Brexit: Jetzt geht’s um die Bratwurst
In London haben DIE JUNGEN UNTERNEHMER (BJU) in der letzten Woche „Bratwurst against Brexit“ verteilt, damit Großbritannien in der EU bleibt und die EU grundlegend reformiert wird. BJU-Vorsitzender Dr. Hubertus Porschen berichtet über seine Erfahrungen.
Verteilt man deutsche Bratwürste mitten in London, trifft man die Engländer wie sie sind: weltoffen, humorvoll und pragmatisch. Ich habe diese Erfahrung letzte Woche mit vielen meiner Unternehmerfreunden vom Verband DIE JUNGEN UNTERNEHMER gemacht und auf der Straße mit vielen Menschen in ihrer Mittagspause über die EU und den Brexit gesprochen. Die Stimmung war nicht aufgeheizt, sie war freundlich; jeder hatte eine Meinung; hätte man eine Umfrage gemacht, wäre man auf 35 Prozent für einen Brexit und 65 Prozent für den Verbleib in der EU gekommen. Natürlich tickt London etwas anders als das ganze Land.
Ich habe viele Eindrücke zurück nach Deutschland mitgenommen: Was macht das Referendum mit Großbritannien? Bleibt die Gesellschaft gespalten oder rückt man nach dem Votum zusammen? Und vor allem: Wie geht es weiter mit der EU?
Mittags in London – Wie geht es weiter mit der EU?
Ich bin den Briten dankbar, dass sie eine Diskussion über unser Europa der Zukunft angestoßen haben. Die Diskussion darf nach dem Referendum nicht stoppen, sondern muss dann erst recht geführt werden – unabhängig davon, wie das Referendum ausgeht. Die knappen Umfrageergebnisse und nationalistische Bestrebungen anderer EU-Länder sind Anlass genug dafür. Auch in Deutschland würde knapp ein Drittel der Bevölkerung für einen Austritt des eigenen Landes votieren, hat eine YouGov Umfrage Anfang Juni 2016 ergeben.
Brandgefährlich sind die Drohungen von einigen Politikern in Brüssel und leider auch Berlin, dass ein abgewendeter Brexit ein Signal für eine stärkere Vertiefung der EU sei. Europaparlamentarier, die die Briten mit Schulmeisterei bestrafen wollen, sind Teil des europäischen Problems und nicht der Lösung.
Wir Jungen sind der Meinung, dass die EU dringend Reformen, ein #EUpgrade, braucht. Eine völlig neue Kommunikationsstrategie ist nötig, um den Menschen zu zeigen, warum eine europäische Lösung bei einem Thema von Vorteil ist. Es gilt, die oft komplexen Themen verständlich zu erklären, über die Medien von heute zu verbreiten und eine demokratische Brücke zu den Bürgern zu bauen: nationale Parlamente und das Europaparlament müssen besser miteinander vernetzt werden.
One size fits all ist lange überholt
Zudem brauchen wir eine strukturelle Reform: One size fits all ist lange überholt. Vielmehr muss Europa sich strukturell reformieren, und bei wichtigen Zukunftsthemen in Clubs von gleichgesinnten Mitgliedsstaaten voranschreiten. Eine immer tiefere Integration ist kein Selbstzweck, sondern sollte den Mitgliedsländern überlassen werden, die dazu bereit sind.
Im Grunde geht es um die Eigenverantwortung der Mitgliedsländer, die gestärkt werden muss. Dabei wollen wir Unternehmer den Briten ein Ansprechpartner sein. Denn auch bei uns gilt es, sich immer wieder neu zu erfinden, um über Generationen hinweg wettbewerbsfähig und wirtschaftlich stabil zu bleiben – auch die EU muss sich immer wieder kritisch hinterfragen und jetzt neu aufstellen.
Der Film zur Aktion:
Dr. Hubertus Porschen ist Vorsitzender des Verbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER und Geschäftsführer der App-Arena GmbH in Köln. Er ist Herausgeber des Buches „Statt Brexit: #EUpgrade“, das vor den drastischen Konsequenzen eines Brexit für Deutschland warnt und EU-Reformen anmahnt. www.hubertusporschen.de www.junge-unternehmer.eu
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