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Krisen trotzen: Wie vier Mittelständler ihren Erfolgsweg eingeschlagen haben
Mit welchen Strategien haben Mittelständler ihren Erfolgsweg eingeschlagen? Diese Frage hat gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten Konjunktur. DDW hat in einem Panel vier ganz unterschiedliche Beispiele zu Wort kommen lassen.
Am 11. September trafen sich in Berlin große Unternehmensnamen, prominente Köpfe und bekannte Brands zum Strategiegipfel der Familienunternehmen MY WAY. Aber die spannendsten Geschichten, die finden sich im Mittelstand – das fand DDW, und hat in seinem Panel „Wachsen statt Krise: Erfolgsstrategien im Mittelstand“ Beispiele ganz unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Ausgangslagen zu Wort kommen lassen. Schauplatz war das Redaktionsschiff ThePioneer One des MYWAY-Veranstalters Media Pioneer.
Was die vier Unternehmen verbindet: sie alle sind „Innovatoren des Jahres“ dieses Jahrgangs des größten Publikumspreises der deutschsprachigen Wirtschaft.
Rainer Gölz, geschäftsführender Gesellschafter der Witte Automotive aus Velbert, stellte den Weg der INTERNATIONALISERUNG seines Unternehmens dar, der den Hersteller mechatronischer Schließsysteme zu einem globalen Player gemacht hat – mithin eine der mustergültigen „Hidden Champions“-Geschichten aus dem deutschen Mittelstand. Um den Kunden in deren Märkte zu folgen, ging für Witte Automotive kein Weg an der eigenen Internationalisierung vorbei. Um die globale Präsenz als mittelständisches Unternehmen zu erreichen, ging man den Weg über Allianzen, in dem ein Joint Venture mit einem US-amerikanischen Hersteller gegründet wurde. Im letzten Jahr dann hat Witte Automotive die VAST Automotive Group komplett übernommen. Witte Automotive nähert sich durch die Übernahme einem Umsatz von einer Milliarde Euro. Gölz machte keinen Hehl aus der schwierigen aktuellen Lage des Automotive-Sektors speziell in Deutschland. Jedoch habe man durch die Präsenz sowohl auf dem weltweit größten Automobilmarkt China als auch in Indien und Japan wichtige Zugänge zu den Wachstumsmärkten.
Mit Sebastian Groos war der Geschäftsführer eines der ältesten Industrieunternehmen Deutschlands in der Runde. Das Unternehmen hat seine Wurzeln im 16. Jahrhundert. Achenbach Buschhütten stellt heute Spezialmaschinen für die Aluminiumverarbeitung her und konnte seinen Umsatz in den letzten Jahren auf rund 250 Millionen Euro verdoppeln. Groos betonte die Investitionen und Innovationen in die TECHNOLOGIE, die das Unternehmen zum Weltmarktführer im Bereich Aluminium-Feinband- und Folienwalzwerke gemacht hat. Er illustrierte dies unter anderem an dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Qualitätssicherung im hochfeinen, technischen Aluminiumeinsatz, zum Beispiel bei Batterien. Schon weit vor dem jüngsten „Hype“ um KI habe man bei Achenbach Buschhütten die Möglichkeiten eruiert und sich dadurch heute einen Wettbewerbsvorteil geschaffen.
Eine ganz andere Erfolgsgeschichte stellten Martin F. Schmidt, geschäftsführenden Gesellschafter des Transformationsexperten ProGemma, und Jens Düffert, geschäftsführender Gesellschafter von Witte Barskamp (das keinen Bezug zur namensähnlichen Witte Automotive hat), dar. Zwar hatte sich das mittelständische Familienunternehmen über ein halbes Jahrhundert zu einem der führenden Entwickler und Hersteller hochpräziser Spann-, Positionier- und Messeinrichtungen entwickelt. Doch Anfang der 2020er Jahre passten die Prozesse, Kosten und Strukturen nicht mehr; es folgten Stagnation und Schieflage. Zusammen mit ProGemma hat man dann in Rekordzeit und ohne weiteres Fremdkapital das Unternehmen neu aufgestellt. „Es sind die MENSCHEN, die das Potential eines Unternehmens darstellen“, stellte Schmidt dar. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung mit Mitarbeitern, Geschäftsführung und Gesellschaftern hatte man es in wenigen Monaten geschafft, Prozesse zu verschlanken, Durchlaufzeiten zu verkürzen und zurück in die Profitabilität zu gelangen.
Einer der wichtigsten Bausteine für die Neuaufstellung war zudem die MARKENENTWICKLUNG und -darstellung, die das neue Wertesystem bei Witte Barskamp transportiert: „enjoy excellent clamping“. Markenexperte Karsten Klepper wurde mit dieser Arbeit betraut. Er stellte dar, dass Markenstrahlkraft gerade auch für Unternehmen im produzierenden und B-to-B-Segment ein oftmals ungenutztes Potential darstellt. Es ginge dabei in Fällen wie Witte Barskamp mehr um Markenschärfungen, denn Markenentwicklung, wie bei neuen Unternehmen. Hierbei sei die Sicht von außen – also die Kundensicht – elementar. Mit Tools und Methoden könne ermittelt werden, was aus Kundensicht hochrelevant und äußerst attraktiv ist. Alles dies bilde dann den wahren Kern der Unternehmensmarke und stelle die zentrale und emotionale Quelle der Markenstrahlkraft eines Familienunternehmens dar.
Eine ganz andere Unternehmer(innen)-Erfolgsgeschichte konnte von Inga Bauer erfahren werden. Die geschäftsführende Gesellschafterin von Bauer & Böcker führt das Remscheider Unternehmen in dritter Generation. Sie beschrieb den unternehmerischen MUT, den es ihr abverlangte, die seit ihrem Großvater tradierte Produktion umzustellen. Sie ging nach Berlin und Kalifornien, um von dem Denken und der Kultur der Startup-Welt zu lernen und dies in ihrem kleinen, mittelständischen Unternehmen umzusetzen. Heute hat sich Bauer & Böcker dem Ziel verschrieben, zwei neue, innovative Produkte pro Jahr zu entwickeln, und konnte sich so neue Märkte erschließen. Sie plädierte dafür, als Unternehmer eigene Grenzen stets neu zu überwinden. Das Panel zu Erfolgswegen im Mittelstand brachte sie damit auf den gemeinsamen Punkt.
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