Cully Jazz – Das charmanteste Festival der Schweiz

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Wir fahren einmal wieder in die Schweiz an den Genfer See, den wir bereits lieben gelernt haben: Zum charmantesten Jazz Festival der Welt nach Cully, und übernachten in einem der luxuriösesten Grand Hotels der Schweiz, dem Royal Savoy in Lausanne./ Rubrik „Stilvoll reisen“

Im Juli steht das Ostende des Lac Léman, den die meisten wohl als Genfer See kennen, für zwei Wochen Kopf. Nahezu 250.000 Zuschauer pilgern zum berühmten Festival Montreux Jazz in den Belle-Époque-Kurort. Pool-Partys, Silent-Discos, Open-Air-Konzerte, Jam-Sessions, Workshops und Elektro-Events die ganze Nacht hindurch: Jedes Jahr bietet das Festival 250 Konzerte und DJ-Sets, von mittags bis 5 Uhr morgens. So wirbt der Veranstalter, und damit wird gleich klar: hier geht es mehr Popkultur als um kreative Jazz-Sessi0ns.

Wie zwei Teenager eines der angesehensten Jazzfestivals der Welt entwickelt haben

Die Gegenbewegung formierte sich bereits im Jahr 1983, als der damals 19-jährige Daniel Thentz und der 18-jährige Emmanuel Gétaz im kleinen Weinort Cully ein paar Kilometer weiter Richtung Lausanne das Cully Jazz Festival gründeten. Seitdem hat es sich zu einem der angesehensten Jazzfestivals der Welt entwickelt und es ist sicher das charmanteste.

Der Weinort Cully zwischen Montreux und Lausanne am Lac Leman ( Bild: myvaud.ch )

Jazz in seiner schönsten Form

Cully liegt inmitten der Weinterrassen des Lavaux (UNESCO-Weltkulturerbe) und hat den ganzen Charme eines Schweizer Weinortes. Im historischen Zentrum ist beinahe jedes dritte Haus ein Weinkeller und das Dorf bietet von der breiten Seepromenade einen atemberaubenden Blick auf die Dézaley-Weinberge, den Lac Léman und die Alpen.

Vom 5. bis 13. April 2024 öffnen sich die Türen Cullys wieder, wenn die Dorfbewohner ihre Weinkeller und Ladenlokale ausräumen und Gästezimmer für Künstler und Freiwillige herrichten, damit an 8 Musiktagen allabendlich auf mehr als 15 Bühnen unterschiedlichste Varianten von Jazz gehört werden können. Cully Jazz Festival wollte sich von Anfang an fernab des Kommerzes positionieren und bleibt seit vierzig Jahren diesen Werten treu: ein hochwertiges Programm, engagierte Freiwillige und ein treues Publikum, das immer wieder zurückkehrt.

Über 35 Bühnen im ganzen Dorf ( Bild: Cully Jazz )

Ein Spaziergang durch das Dorf ist ein Spaziergang durch die Welt des Jazz

Wir waren im vergangenen Frühjahr erstmalig bei Cully Jazz und sofort eingenommen vom besonderen Charme des Festivals. Die großen Künstler treten auf den drei Hauptbühnen wie der imposanten Bühne am Seeufer auf, doch fast spannender sind die kostenlosen kleinen Bühnen in den Privathäusern und Weinkellern. Man spaziert durch die historischen Gassen, trinkt ein Glas Wein beim Winzer, isst eine Kleinigkeit bei einem der zahlreichen Straßenstände und betritt durch unscheinbare Eingangstüren die kleinen Konzerträume. Dann lauscht man solange man möchte und macht sich auf den Weg zum nächsten. Trifft Freunde und macht neue. Genießt guten Wein, gutes Essen und vor allem gute Musik. Über 100 kostenlose Konzerte werden angeboten, hinzu kommen die 35 Top-Acts auf den großen Bühnen, die bereits Wochen im Voraus ausverkauft sind. Damit ist Cully Jazz nicht nur ein Showcase der besten Jazz-Musiker der Welt, sondern auch ein Sprungbrett für viele junge Schweizer und internationale Jazzmusiker.

Beim guten Glas Wein im Garten eines Winzers im Dorf ( Bild: DDW )

Die Gäste sind mehr als durchmischt, von Teenagern über großstädtische Hipster bis zu gut situierten älteren Ehepaaren, hier findet jeder seine Musik und vielleicht auch Zugang zu Klängen, die einen bis dahin gar nicht angesprochen haben. Es mag an der Schweiz und am pittoresken Ort liegen, dass es hier vom Gedränge eines alternativen Festivals keine Spur ist. Die Besucher sind auffällig höflich und es fällt leicht, sich wohl zu fühlen.

