Altersarmut: Eine konstruierte Debatte

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Steht es wirklich so schlecht um die „Alten“, wie es die aufgeregte mediale und öffentliche Diskussion um Altersarmut vermuten lässt? Die harten Fakten sprechen eine andere Sprache: Die armen „Alten“ sind kein Massenphänomen. Sie sind ein Konstrukt, um weitere Umverteilungsreformen durchzusetzen. Von Dr. Hubertus Porschen.

Wenn man den Begriff Altersarmut im Internet sucht, stößt man auf 777.000 Ergebnisse. Wenn man dagegen Kinderarmut eintippt, dann erhält man lediglich 446.000 Ergebnisse. In einem reichen Land wie Deutschland ist Altersarmut ein „Hot Topic“, das in zahlreichen Talkshows und Mediendarstellungen diskutiert wird. „Porträt einer Rentnerin, die arbeiten muss, obwohl sie…“, „Angewiesen auf Grundsicherung“, „Wird Altersarmut zum Massenphänomen?“. So werden Zeitungsartikel oder TV-Shows betitelt. Die Präsenz des Themas ist in deutschen Medien deutlich spürbar. Die Debatten über Altersarmut werden stark emotionalisiert. Für Zahlen und Fakten bleibt da kein Platz.

Altersarmut als Massenphänomen

Doch steht es wirklich so schlecht um die „Alten“? Die harten Fakten sprechen eine andere Sprache: Die armen „Alten“ sind kein Massenphänomen. Sie sind ein Konstrukt, um weitere Umverteilungsreformen durchzusetzen – oft auf Kosten der jungen Generation. Obwohl oft behauptet, gibt es kein Problem mit Altersarmut. Lediglich 3 Prozent (2015) der Bevölkerung ab 65 Jahren bezieht Grundsicherung. Im ungünstigsten Fall – so schätzen neueste Studien  – wird der Anteil um zwei  Prozentpunkte bis 2030 steigen. Im Vergleich: 9 Prozent der unter 65 jährigen Bevölkerung beziehen Hartz IV und ca. 15 Prozent der Kinder wachsen in einer Familie auf, die Hartz IV bezieht. Man sieht, das Niveau der Altersarmut ist gerade im Vergleich zu den Erwerbstätigen sehr niedrig. Die Wahrscheinlichkeit, im Alter in die Armut zu rutschen, ist damit sogar geringer als die in der Gesamtbevölkerung.

Schwarzmalerei mit System

Die Schwarzmalerei in deutschen Medien hat System. Schon als Andrea Nahles mit dem Armuts- und Reichtumsbericht im März ein finsteres Bild von Deutschland zeichnete, waren die Zahlen zum Arbeitsmarkt positiv zu bewerten. Doch die SPD will mit sozialer Gerechtigkeit Stimmen gewinnen. Da passt die Omnipräsenz der Altersarmut in den Medien gut ins Bild und wird weiter angeheizt.

Auch die Rentenkampagnen von DGB und Verdi mahnen, dass angeblich die Hälfte aller Neurentner im Jahr 2030 eine Rente erhalten würden, die nicht höher als die Grundsicherung sei. Also 50 Prozent statt den vom Finanzministerium und der Bertelsmann-Stiftung geschätzten 5,4 Prozent. Dieser enorme Unterschied lässt sich erklären: Die Gewerkschaften haben nur die Bezüge der gesetzlichen Rente im Blick. Die Realität ist jedoch, dass bei vielen Rentnern noch Beträge aus der betrieblichen oder privaten Rente oder Vermögenswerte hinzukommen. Der reine Blick auf die Gesetzliche Rentenversicherung sagt daher wenig über das Alterseinkommen aus.

Fakten statt Emotionen

Es ist ganz klar. Arme Menschen lassen sich medial gut verkaufen. Einzelschicksale sind oft tragisch und nehmen uns mit. Nichtsdestotrotz bleibt Deutschland ein wohlhabendes Land, auch für die älteren Generationen. Ein Grund dafür ist auch, dass aktuell eine gute Beschäftigungssituation herrscht. Was noch fehlt, wäre eine Steuersenkung und eine Lohnnebenkostenbremse, anstatt immer mehr Geld umzuverteilen, das dann in der Bürokratie versickert. So hätte jeder Einzelne mehr Netto vom Brutto und könnte ordentlich vorsorgen. Dann wäre Altersarmut bald gar kein Thema mehr.

Das beste Mittel gegen Armut im Alter ist ein gesundes Erwerbsleben. Wer im Leben arbeitet, hat auch im Alter genug zum Leben. Die Parteien sollten sich darauf konzentrieren die Ursache von Altersarmut, nämlich Arbeitslosigkeit zu bekämpfen oder zeitgemäße Beschäftigungsmodelle für Menschen im Rentenalter, die noch wollen und können, einzuführen. Das wäre in jedem Fall wirksamer als das Symptom zu bekämpfen.

Dr. Hubertus Porschen ist ehrenamtlicher Bundesvorsitzender des Wirtschaftsverbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER, Gründer und Geschäftsführer der App-Arena GmbH in Köln sowie promovierter Volkswirt. Im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl initiiert der Verband die Aktion „Germany´s next Bundeskanzler/in“. Hier soll die Stimme der jungen Generation gefunden werden, die die Interessen der Erst- und Zweitwähler am besten vertritt. Die Aktion soll junge Wähler für Politik begeistern.

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