AfD und Grüne gleichauf

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Exklusiv für DDW Die Deutsche Wirtschaft wurden die Wahlprogramme aller im Bundestag vertretenen Parteien einer professionellen linguistischen Analyse unterzogen. Eingesetzt wurde ein softwaregestütztes Tool, wie es von großen Unternehmen in ihrer Kommunikation genutzt wird. Das Ergebnis ist ebenso überraschend wie frappierend.

Die Parteien versprechen in ihren Wahlprogrammen „Entbürokratisierung“ und dass „Deutschland führend wird in der Digitalisierung“. Doch wenn es um die sprachliche Verständlichkeit ihrer Programme geht, befinden sich alle noch in den 80er-Jahre. „Sie schreiben noch immer im Kanzleistil und frönen dem Schwall-Deutsch“ – das sagen die beiden Sprachexperten Armin Reins und Géza Czopf, nachdem sie die Programme der sechs größten Parteien mit einer von ihnen entwickelten Analyse-Software untersucht haben.

Die Kommunikations-Fachleute beraten u.a. Vodafone, Nivea und die Volksbank in Sprachthemen. Die Buchautoren (u.a. „Deutsch für Inländer“ und „Corporate Language“) bemängeln in den Parteiprogrammen vor allem Bandwurmsätze, Substantivismus und lebensfremden Polit-Jargon.

Das überraschende Ergebnis: Die sich selbst sicherlich progressiv sehenden Grünen landen in puncto Verständlichkeit auf dem vorletzten Platz. Damit liegen sie knapp hinter der AfD und nur einen Platz vor dem Letzten: Ausgerechnet die CDU/CSU trägt die rote Laterne.

Heraussticht die FDP. „Die Liberalen überraschen mit einer erfrischend-lebendigen Sprache. Sie kommen den Lesegewohnheiten der ungeduldigen Digital Natives am ehesten entgegen“, betonen Reins und Czopf. Aber auch hier ist noch Luft nach oben. Auf den Rängen 2 und 3 folgen Die Linke und die SPD.

Generell ist bei allen Parteien zu beobachten, dass sie auf der Einleitungs- und Imageebene auf eine verständlichere Sprache zurückgreifen als in den unteren Ebenen, wo es um konkrete Inhalte geht. Sobald die Botschaften in den Wahlprogrammen komplexer werden, wird es auch die Sprache. Zudem heißt verständlicher nicht immer auch aussagekräftiger. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich viele der Sätze als Phrasen und Leerformeln.

Die Analysen im Detail
SPD
CDU/CSU
Bündnis 90 Die Grünen
FDP
AfD
Die Linke

Untersucht wurde auch, inwieweit die Sprache in den Wahlprogrammen zum Markenkern der Parteien passt. Besonders auffällig: Die vielfach von den Grünen versprochene Barrierefreiheit findet gerade bei ihnen nicht statt. Sätze wie „Ein*e unabhängige*r Bundestierschutzbeauftragte*r sollen Auskunfts- und Akteneinsichtsrechte wahrnehmen“ finden sich auf den 272 Seiten zuhauf.

Noch eine Bemerkung zum Streitpunkt der Stunde, der geschlechtergerechten Sprache. SPD, Grüne und Linke haben erwartungsgemäß die Gender-Schreibweise eingesetzt. Alle drei entschieden sich für das Sternchen. Am konsequentesten zog es Die Linke durch, die sogar von „Dän*innen“ schreibt. Müsste es dann konsequenterweise nicht auch die Deutsch*innen heißen? CDU/CSU sowie FDP wählen den weniger streitbaren Weg und schreiben männliche und weibliche Formen aus. Wenig überraschend setzt die AfD ausschließlich auf das generische Maskulinum, da sie auch in ihrem Wahlprogramm entschieden der Gender-Wissenschaft entgegentritt.

Das Analyse-Tool
Der CL-Textmaster ® ist eine cloudbasierte Software-as-a-Service-Lösung, der die Lesefreundlichkeit von Texten unterschiedlicher Gattungen bestimmt. Er analysiert dabei die Texte in Bezug auf Verständlichkeit, Wortschatz, Struktur und Markenkonformität. Vor allem letzteres unterscheidet ihn von gängigen Sprach-Analyse-Werkzeugen.
Entwickelt und eingesetzt wird er von REINSCLASSEN, der führenden und meistausgezeichneten Textagentur Deutschlands, die u.a. Kunden wie 3M, Lexware, RTL oder Siemens betreut.

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Eine Antwort zu “AfD und Grüne gleichauf”

  1. „Müsste es dann konsequenterweise nicht auch die Deutsch*innen heißen?“

    Glauben die Autor:innen, dass eine weibliche deutsche Person „Deutschin“ genannt wird? Müssten die Autor:innen dann konsequenterweise nicht auch noch einmal zurück in die Schule?

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