„Eine Nachhaltigkeits-Stabsstelle reicht nicht“

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Nachhaltigkeit ist ein Querschnittsthema, das mittlerweile alle Unternehmensbereiche betrifft – und nicht zuletzt auch die Arbeitsgeberattraktivität. Aber wie geht das am besten: Teams zu aktivieren und fit zu machen für Nachhaltigkeit?

DDW befragte dazu Dr. Meriem Tazir. Die renommierte Nachhaltigkeitsexpertin ist Geschäftsführerin der Nachhaltigkeitsagentur e-hoch-3, die über 500 Nachhaltigkeitsprojekte in über 30 Ländern weltweit für Global Player, Mittelständler und kleine Unternehmen begleitet hat und jetzt eine „Sustainability Academy“ für Unternehmensteams eingerichtet hat.

Wie stark ist das Nachhaltigkeitsthema bei Mitarbeitern in den Unternehmen verankert?

Nachhaltigkeit ist aus unterschiedlichsten Gründen für viele Unternehmen wichtig, doch die Verankerung bei den Mitarbeitenden variiert stark. Oft werden Nachhaltigkeitsthemen als strategische Ziele definiert, jedoch fehlt es an umfassendem Verständnis und Engagement auf allen Ebenen. Sich von regulatorischen Vorgaben treiben zu lassen, reicht nicht aus. Nachhaltigkeit muss vielmehr strategisch und langfristig angegangen werden, indem ein grundlegendes Verständnis aufgebaut und eine Unternehmenskultur geschaffen wird, die Mitarbeitende aktiv einbindet und motiviert. Darüber hinaus ist es entscheidend, fachspezifisches Wissen zu entwickeln und Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil zu betrachten. Unternehmen, die Nachhaltigkeit strategisch in ihre Kultur integrieren, sind in der Lage, die Thematik nicht nur zu erfüllen, sondern auch Innovation und nachhaltigen Erfolg voranzutreiben.

Der Ansatz für Nachhaltigkeitsthemen in vielen Unternehmen ist: Einen Nachhaltigkeitsbeauftragten benennen, oder – bei größeren Unternehmen – eine entsprechende Stabsstelle. Reicht das?

Das allein reicht nicht aus. Nachhaltigkeit ist ein Querschnittsthema, das alle Unternehmensbereiche betrifft. Es erfordert ein breites Engagement und die Integration in sämtliche Geschäftsprozesse. Ein isolierter Beauftragter oder eine Stabsstelle kann die Komplexität und die notwendigen Veränderungen nicht allein bewältigen.

„Es ist essenziell, dass alle Mitarbeitenden ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickeln und aktiv daran mitarbeiten, um nachhaltige Ziele zu erreichen“

Mitarbeiter in Unternehmen „mitzunehmen“, zu sensibilisieren und fit zu machen für diese Themen hat Sie bei e-hoch-3 schon lange beschäftigt. Jetzt haben Sie dazu eine Lösung entwickelt. Was ist die Idee dahinter und wie funktioniert es?

Unsere Lösung ist die Gründung der e-hoch-3 Sustainability Academy. Die Idee dahinter ist, praxisorientierte Schulungen und Zertifizierungen anzubieten, die Mitarbeitende befähigen, Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen aktiv voranzutreiben. Unser modulares Schulungsprogramm umfasst Pflicht- und Wahlmodule, die fundiertes Wissen vermitteln und gleichzeitig die Umsetzung in konkreten Projekten unterstützen. Durch individuelle Beratung und Coaching entwickeln die Teilnehmenden maßgeschneiderte Roadmaps für ihre Unternehmen. Die abschließende Personenzertifizierung durch die DEKRA Certification GmbH unterstreicht die erworbene Expertise.

Die Sustainability Academy von e-hoch-3 ist nominiert für den Publikumspreis zum Green Innovator 2024.
Hier kann man abstimmen

Was sind das für Projekte, die hierbei konkret angegangen werden?

Die Projekte variieren je nach Unternehmensbedarf und umfassen beispielsweise die Entwicklung von Klimastrategien, die Implementierung von Kreislaufwirtschaftskonzepten, die Optimierung von Lieferketten hinsichtlich sozialer Verantwortung oder die Umsetzung der CSRD Berichtserstattungsanforderungen und die damit einhergehende Einführung von ESG-Reporting-Systemen. Ein zentrales Element ist die Erstellung einer individuellen Roadmap, die konkrete Schritte zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Unternehmen definiert. Dabei legen wir Wert auf praxisnahe Ansätze, die wir durch unsere jahrelange Erfahrung in der tägliche Arbeit mit Unternehmen erprobt haben und die direkt im Unternehmensalltag anwendbar sind.

Zuletzt eine Frage zu den doch häufig wechselnden Regulierungen, Verordnungen, aber auch dem sich stetig verändernden Wissensstand im Bereich der Nachhaltigkeit. Wie sehr muss man bei dem Thema „am Ball bleiben“?

Es ist unerlässlich, kontinuierlich am Ball zu bleiben und damit vor die Welle zu kommen. Die regulatorischen Anforderungen und der Wissensstand im Bereich Nachhaltigkeit entwickeln sich dynamisch weiter. Unternehmen müssen daher flexibel und proaktiv agieren, um nicht nur Compliance sicherzustellen, sondern auch Wettbewerbsvorteile zu nutzen. Unsere Sustainability Academy unterstützt Unternehmen dabei, auf dem neuesten Stand zu bleiben, indem wir aktuelle Entwicklungen in unsere Schulungsprogramme integrieren und unsere praxiserprobten Lösungen weitergeben.

Dr. Meriem Tazir ist Managing Director der e-hoch-3 eco impact experts GmbH & Co. KG. Die Diplom-Ingenieurin hat  20 Jahre sektorübergreifende Erfahrung im Themenfeld Strategieentwicklung und -Umsetzung im Bereich Nachhaltigkeit und Wertschöpfung. Sie promovierte an der Technischen Universität Darmstadt im Fachbereich Unternehmensfinanzierung zum Thema ESG/Nachhaltigkeit und Wertschöpfung, graduierte im Fach Wirtschaft und Betriebswirtschaft an der Universität von Edinburgh und ist Bauingenieurin mit Schwerpunkt Umwelttechnik. Dr. Meriem Tazir auf LinkedIn

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