Übernachtet wird im Royal Savoy in Lausanne

Der kleine Weinort bietet eine begrenzte Zahl an Hotels und die traumhafte Traditionsherberge L’Auberge du Raisin direkt im Ort, die wir auch unbedingt für ein Abendessen empfehlen möchten, ist in den Festivaltagen eher etwas für Nachtschwärmer. Doch die fantastische Schweizer Bundesbahn bietet die ganze Festivalnacht hindurch Züge von Cully nach Lausanne. Die Fahrtzeit beträgt nur 15 Minuten. Wir empfehlen daher eine der dortigen zahlreichen luxuriösen Unterkünfte, im Besonderen das Royal Savoy, ein Jugendstilpalast mit modernem Innenleben, der es uns angetan hat.

Das Hotel Royal Savoy Lausanne

 

Hohe Schule: Formvollendeter Service in Royalem Ambiente

Lausanne ist weltbekannt für seine überaus angesehene Hotelfachschule, und so werden die Tugenden hier vermutlich besonders hochgehalten, was unserer Anreise im besten Check-In seit langer Zeit Ausdruck fand. Wir wurden aufs Herzlichste begrüßt, alles war perfekt vorbereitet, sodass das mir überaus lästige Ausfüllen des Gästebogens entfiel, und wir Minuten später, aller Last der Reise entledigt, beim Champagner in der Hotelbar saßen. Die spanische Königsfamilie wohnte lange Zeit während ihres Exils hier, auch der König von Thailand war ein gern gesehener Gast, und wir ahnen, dass der Service hier eine gewisse Tradition hat.

Zimmer mit Seeblick im Royal Savoy

Unbezahlbarer Blick auf den Genfersee

Auf den Zimmern herrscht eine gelungene Mischung aus Understatement und Glamour, was uns so schon vom Schwesternhotel auf dem Bürgenstock angenehm bekannt ist. Garniert wird das Ganze vom großartigen Blick hinüber über die Dächer eines der teuersten Wohnviertel von Lausanne auf den Genfer See und das gegenüberliegende Bergpanorama.

Unbedingt Zeit einplanen sollte man für den für ein Stadthotel ausgesprochen großzügigen Spa- und Wellnessbereich, der unter der Woche nur spärlich besucht ist. Mit Innen- und Außenpool, Hammam, Sauna, Fitnessraum und einer großen Auswahl an Massagen und Behandlungen kann man sich hier fast einen kleinen Wellness-Urlaub zusammenstellen.

Großzügiger Wellnessbereich im Royal Savoy

Französische Klassiker und lokale Spezialitäten im Restaurant La Brasserie du Royal

Die Bar, an der wir bereits unseren Champagner genossen haben, öffnet sich zum Garten und ist am Wochenende auch bei einheimischen Spaziergängern beliebt. Von der Bar aus sieht man bereits den mit gläsernen Weinkühlschränken gesäumten Gang, in dem eine beeindruckende Auswahl überwiegend Schweizer Weine präsentiert wird. Sie sind Teil der La Brasserie du Royal, in dessen modernem Ambiente französische Klassiker und traditionelle lokale Gerichte angeboten werden, sich aber auch einiges Zeitgenössisches auf der Karte findet.

Das Merveilleux von Frédéric Vaucamps

Unwiderstehliche Patisserie aus Lausanne

Ein Steinwurf vom Royal Savoy liegt die Patisserie Aux Merveilleux von Frédéric Vaucamps. Das Geschäft erinnert eher an einen Juwelier als an einen Zuckerbäcker, und äußerst elegant zurechtgemachte Verkäuferinnen präsentieren die Spezialität des Hauses, das Merveilleux, wie kleine Schmuckstücke. Sein Geheimnis? Ein unnachahmliches Baiser, das dieser Köstlichkeit ihre Leichtigkeit verleiht … Ursprünglich wurde das aus Flandern stammende Merveilleux nur mit dunkler Schokolade hergestellt, hier gibt es aber auch zahlreiche andere Varianten. Das rustikale Gegenstück ist übrigens das Café de Grancy gegenüber, ein Künstlercafé mit langer Tradition und durchaus empfehlenswerter Lausanner Gasthausküche.

LA SUISSE: Der Belle Epoque – Schaufelraddampfer der CGN (Bild: CGN)

Zu den schönsten Erinnerungen aus Lausanne, die man mitnehmen kann, gehören die Schaufelraddampfer aus der Belle Époque, die gemütlich ihre Runden auf dem See drehen. Sie wurden liebevoll restauriert und sind einzigartig auf der Welt. Eine Fahrt an Bord eines dieser schmucken Schiffe sollte man daher nicht verpassen, ob von Lausanne ins französische Evian oder zum Shopping nach Genf. Vielleicht auch nur zum Château de Chillon, das durch Lord Byron bekannt wurde.

pictures courtesy of: DDW, Cully Jazz: Luthor, Royal Savoy, myvaud, CGN, Frédéric Vaucamps

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