Die deutschen Unternehmen in italienischem Besitz

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Deutschland und Italien – das ist ein ganz besondere Beziehung, geprägt von Sehnsüchten (bei den Deutschen) und hoher Wertschätzung (bei den Italienern). Aber auch wirtschaftlich gibt es engste Beziehungen. Das zeigen nicht zuletzt die 312 Unternehmen in Deutschland, die italienische Eigner haben.

Im Ranking der Länder mit den meisten deutschen Unternehmen liegt Italien damit auf Rang 9 – nach Japan (469 deutsche Unternehmen), Österreich (457) und Schweden (326), aber sogar noch vor China (260). Die sind die aktuellen Daten aus der Liste der deutschen Unternehmen in Auslandsbesitz von DDW.

Das Handelsvolumen 2023 liegt mit 164,3 Milliarden leicht unter dem des Vorjahres (-2,5%), in dem einen Rekordwert erzielt wurde. Deutschland bleibt der wichtigste Handelspartner Italiens, das seinerseits seinen sechsten Platz als deutscher Handelspartner beibehält. Die Exporte nach Italien lagen im vergangenen Jahr bei 89,7 Milliarden Euro, die Importe aus Italien bei 74,6 Milliarden Euro.

Milliarden-Umsätze, und Industrie liegt vorn

Die wichtigsten Sektoren sind laut Daten des Italienischen Statistikamtes ISTAT in 2023 die Chemie- und Pharmabranche, Automotive, Maschinenbau sowie die Stahlindustrie. Dem entsprechen auch die Segmente, in denen die italienischen Unternehmen in Deutschland mehrheitlich tätig sind. Denn mit 224 Unternehmen sind 72 Prozent der Industrie zuzuordnen, nur 24 Prozent (76 Unternehmen) der Dienstleistung und gerade einmal 4 Prozent (12 Unternehmen) dem Handel.

Die 312 Unternehmen mit italienischen Eigentümern erwirtschaften zusammen einen Umsatz von knapp 32 Milliarden Euro. Über 113.000 Arbeitsplätze schaffen diese Unternehmen.

Andersherum sind aber auch deutsche Unternehmen sehr aktiv in Italien. Allein die Auslandshandelskammer in Mailand repräsentiert 1700 deutsche Firmen in Italien. Sie setzen rund 96 Milliarden Euro um und beschäftigen 193.000 Mitarbeiter.

Der Schokoladen-Chef: Seit 2009 hat Carlo Vassallo den Job, von dem viele Kinder träumen – und vielleicht nicht nur die. Er ist „Region Manager Germany“, also der Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsleitung von Ferrero in Deutschland, dem größten italienischen Unternehmen in Deutschland (nach geschätztem Umsatz). In Deutschland gibt es Ferrero bereits seit 1956. Der deutsche Standort in Stadtallendorf wurde 1956 gegründet und war der erste Ferrero-Standort außerhalb von Italien. Damals wie heute werden fast alle Marken, die in Deutschland verkauft werden, hier produziert (Bild: Ferrero)

Dabei zeigt sich die drittstärkste europäische Wirtschaftsnation zuletzt deutlich dynamischer als die deutsche Wirtschaft: Die OECD prognostiziert Italien für 2024 ein Wachstum um 0,7 Prozent, während für Deutschland nur 0,3 Prozent erwartet werden. Auch im längerfristigen Blick liegt Italien vorne. Gegenüber DW sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: „Seit 2019 ist die italienische Volkswirtschaft um 3,8 Prozent gewachsen, doppelt so viel wie die französische Wirtschaft und fünfmal mehr als die deutsche Wirtschaft.“

Die hier gezeigten Analysen basieren auf der DDW-Datenbank, die die 7.871 Unternehmen mit mehrheitlich ausländischen Eignern zusammenführt. Das DDW-Ranking ermöglicht den vollständigen Überblick sowie fundierte Profile in hoher Datentiefe zu diesen Unternehmen. Wie bei allen DDW-Rankings und -Datenbanken (hier der Überblick) liegt auch der Fokus dieser Datenbank auf der Unterstützung professioneller B2B-Anwendungen. Schließlich sind auslandsgehaltene Unternehmen in mehrfacher Hinsicht interessante Geschäftspartner: Sie eröffnen einen „naheliegenden“ Zugang zu internationalen Akteuren und bedürfen zugleich spezifischer Partnerschaften und Dienstleistungen in der Erreichung des deutschen Marktes. Die Gesamtliste mit detaillierten Firmenprofilen kann hier im Excel-Format erworben werden

Netzwerke der deutsch-italienischen Wirtschaftsakteure

Wichtigste Beratungs- und Informationsstelle zu allen praktischen Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist die Deutsch-Italienische Handelskammer mit Sitz in Mailand. Die Deutsch-Italienische Handelskammer vereint mehr als 600 Unternehmen in Deutschland und Italien.

