“Deal” ist das Wirtschaftswort des Jahres 2025

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Die Jury des Wirtschaftswort des Jahres hat gewählt: Das Wirtschaftswort des Jahres 2025 lautet „Deal“.

Der Begriff steht für eine neue Form der politischen Entscheidungen, die durch den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump geprägt wurde: Früher gab es zwischen Ländern Verträge. Spätestens seit Trump werden „Deals“ geschlossen.

„Glokalisierung” wurde auf Rang 2 gewählt. Das Kofferwort aus “Globalisierung” und “Lokalisierung” steht für die wachsende Verlagerung von Produktion und Wertschöpfung deutscher Unternehmen in Kernmärkte, statt wie früher Güter und Waren zu exportieren. “Kettensägen-Politik” kam auf Rang 3. Der Begriff steht für die radikale Spar- und Reformpolitik des argentinischen Präsidenten Milei und wird auch in Deutschland – positiv wie negativ – für einen radikalen Ansatz der Staatsmodernisierung verwendet.

Das “Wirtschaftswort des Jahres” wird seit 2020 vergeben. Ziel ist es, das für das jeweilige Jahr prägendste Wort für Wirtschaft und Unternehmen zu ermitteln und so für Aufmerksamkeit für die wirtschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen zu schaffen. Gewählt wird es von einer Jury aus namhaften Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Medien, der in diesem Jahr 21 Personen angehört haben.

Die letztjährigen „Wirtschaftsworte des Jahres“ waren “Deindustrialisierung” (2024), „ChatGPT“ (2023) und „Homeoffice“ (2022).

Die Top-Ten-Begriffe des Jahres 2025:

1. Deal

Früher gab es zwischen Ländern Verträge. Spätestens seit Trump werden „Deals“ geschlossen. Der Wörterbuchverlag Oxford Languages erklärt den Begriff folgendermaßen: (zweifelhafte) Abmachung, Vereinbarung, Handel.

2. Glokalisierung

Das Kofferwort aus Globalisierung und Lokalisierung wurde ursprünglich für den Einsatz regionaler Produktvarianten verwendet. Heute kennzeichnet es eine neue Ära der Globalisierung, die besonders in Deutschland Auswirkungen zeigt: Im Zuge volatilerer Weltmärkte, von Zollbeschränkungen, Lieferkettenproblemen und schwieriger Standortbedingungen am Heimatmarkt geht es für Unternehmen verstärkt darum, Wertschöpfung in Kernmärkte zu verlagern, statt wie früher, Güter und Waren zu exportieren. „Glocalizing“ eröffnet den Unternehmen gleiche Wettbewerbsbedingungen durch Level Playing Fields, zeigt sich in Deutschland aber durch Deindustrialisierung, Arbeitsplatzabbau und Investitionsrückgängen.

3. Kettensägen-Politik

„Kettensägen-Politik“ steht für die radikale Sparpolitik des argentinischen Präsidenten Milei und seines Kabinetts, die auf massive Kürzungen der Staatsausgaben abzielt, um die Wirtschaft zu sanieren und den Staat zu verkleinern. „Kettensägen-Politik“ steht heute auch in Deutschland – negativ wie positiv aufgefasst – für einen radikalen Ansatz der Staatsmodernisierung.

4. KI-Agenten

„KI-Agenten“ sind ein bedeutender Schritt in der Entwicklung und Nutzung von KI. „KI-Agenten“ sind autonome Softwaresysteme, die KI nutzen, um eigenständig komplexe Aufgaben zu erledigen und Ziele zu erreichen. Sie agieren über die reine Textgenerierung hinaus, indem sie planen, Entscheidungen treffen, lernen und sich anpassen können, oft in einem iterativen Prozess, bis das Ziel erreicht ist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Chatbots können sie externe Tools und Ressourcen nutzen und nahtlos mit anderen Systemen interagieren.

5. Dual Use

„Dual Use“ bezeichnet Güter, Software und Technologien mit sowohl zivilen als auch militärischen Anwendungsmöglichkeiten. Aufgrund dieser Dualität unterliegen deren Export und Transfer staatlichen Kontrollen und Vorschriften, um die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und destabilisierenden Waffen zu verhindern. Beispiele hierfür sind Mikrochips, bestimmte Chemikalien, Drohnen und Cybersicherheitssoftware.

