen sie sich dabei Unterstützung durch Experten an Bord.

Von Rudolf X. Ruter

Die idealen Eigenschaften eines Unternehmensbeiratsmitglieds umfassen eine Kombination aus unternehmerischen Fähigkeiten wie Kreativität, Mut zur Innovation, Durchsetzungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Weitere wichtige Merkmale sind die Fähigkeit, realistische Ziele zu setzen, zeitgemäß zu handeln, analytisch zu denken, konsequent zu sein sowie gute Kommunikationsfähigkeiten und ein tadelloser Ruf.

Autor Rudolf X. Ruter ist Experte für Aufsichtsräte und Beiräte

Seit vielen Jahren wird die Frage untersucht, wie der Unternehmensbeirat effektiv gestaltet werden kann. Experten für Corporate Governance und nachhaltiges Unternehmertum betonen die Bedeutung von Sparringspartnern für Führungskräfte, die diese konstruktiv kritisch begleiten. Dabei sollte die Entwicklung des Unternehmensbeirats in Phasen erfolgen: von einem anfänglichen, reinen „Schönwetterbeirat“ über einen intensiv beratenden Beirat hin zu einem kritischen Begleiter mit dem Niveau eines aktienrechtlichen Aufsichtsrats entwickeln (kontrollierender Beirat).

Ein eigenes Haus mit Rechten und Pflichten

Ein Unternehmensbeirat sollte nicht nur eine formale Rolle spielen, sondern fest in die Struktur des Unternehmens integriert sein. Das Gesetz bietet je nach gewählter Gesellschaftsform bereits viele Regelungen zum Entscheidungsprozess und zur Kompetenzverteilung, wodurch auch Platz für einen Beirat geschaffen werden kann. Dieser sollte als rechtlich klar definierte Einrichtung verstanden werden, die in das gesetzliche Gefüge eingebunden ist. Je nach Bedarf kann er mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten ausgestattet werden.

Das Konzept des „Beiratshauses“ symbolisiert ein flexibles und dennoch machtvolles Gremium, das an die spezifischen Gegebenheiten des Unternehmens angepasst ist. Ein solches Gremium entwickelt sich im Laufe der Zeit, abhängig von der Unternehmensentwicklung, dem gegenseitigen Vertrauen und den vorhandenen persönlichen und fachlichen Fähigkeiten der Mitglieder. So können aus Ratgebern Kontrolleure werden, und möglicherweise entwickelt sich daraus ein Gesellschafterbeirat, der gelegentlich mit Sonder- und Repräsentationsaufgaben betraut werden kann.

Auch für Ratgeber braucht es ein Recruiting

Die Suche nach geeigneten Beiratsmitgliedern ist vergleichbar mit dem Recruiting von Führungskräften und sollte daher Unterstützung aus dem Bereich Human Resources erhalten. Ein zukünftiger Beirat muss in der Lage sein, Konflikte zu lösen und ein Klima konstruktiver Kritik zu schaffen. Notwendige fachliche Qualifikationen umfassen Branchenkenntnis, Management- und strategische Führungserfahrung – Qualitäten, die Personalverantwortliche gut beurteilen können.

Rendite durch Beistand in Personalfragen

Das Honorar für Beiräte amortisiert sich nicht nur durch deren Unterstützung der Unternehmensführung, sondern auch durch ihre Hilfe in Personalfragen aufgrund ihres großen Netzwerks. Zu den wichtigsten Aufgaben eines Beirats gehören die Unterstützung der Geschäftsführung und Inhaber bei der Suche nach geeigneten Kräften und der Entwicklung langfristiger Strategien. In diesem Zusammenhang können auch ehemalige Mitarbeiter als Beiräte geeignet sein, um Kontinuität und Fortschritt zu gewährleisten. Nicht zu unterschätzen sind spezifische Kenntnisse und Erfahrungen einzelner Beiratsmitglieder, die bei der Bewältigung aktueller Probleme und Herausforderungen wie Digitalisierung, Transformation, ESG-Reporting etc. eine große Hilfe sein können (vgl. auch Beitrag: Herausforderungen im Mittelstand priorisieren: Wie ein Beirat helfen kann ). Bei überraschenden Wechseln in der Unternehmensführung oder wenn ein Inhaber nicht loslassen will, stabilisieren die fachlichen Fähigkeiten und das interne Wissen dieser Berater den Betrieb und halten ihn auf Kurs.