Das italienische Pendant für den Ausbau der bilateralen Unternehmensbeziehungen ist die Italienische Handelskammer für Deutschland e.V. (ITKAM) in Francoforte sul Meno, wie man die Mainmetropole wohl kaum schöner nennen könnte. Offiziell als Auslandshandelskammer anerkannt, ist der eingetragene Verein seit seiner Gründung im Jahre 1911 tätig und verbindet mit seinen mehr als 400 Unternehmern die deutsch-italienischen Business Community, die in den verschiedensten Branchen zuhause sind: traditionelle „Made in Italy“-Branchen sind genauso vertreten wie innovative High-Tech-Branchen. Auch unterstützt die ITKAM deutsche Unternehmer bei ihrem Markteintritt und der Expansion ihres Business nach Italien.

Berlin-Chemie – viertgrößtes deutsches Unternehmen in italienischem Besitz – entwickelt, produziert und vertreibt seit über 130 Jahren pharmazeutische Produkte. Seit 1992 gehört man zur  Menarini-Gruppe aus Florenz, einem führenden italienischen Pharmaunternehmen mit rd. 4,5 Milliarden Umsatz (Bild: Unternehmen)

Auch die in Düsseldorf ansässige Wirtschaftsvereinigung Mercurio versteht sich als bundesweite Plattform für alle an den deutsch-italienischen Wirtschaftsbeziehungen interessierten Institutionen und Unternehmen sowie deren Führungskräfte. Zu den herausragenden Ereignissen zählt die jährliche Verleihung des deutsch-italienischen Wirtschaftspreises Premio Mercurio. Der Premio Mercurio wird seit 1999 für bedeutende Leistungen im Zusammenhang mit der Förderung deutsch-italienischer Wirtschaftsbeziehungen ausgelobt.

München hat die meisten italienischen Unternehmen

Auf die Lombardei entfällt nach wie vor fast ein Drittel des gesamten Handelsaustauschs, während die regionale Verteilung in Deutschland weiter diversifiziert ist, wobei Baden-Württemberg und Bayern an der Spitze liegen.

Besonders häufig sind italienische Unternehmen – kein Wunder – im südlichen Deutschland vertreten. Im Bundeslandvergleich liegt Bayern mit 86 Unternehmen an der Spitze, und unter den Städten liegt München mit 32 Unternehmen vorne (gefolgt von Hamburg, Berlin und Düsseldorf). Nordrhein-Westfalen hat 72 Unternehmen in italienischem Besitz, Hessen 41 Unternehmen.

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Die 10 größten deutschen Unternehmen in italienischem Besitz

wdt_ID Rang Unternehmen Ort Branche Unternehmen gehört zu… Umsatz (Jahr)
1 1 Ferrero Deutschland GmbH Frankfurt am Main Süßwarenindustrie Ferrero Familie 4760 (Schätzung)
2 2 Eni Deutschland GmbH München Tankstellen ENI 3551,3 (2021)
3 3 Iveco Magirus Aktiengesellschaft UIm Nutzfahrzeuge Iveco Group 1366,2 (2021)
4 4 BERLIN-CHEMIE AG Berlin Pharmaindustrie Menarini 1290 (2021)
5 5 Adler Pelzer Holding GmbH Hagen Automobilindustrie Adler Plastic 1200 (2020)
6 6 KME SE Osnabrück Grundstoffchemie SMI Group 942,1 (2022)
7 7 UniCredit Leasing Finance GmbH Hamburg Leasing Unicredito 700 (Schätzung)
8 8 ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH Riesa Stahlwerke Gruppo Feralpi 675,3 (2021)
9 9 PRYSMIAN Kabel und Systeme GmbH Berlin Kabelhersteller Prysmian Cables and Systems 634,8 (2021)
10 10 IMA Dairy & Food Holding GmbH Stutensee Maschinenbau Ima Group 620 (2017)

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Bild ganz oben von Bernhard Stärck auf Pixabay

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