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Gedanken zum „Börsenbeben“
Das weltweite Börsenbeben am gestrigen Montag hat manche Gründe, darunter auch hohe Verschuldung und strukturelle Probleme. Er offenbart: Speziell Deutschland braucht einen Politikwechsel statt noch höherer Staatsschulden.
Dr. Daniel Stelter
Der gestrige Kursrutsch liegt an einer Kombination mehrerer Faktoren. Zunächst: Zu großer Euphorie in den letzten Monaten, getrieben vor allem durch das Thema Künstliche Intelligenz (KI), was auch Märkte wie den DAX gezogen hat, trotz der fundamentalen Probleme. Diese Probleme sind: hohe Verschuldung, steigende Zinsen, die die Schulden teurer machen, und strukturelle Probleme, vor allem in der EU und in Deutschland. Und: China steckt in einer Rezession. Gleiches gilt für Deutschland, verschärft durch den Trend zur Deglobalisierung.
Noch mehr Schulden machen Deutschland nicht produktiver
Der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawik hat gesagt: Für den Mann mit dem Hammer ist jedes Problem ein Nagel. Das gilt auch für die Freunde höherer Staatsschulden bzw. die Gegner der Schuldenbremse.
„Wir brauchen einen grundsätzlichen Politikwechsel von Konsum zu Investition – ohne mehr Schulden, sondern durch bessere Prioritäten“
Dabei wissen wir doch:
- dass Konjunkturprogramme erst so spät wirken, dass sie in den Aufschwung wirken
- dass mehr Geld für Agenda der Ampel, nicht dazu beiträgt, Deutschland produktiver zu machen, denn Sozialausgaben und Programme für Klimaschutz sind reiner Konsum.
- wenn man Konjunktur in Deutschland stützen will MUSS man strukturelle Probleme angehen (Energie, Bürokratie, Infrastruktur, Bildung) weil damit Erwartungen besser werden und Firmen nicht mehr über Abwanderung nachdenken.
- dazu braucht man nicht mehr Geld für den Staat, sondern eine andere Verwendung der vorhandenen Mittel.
Fazit: Die weltweite Konjunkturabkühlung trifft ein aufgrund eigener Fehler stagnierendes Deutschland hart und erfordert einen grundsätzlichen Politikwechsel von Konsum (Sozial, Klima) zu Investition (Energie, Infrastruktur, Digital…) – ohne mehr Schulden, sondern durch bessere Prioritäten.
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Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Strategieberater. Als Autor zahlreicher Expertenbeiträge und aktueller Sachbücher liefert er einen unverstellten Blick auf die wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen unserer Zeit. Zudem ist er Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Forums beyond the obvious. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zählt ihn zu den 100 einflussreichsten Ökonomen Deutschlands. Der vorliegende Kommentar erschien zuerst auf dem X-Account von Dr. Daniel Stelter.
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