6. Zollhammer

Der „Zollhammer“ schlug 2025 auf die Stimmung der Finanz-Community und hat die Krise in vielen deutschen Branchen verschärft. Bezeichnet werden damit Donald Trumps Androhungen oder die tatsächliche Umsetzung von Importabgaben, Gegenzöllen und protektionistischen Maßnahmen. Handelsbarrieren stehen dem Grundverständnis bisheriger weltwirtschaftlicher Entwicklung entgegen, das auf offene Märkte und freien Handel setzt.

7. Digitale Souveränität

“Digitale Souveränität” beschreibt die Fähigkeit von Einzelpersonen, Unternehmen, Institutionen und Staaten, selbstbestimmt und unabhängig im digitalen Raum zu agieren, indem sie Kontrolle über ihre Daten und IT-Infrastrukturen behalten und Abhängigkeiten von großen Tech-Konzernen oder ausländischen Anbietern reduzieren. Es geht darum, digitale Technologien sicher, eigenverantwortlich zu gestalten, zu nutzen und die Hoheit über eigene Informationen zu sichern, um Resilienz, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten.

8. Haltelinie

Die „Haltelinie“ hat die Debatten des Herbstes und in den Regierungsfraktionen geprägt. Sie setzt das Rentenniveau auf 48 Prozent des aktuellen Durchschnittseinkommens in Deutschland fest, sorgt auf der anderen Seite aber für weitere Belastungen der Arbeitseinkommen, speziell der jungen Generation. Zugleich steht der Begriff symbolhaft für die Ambivalenz aus sozialem Sicherheitsdenken und der Unfähigkeit zu politischen Veränderungen.

9. Longevity

„Longevity“ oder Langlebigkeit, ist die Verlängerung der menschlichen Lebensdauer in Kombination mit dem Erhalt der Gesundheit im Alter. Der Begriff umfasst sowohl die Forschung als auch die Maßnahmen, um länger und gesünder zu leben. Die wichtigsten Ansätze zur Förderung der Longevity sind eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, ausreichend Schlaf, Stressbewältigung, soziale Kontakte und der Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.

10. Verbrenneraus-Aus

Die Formulierung „Verbrenneraus-Aus“ bezieht sich auf die Diskussion um das geplante Verbot der Neuzulassung von Verbrennerfahrzeugen in der EU ab 2035. Die aktuelle Debatte dreht sich um die Frage, ob diese Regelung aufgeweicht werden soll, um die kriselnde deutsche Automobilindustrie zu stützen. Die EU-Kommission hat sich bereiterklärt, die Position zu prüfen, während Umweltverbände vor einer Aufweichung warnen.

 

Zum Verfahren

Grundlage für die Wahl ist eine Shortlist aus rund 100 Wörtern. Diese setzt sich zum einen aus professionellen Medienanalysen zusammen, die Armin Reins von der Textagentur TCLA durchgeführt hat. Diese berücksichtigt: Handelt es sich um ein wirklich neues Wort, ein neu interpretiertes /eingesetztes Wort oder eine neuartige Zusammensetzung aus zwei bekannten Wörtern? Sowie: Gehört der Begriff zu den meistgenannten/gesuchten neuen Begriffen des Jahres bei Google? Ergänzt wird diese Liste durch Vorschläge aus der Jury.

Die Jury dieses Jahres:

  • Dr. Patrick Adenauer (Unternehmer)
  • Wolfgang Bosbach (MdB a.D.)
  • Michael Bröcker (Table Media)
  • ChatGPT
  • Ansgar Graw (The European)
  • Reiner Holznagel (Präsident Steuerzahlerbund)
  • Thomas Hoppe (Die Jungen Unternehmer)
  • Prof. Dr. h.c. mult. Roland Koch (Ludwig-Erhard-Stiftung)
  • Dr. Georg Kofler (Unternehmer)
  • Celine Nadolny (Sachbuch-Influencerin)
  • Michael Oelmann (Die Deutsche Wirtschaft)
  • Judith Rakers (Journalistin)
  • Armin Reins (TCLA)
  • Prof. Dr. Jörg Rocholl (ESMT Berlin)
  • Jürgen Michael Schick (Ehrenpräsident des Immobilienverbands Deutschland)
  • Dr. Daniel Stelter (Publizist)
  • Oliver Stock (Business Punk)
  • Frank Thelen (Unternehmer)
  • Roland Tichy (Publizist)
  • Prof. Dr. Ulrich Walter (Astronaut)
  • Prof. Dr. Yasmin Weiß (Publizistin)

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