
Das denken die Unternehmer über Merz, sein Kabinett und die erhoffte Wirtschaftswende
Eine Umfrage begleitete den Auftritt des neuen Kanzlers, der gerade aus den USA zurückgekehrt war, vor den Familienunternehmern in Berlin.
Nach seinem Besuch im Weißen Haus war Bundeskanzler Friedrich Merz heute zu Gast auf den Familienunternehmer-Tagen in Berlin. Kanzler Merz sagte dort: „Wir sind entschlossen, dieses Land wieder auf Kurs zur bringen.“ Er erklärte, dass es viele Dinge gebe, die international nicht alleine zu lösen seien. „Doch die Probleme, die wir in Deutschland haben, sind aus eigener Kraft lösbar“, so Merz. „Lassen Sie uns den Neustart zusammen auf den Weg bringen.“ Und er betonte, dass bis zur Sommerpause die steuerlichen Erleichterungen für die Wirtschaft beschlossen sein werden.
Aber: Glauben die Unternehmer dies auch? Eine Umfrage unter den Mitgliedern von DIE FAMILIENUNTERNEHMER und DIE JUNGEN UNTERNEHMER, die kurz vor den Familienunternehmer-Tagen veröffentlicht wurde, zeigt zumindest mehrheitlich eine positive Grundhaltung. So trauen 91 Prozent der Familienunternehmer der neuen Bundesregierung zu, die Herausforderungen unserer Zeit immerhin besser zu meistern als die vorherige Ampel-Koalition. Und 76 Prozent haben mit Blick auf die Wirtschaftspolitik von Schwarz-Rot Zuversicht, dass es für unsere Volkswirtschaft wieder Wirtschaftswachstum geben wird. Was die Hoffnung auf eine Wirtschaftswende betrifft, so setzen mit 78 Prozent die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer auf die Person des Kanzlers.
“Sie haben uns an Ihrer Seite, wenn es um Wettbewerb und Marktwirtschaft geht”

Auf der Jahrestagung unter dem Motto „Neustart wagen!“ begrüßte Marie-Christine Ostermann, frisch wiedergewählte Präsidentin des Verbands, den Kanzler mit den Worten: „So wie wir Ihr außenpolitisches Engagement schätzen, so erwarten wir jetzt auch nach den bleiernen Jahren der Ampel von Ihnen einen klaren Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik: Wir alle brauchen die Wirtschaftswende und wir brauchen sie jetzt. Sie haben uns ohne Wenn und Aber an Ihrer Seite, wenn es um Wettbewerb und Marktwirtschaft geht. Nicht zu haben sind wir aber für staatliche Subventionen, für Markteingriffe oder Regulierungen.“
Gefragt nach den drei wichtigsten Maßnahmen, die Schwarz-Rot bis zur Sommerpause anpacken muss, damit die Unternehmen wieder mehr in Deutschland investieren und neue Arbeitsplätze aufbauen, gaben 77 Prozent der befragten Unternehmer den Bürokratieabbau an. 44 Prozent fordern, die Lohnzusatzkosten bzw. Sozialversicherungsbeiträge herabzusetzen, und 42 Prozent, auf breiter Front die Unternehmenssteuern zu senken.
„Die Betriebe müssen bei diesen politisch ausgelösten Kosten deutlich entlastet werden, mindestens auf europäischen Durchschnitt damit der Wirtschaftsmotor wieder surrt“, so Ostermann zu diesen Ergebnissen. „Die Unternehmenssteuern müssen runter, damit die Betriebe wieder investieren, wachsen und Arbeitsplätze schaffen. Und die Sozialversicherungsbeiträge müssen runter, statt immer noch weiter anzusteigen, damit mehr vom Lohn bei unseren Mitarbeitern ankommt. Das stärkt Kaufkraft und Wirtschaft. Und die immense Bürokratie frisst ungeheuer viel Arbeitszeit, ohne dass dadurch ein Stück mehr produziert oder ein Produkt schneller ausgeliefert wird!“
“Die immense Bürokratie frisst ungeheuer viel Arbeitszeit, ohne dass dadurch ein Stück mehr produziert oder ein Produkt schneller ausgeliefert wird“
Die Bundesregierung plant zwar sowohl einen „Investitions-Booster“ in Form einer degressiven Abschreibung von 30 Prozent auf Ausrüstungsinvestitionen als auch eine Absenkung der Körperschaftsteuer ab 2028. Beides bewerten die Familienunternehmer positiv, doch 67 Prozent kritisieren, dass die Absenkung der Körperschaftsteuer für Kapitalgesellschaften zu spät kommt und zu gering ausfällt.
Das neu geschaffene Digitalministerium wird positiv gesehen
„Um eine echte Unternehmenssteuerentlastung für alle Unternehmen zu erreichen, bedarf es auch einer Senkung der Einkommensteuer, denn sie ist die Unternehmenssteuer der Personengesellschaften. Das „Optionsmodell“ reicht hier nicht und wird auch kaum genutzt. Erst durch eine ganzheitliche Reform können alle Unternehmen gleichermaßen entlastet und die Wettbewerbsfähigkeit aller Unternehmen – unabhängig von ihrer Rechtsform – gestärkt werden“, so Marie-Christine Ostermann.
Positiv sehen die Familienunternehmer das neu geschaffene Digitalministerium, in dem künftig alle digitalen Kompetenzen und Zuständigkeiten gebündelt werden. 81 Prozent der Befragten bewerten das als hilfreich auch für einen Digitalisierungsschub in der öffentlichen Verwaltung. Positiv wird auch Digitalminister Karsten Wildberger beurteilt: 59 Prozent haben bei ihm Hoffnung darauf, dass er zu einer echten Wirtschaftswende einen Beitrag leistet.
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