Die deftige Abrechnung des Deutsche-Börse-Chefs mit der deutschen Politik
Diese Brandrede hatte es in sich: Der scheidende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse AG, Dr. Theodor Weimer, hat auf einer Veranstaltung des des Wirtschaftsbeirates Bayern eine scharfe Abrechnung mit der deutschen Wirtschaftspolitik, Migrationspolitik und Bundesregierung vorgebracht. Habeck sei eine „schiere Katastrophe“, die Migrationspolitik „vollkommen falsch“, für die ausländischen Investoren sei Deutschland “zum Ramschladen” geworden.
Dr. Theodor Weimer wird im Oktober 2024 als Altersgründen vom Amt des Vorstandsvorsitzenden der Deutsche Börse AG ausscheiden. Seinen Abgang begleitet er mit einem Paukenschlag, als er am 17.04.2024, zusammen mit Volkswirt Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn, bei der Veranstaltung des Wirtschaftsbeirats Bayern zum Thema “Wie holen wir mehr Investitionen nach Deutschland und Bayern?” sprach.
Gestützt durch seine Gespräche mit dem Ausland zeichnete er eine katastrophales Bild Deutschlands – und der Bundesregierung: „Ich habe inzwischen mein 18. Treffen mit unserem Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck hinter mir. Und ich kann Ihnen sagen, es ist eine schiere Katastrophe.“ Anfänglich habe dieser noch zugehört, aber „inzwischen kommen die Fundamentalisten immer mehr durch“.
“Wir sind zum Ramschladen geworden“
Bezogen auf die Stimmung der internationalen Investoren sagte er, dass das Ansehen Deutschlands noch nie so schlecht war wie jetzt. Die Investoren wollten den Standort künftig noch mehr meiden und weiter rausgehen aus Deutschland: „Die Wahrheit ist die: Internationale Investoren sagen, wir investieren nur noch in Deutschland, weil ihr so günstig seid. Wir sind zum Ramschladen geworden!“
Investoren würden mittlerweile „eine Risikoprämie“ verlangen, wenn sie in Deutschland investieren. Weimer: „Früher hatten wir mal einen Risiko-Discount, weil doch alle Welt gesagt hat, Deutschland ist super.“ „Ihr seid einfach nur noch bekloppt, nur noch bekloppt“ zitierte Weimer die Investoren. Deutschland sei auf dem Weg zum Entwicklungsland, so der Börsenchef wörtlich.
Dr. Weimer geißelte speziell, dass mit der Autoindustrie “das Geschäftsmodell Deutschland“ kaputtgeredet gemacht worden sei: “Was wir machen, ist doch Wahnsinn”. Auch die deutsche Migrationspolitik sei völlig verfehlt. “Unser Gutmenschentum” würde nirgends geteilt: „Du holst dir, wenn du Facharbeitermangel hast, Leute rein, die deine Sprache sprechen und die Sozialprodukt generieren, aber nicht die, die zu 50 Prozent das Bürgergeld abkassieren und das irgendwo hinschicken.“ Herbe Kritik auch an der Landesverteidigung und der schleppenden Digitalisierung: Da habe man „nichts hingekriegt, gar nichts hingekriegt!“
Es helfe nur noch „Private Economy“
Deutschland würde nicht mehr an Wachstum glauben, aber Wachstum sei möglich. Aber Weimer mahnte, wir seien in neuen Welt angekommen. Das Wachstum der letzten Jahrzehnte habe am globalen Handel gelegen, doch das Wachstum der nächsten Jahrzehnte käme aus Technologie. Diese Entwicklung habe Deutschland verschlafen.
Er forderte die Unternehmer auf – wie in den USA –, sich nicht mehr als “Public Economy” zu verstehen, sondern Deutschland zur „Private Economy“ zu machen, die unabhängig von der Regierungspolitik arbeite und in der „Unternehmer sagen müssen, wir machen nicht mehr mit“. Die Unternehmer müssten aufhören, sich “klein zu machen” vor der Politik in Berlin und Brüssel. Der Staat werde es nicht richten.
Weimer schloss seine Brandrede mit den Worten des verstorbenen CDU-Politikers Wolfgang Schäuble: „Isch over“.
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