Mehr zum Thema:

Rudolf X. Ruter ist Wirtschaftswissenschaftler, Autor, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater. Er ist ein Experte für Aufsichtsräte und Beiräte, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Themen wie Nachhaltigkeit und Corporate Governance. Sein „Podcast für den Aufsichtsrat“ erzielt er regelmäßig hohe Reichweiten. Nach seiner Tätigkeit als Gesellschafter und Geschäftsführer bei Arthur Andersen baute er als Partner bei Ernst & Young den Geschäftsbereich Nachhaltigkeit in Deutschland auf und leitete diesen bis 2010. Ruter war von 2008 bis 2013 Leiter des Arbeitskreises ‚Nachhaltige Unternehmensführung‘ in der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. und Mitglied der Expertenkommission des Deutschen Public Corporate Governance – Musterkodex. Webpräsenz

Bild oben: Pixabay

5 Antworten zu “Das Beiratshaus”

  1. Einen Beirat einzurichten kann Unternehmer:innen helfen, mit den Multitransformationen umzugehen. Dementsprechend eine Vielfalt von Herausforderungen produktiv und innovativ zu lösen. Das Beirats Haus ist ein schönes Bild/Framework, um den möglichen Handlungsspielraum des Beirats klar abzustimmen.

  2. Wie kann ein Beirat
    einem mittelständischen Familienunternehmen helfen?

    Ein Beirat kann einem mittelständischen Familienunternehmen auf verschiedene Weise helfen, wie er:

    ▶ Unabhängiger Rat und Unterstützung bei entscheidenden Entscheidungen und Herausforderungen bietet.
    ▶ Ein breiteres Netzwerk und externe Perspektiven einbringt.
    ▶ Überprüfung und Überwachung der Geschäftstätigkeit und der Umsetzung der Strategie.
    ▶ Förderung von Transparenz und Verantwortlichkeit.
    ▶ Unterstützung bei der Nachfolgeplanung und Übergabe des Unternehmens an die nächste Generation.

    Ein Beirat kann auch eine wertvolle Ressource für das Unternehmen sein, indem er eine objektive Sicht auf die Geschäftstätigkeit und eine Unterstützung bei bestimmten Entscheidungen bietet.

    Somit benötigt er ein stabiles und sturmfestes Beiratshaus

  3. Den Beirat eines Unternehmens als zuerst einmal stabiles Fundament für die Unternehmensentwicklung zu sehen, stellt eine wirkungsvolle Basis dar. Ein passender Beirat (mit geeigneten Mitgleidern mit unterschiedlichen Kompetenzen) wird in der Lage sein, dem jeweiligen Unternehmen Unterstützung und Mehrwert zu bieten. Die daraus wachsende vertrauensvolle Zusammenarbeit ermöglicht dann die Übernahme weiterer Aufgaben. Das Haus wächst nach oben, weitere Stockwerke und Zimmer werden gestaltet und mit Leben gefüllt.

  4. Das trifft den Kern dessen, was einen effektiven Beirat ausmacht: die Verbindung von strategischer Beratung mit operativer Kontrolle.
    Bei der Auswahl der Personen muss auf die Diversität wert gelegt werden.

  5. Das Thema Rendite durch Beistand in Personalfragen kann nicht hoch genug wertgeschätzt werden lieber Herr Ruter.
    Neben allem fachlichen Know-How verfügen Beiräte auch über großes Netzwerk. Das ist aus meiner Sicht ein weiteres schlagkräftiges Argument für den Einsatz von Beiräten.

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