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Arbeitsmarkt: In welchen Berufen die meisten Fachkräfte fehlen
Trotz der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung bleibt die Fachkräftesituation in der Bundesrepublik angespannt. Besonders in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Handwerk ist der Bedarf an qualifizierten Fachkräften groß, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Bundesweit fehlen mehr als 530.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Das spüren auch die Verbraucher immer mehr im Alltag – beispielsweise bei den Wartezeiten für einen Termin in der Autowerkstatt. Denn auch wenn die Fachkräftelücke zuletzt aufgrund der Wirtschaftskrise um fast 13 Prozent zurückgegangen ist, fällt es vielen Unternehmen schwer, passend qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Rein rechnerisch blieben zwischen Juli 2023 und Juni 2024 vier von zehn offenen Stellen unbesetzt, zeigt eine neue IW-Studie.
Der Fachkräftemangel nahm viele Jahre lang kontinuierlich zu. Dies wurde getragen von einer sehr positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt. Während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hatte sich der Fachkräftemangel zeitweise abgeschwächt, stieg kurze Zeit darauf aber wieder stark an und erreichte im Jahr 2022 mit 630.000 nicht besetzbaren offenen Stellen seinen bisherigen Höchststand. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und den damit verbundenen Unsicherheiten und steigenden Energiekosten für Unternehmen ist die Fachkräftelücke rückläufig. Konjunkturell bedingt ging die Zahl offener Stellen im Jahresdurchschnitt bis Mitte 2024 um 4,2 Prozent zurück, während die Zahl an Arbeitslosen um 8,9 Prozent anstieg. Dennoch ist die Fachkräftesituation weiterhin sehr angespannt und vielen Unternehmen fällt die Stellenbesetzung schwer. Besonders angespannt ist sie schon seit vielen Jahren in Gesundheits- und Sozialberufen, Elektroberufen sowie handwerklichen Berufen. Auf die zehn Berufe mit den größten Fachkräftelücken entfallen knapp 30 Prozent der gesamten Fachkräftelücke.
Berufe mit der größten Fachkräftelücke
Die meisten qualifizierten Arbeitskräfte fehlen in der Kinderbetreuung und -erziehung. Im Jahr 2023/2024 konnten durchschnittlich mehr als 21.000 offene Stellen in diesem Beruf nicht besetzt werden. Insgesamt fehlen bundesweit sogar etwa 300.000 Betreuungsplätze für unter Dreijährige. Das hat nicht nur weitreichende Folgen für Eltern, sondern auch für den Arbeitsmarkt: Viele Eltern müssen ihre Arbeitszeit reduzieren, um die Kinderbetreuung privat zu organisieren. In Ostdeutschland, wo die Kinderbetreuung besser ausgebaut ist, arbeiten Eltern mit minderjährigen Kindern deutlich häufiger beide in Vollzeit.
Auf Platz zwei der Berufe mit den größten Fachkräfteengpässen liegen Experten der Sozialarbeit und Sozialpädagogik mit einer Lücke von mehr als 18.000. Hier können mehr als sieben von zehn (73,8 Prozent) offenen Stellen rechnerisch nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden. Diese Fachkräfte fehlen beispielsweise bei der Berufseinstiegsbegleitung, in Kinder- und Jugendheimen sowie in der Schulsozialarbeit. Dadurch fehlt dringend benötigtes Personal, um jungen Menschen Orientierung und Unterstützung in Schule und Alltag sowie bei der Ausbildungssuche oder dem Einstieg ins Erwerbsleben zu geben. Wie wichtig Fachkräftesicherung in diesem Beruf ist, zeigt, dass zuletzt die Anzahl an jungen Leuten ohne berufliche Qualifikation einen neuen Höchststand erreicht hat. Im Jahr 2022 hatten in Deutschland 2,86 Millionen junge Erwachsene unter 35 Jahren oder 19,1 Prozent keine Berufsausbildung abgeschlossen (BMBF, 2024). Ihre Zahl ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.
Ebenfalls große Fachkräfteengpässe bestehen in der Gesundheits- und Krankenpflege, in der Altenpflege sowie in der Physiotherapie. Bei Spezialisten der Physiotherapie ist die Stellenbesetzung besonders schwierig. Zuletzt konnten hier rund neun von zehn (85,7 Prozent) offenen Stellen nicht besetzt werden. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist in diesen Berufen künftig mit einem Anstieg des Fachkräftebedarfs zu rechnen.
Die zweite Gruppe an Berufen mit den größten Fachkräftelücken bilden Elektro- und handwerkliche Berufe. Hier ist die Fachkräftesituation in der Bauelektrik besonders angespannt. Im Jahresdurchschnitt fehlten mehr als 18.000 Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung. Damit konnten rund acht von zehn (80,9 Prozent) offene Stellen nicht besetzt werden. Trotz der getrübten Stimmung innerhalb der Baubranche wird in vielen für die Bauwirtschaft relevanten Berufen dringend Personal gesucht. Fehlende Arbeitskräfte im Baubereich führen dazu, dass sich Bauvorhaben verzögern , während jährlich mehr als 300.000 neue Wohnungen benötigt werden. Auch im Maschinenbau wird trotz abgekühlter Auftragslage händeringend nach qualifiziertem Personal gesucht. So fehlen in der elektrischen Betriebstechnik derzeit knapp 14.000 qualifizierte Fachkräfte mit Berufsausbildung. In der Maschinenbau- und Betriebstechnik waren es mehr als 12.500 Fachkräfte.
Weitere große Fachkräftelücken gab es im Verkauf sowie in der Kraftfahrzeugtechnik. Diese Engpässe sind für Verbraucher im Alltag spürbar. So fällt beispielsweise die Wartezeit für eine Reparatur oder Wartung des Autos häufig länger aus.
Fachkräftesicherung aktiv gestalten
Nach wie vor gibt es in Deutschland noch ungenutzte Potenziale, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, so die Studie. Für Helfer ohne berufliche Qualifikation übersteigt das Arbeitsangebot die Nachfrage deutlich. Durch passende Teilqualifizierungen könnten sie schrittweise zu Fachkräften ausgebildet werden. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf junge Leute gelegt werden, die noch den Großteil ihrer beruflichen Karriere vor sich haben. Mit Blick auf die fortschreitende Alterung der Gesellschaft stellt auch die längere Bindung von älteren Beschäftigten ein großes Potenzial zur Fachkräftesicherung dar. Zudem können Mütter und Väter durch eine umfassendere Kinderbetreuung bei einer Ausweitung ihrer Arbeitszeit unterstützt werden. Hier schließt sich der Kreis nach Ansicht der IW-Forscher allerdings, wenn der Fachkräftemangel bei Erziehern, Lehrern und Sozialpädagogen nicht reduziert werden kann. Zudem erfordert die demografische Entwicklung die verstärkte Anwerbung von internationalen Fachkräften, wofür das novellierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz neue Wege bietet, die es zu nutzen gilt.
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Wie ich lese, fehlen sehr viele Fachkräfte im Dientleistungsbereich. Das sind aber nicht die Sparten für die Neubürger. Von dort ist keine Entlastung zu erwarten sondern nur die Nutzung der Angebote.