Deutsche und chinesische Mittelständler stärker zusammenbringen

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China und Deutschland starten in eine Innovationspartnerschaft. Welche Chancen sich daraus speziell für den deutschen Mittelstand ergeben, dazu äußerte sich Shi Mingde, der Botschafter der Volksrepublik China in Deutschland, im Gespräch mit Michael Oelmann.

Herr Botschafter, im März 2014 stattete Staatspräsident Xi Jinping Deutschland einen Besuch ab. Im Juli brach Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihrem 7. Staatsbesuch nach China auf. Nimmt man die Besuchshäufigkeit als Gradmesser, muss von besten Beziehungen beider Länder gesprochen werden. Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Zusammenarbeit?

Die deutsch-chinesischen Beziehungen sind in ihrer besten Phase. Der Handel zwischen beiden Ländern macht fast 30 Prozent des gesamten chinesischen EU-Handels aus. Der Umfang ist so groß wie unser Handel mit Frankreich, Italien und Großbritannien zusammengenommen. 2015 ist zudem das Jahr, in dem die Innovationspartnerschaft zwischen Deutschland und China gestartet wird. In den kommenden Monaten wollen wir die Kooperation mit substantiellen Inhalten füllen.

Welche Inhalte werden das sein?

Innovationen sollen nicht nur im Bereich Handel oder Wissenschaft und Technik entstehen, sondern auch in weiteren Bereichen, etwa im Gesundheitswesen und dem Thema der Alterung der Gesellschaft. Wir haben bereits 2014 Symposien zur Gesundheitsreform in beiden Staaten abgehalten. Das ist für beide Seiten sehr interessant. Weitere Seminare sind auch für dieses Jahr geplant.

Was sind die größten Herausforderungen für die Volkswirtschaft in China?

Wir haben in kurzer Zeit einen Weg zurückgelegt, für den die Industriestaaten mehr als 100 Jahre gebraucht haben. Deswegen sind die Probleme nicht weniger geworden. Wir sind mit großen Herausforderungen konfrontiert, wie Umweltproblemen, sozialem Gefälle, Korruptionen oder Strukturanpassung. Deshalb setzen wir mehr auf Qualität als auf Quantität. Wir schenken den sozialen Herausforderungen große Aufmerksamkeit und wollen besonders auf dem Gebiet des Umweltschutzes intensiv arbeiten. Unsere Energie wird zu 70 Prozent aus Kohle gewonnen. Das ist eine der Ursachen für Umweltprobleme. Daher möchten wir gerne mit deutschen Unternehmen zusammenarbeiten und moderne, energiesparende und umweltfreundliche Technologien in China einführen. In diesem Bereich sehe ich große Potentiale für die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit.

Wie kann der deutsche Mittelstand partizipieren?

Der Mittelstand kennt China noch nicht so gut. Das gilt umgekehrt für den chinesischen Mittelstand und Deutschland. Deshalb haben beide Regierungen beschlossen, Plattformen zu errichten. Ziel ist es, mehr Kontakte zu vermitteln und Mittelständer verstärkt zusammenzubringen.

Wir führen unser Gespräch im Rahmen des Deutsch-Chinesischen Wirtschaftstags in Köln. Wie wichtig ist der interkulturelle Austausch, wie wichtig sind Netzwerke für die Zusammenarbeit?

Wirtschaftsbeziehungen sind wichtig. Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung ist eine sehr renommierte Adresse, und ich bin sehr froh über meine Ehrenmitgliedschaft bei der DCW. Aber viel entscheider sind die Kontakte zwischen den Menschen, vor allem der Austausch zwischen Jugendlichen. Diese Netzwerke sollen ausgebaut werden. Es ist ungemein wichtig, ein objektives Bild von China vermitteln zu können.

Welche Charaktereigenschaften Ihrer Landsleute sollte ein deutscher Unternehmer kennen, wenn er mit China ins Geschäft kommen möchte?

Wir Chinesen schätzen die Deutschen sehr. Wir schätzen sie, weil sie äußerst pünktlich sind, weil sie alles sehr genau nehmen, weil sie „Made in Germany“ zu einer erfolgreichen Marke entwickelt haben. Andererseits, und da haben sie recht, ist es für deutsche Geschäftsleute notwendig, sich vor dem Gang nach China mit unserer Kultur vertraut zu machen. Da sich mich direkt nach unseren Eigenschaften gefragt haben: Wir Chinesen sind innovativ, ehrgeizig, fleißig – und sehr freundlich.

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