Die Architektur und Kunst Mailands entdecken

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Mailand ist eine Stadt der Kontraste, in der Vergangenheit und Zukunft auf beeindruckende Weise verschmelzen. Dabei kann man die Metropole optimal zu Fuß erkunden wie unser Stadtbesuch rund um Architektur, Kunst, Kultur und stilvollem Wohnen in Mailand zeigt./ Rubrik Stilvoll reisen

Ob mit einem geführten Rundgang, einer Trambahnfahrt oder einfach auf eigene Faust: Die Architektur Mailands entdeckt man am besten im Wechselspiel zwischen Geschichte und Moderne, in den großen Bauwerken ebenso wie in den versteckten Details der Stadt.

Der perfekte Ausgangspunkt ist der – natürlich – Domplatz, wo die filigranen Türme des Mailänder Doms mit seiner beeindruckenden gotischen Architektur in den Himmel ragen. Nur wenige Schritte entfernt führt die prunkvolle Kathedrale des Konsums, die Galleria Vittorio Emanuele II in eine andere Epoche: ein Meisterwerk des 19. Jahrhunderts mit gläsernem Gewölbe und kunstvoll verzierten Mosaikböden.

Das älteste Shopping Center der Welt: Die Galleria Vittorio Emanuele II ( Bild: yesmilano.it )

Spaziert man von hier aus weiter, gelangt man unweit in das elegante Brera-Viertel, wo Palazzi mit neoklassizistischen Fassaden, schmale Gassen und versteckte Innenhöfe das Bild prägen.

Die Mailänder Nachkriegsmoderne: Ein neues Gesicht für die Stadt

Wer hingegen das futuristische Mailand erleben will, findet es in Porta Nuova – wo ikonische Wolkenkratzern wie der Bosco Verticale oder der geschwungenen UniCredit Tower die Skyline der Stadt neu definieren.

Das Stadtviertel Porta Nuova (Bild: yesmilano.it / Michele Falzone )

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Mailand vor der Herausforderung, sich aus den Zerstörungen der Bombardierungen zu erholen und eine neue städtebauliche Identität zu entwickeln. Die Nachkriegsmoderne brachte eine Welle visionärer Architektur hervor, die Funktionalität mit formaler Eleganz verband und Mailand zu einer der führenden Design- und Architekturstädte Europas machte.

Ein herausragendes Beispiel dieser Epoche ist das Torre Velasca, 1958 von BBPR entworfen. Mit seiner massiven, skulpturalen Struktur bricht es mit der klassischen Ästhetik und zitiert zugleich mittelalterliche Stadtbilder, insbesondere den lombardischen Festungsturm. Sein kantiges, pilzförmiges Design machte es zu einem Symbol für das moderne Mailand.

Der Torre Velasca ( Bild: yesmilano.it / Andrea Cherchi )

Ein weiteres Schlüsselwerk ist das Pirelli-Hochhaus, entworfen von Gio Ponti und 1960 fertiggestellt. Mit seiner schlanken, stromlinienförmigen Silhouette und der bahnbrechenden Verwendung von Beton und Glas repräsentiert es eine Architektur der Leichtigkeit und Eleganz, die sich deutlich von den massiven, monumentalisierten Bauten der Vorkriegszeit abhebt. Die Casa Rustici von Giuseppe Terragni, obwohl bereits in den 1930er-Jahren entworfen, blieb ein prägendes Beispiel für die Moderne, das den funktionalistischen Gedanken in die Nachkriegszeit übertrug. Auch Luigi Caccia Dominioni trug mit seinen innovativen Wohngebäuden dazu bei, Mailand ein zeitgemäßes und doch stilbewusstes Gesicht zu verleihen.

Anselm Kiefer im im Pirelli HangarBicocca

Heute prägt die Nachkriegsmoderne viele Stadtviertel Mailands – sie steht für eine Ära des Wiederaufbaus, des Optimismus und der gestalterischen Experimentierfreude. Wer sie entdecken möchte, sollte einen Spaziergang zwischen Piazza della Repubblica, Corso Italia und Porta Nuova unternehmen, wo sich einige der bedeutendsten Gebäude dieser Epoche versammeln.

„I Sette Palazzi Celesti“ von Anselm Kiefer ( Bild: Pirelli HangarBicocca )

Ein Beispiel eindrucksvoller industrielle Ästhetik findet man im Pirelli HangarBicocca, einem ehemaligen Fabrikkomplex, der heute als Zentrum für zeitgenössische Kunst dient. Mailand zeigt sich hier von seiner wandelbaren Seite – immer bereit, Altes und Neues in einem einzigartigen architektonischen Dialog zu verbinden.

Auf einer beeindruckenden Fläche von über 15.000 Quadratmetern bietet der HangarBicocca großflächige Installationen und wechselnde Ausstellungen internationaler Künstler. Besonders bekannt ist die Dauerausstellung „I Sette Palazzi Celesti“ von Anselm Kiefer – monumentale Betontürme, die eine fast sakrale Atmosphäre schaffen und Besucher in eine meditative Reflexion über Zeit, Geschichte und Vergänglichkeit versetzen.

Italienischen Kunst des 20. Jahrhunderts im Ambiente des ehemaligen Königlichen Schlosses

Ebenfalls eine sehenswerte Verbindung moderner Kunst in historischer Bausubstanz präsentiert vom 15. Februar bis zum 29. Juni 2025 der Palazzo Reale mit einer umfassende Retrospektive des italienischen Künstlers Felice Casorati (1883–1963). Diese Ausstellung, eine der bedeutendsten seit Jahrzehnten, bietet einen tiefgehenden Einblick in das vielfältige Schaffen Casoratis, der als Schlüsselfigur der italienischen Kunst des 20. Jahrhunderts gilt.

Felice Casorati im Palazzo Reale

Die Ausstellung erstreckt sich über vierzehn Säle und umfasst mehr als 100 Werke, darunter Gemälde, Skulpturen und grafische Arbeiten. Ein Highlight der Ausstellung ist die Wiedervereinigung von drei bedeutenden Gemälden – „Eine Frau (Das Warten)“ (1918–19), „Ein Mann (Mann mit Fässern)“ (1919–20) und „Ein Mädchen (Mädchen mit Schale)“ (1919) – die seit 1964 nicht mehr gemeinsam präsentiert wurden. Diese Werke spiegeln Casoratis charakteristische Mischung aus strenger Raumkomposition und metaphysischer Stimmung wider.

Die Ausstellung beleuchtet auch Casoratis enge Verbindung zu Mailand, einer Stadt, die er als strategisches Zentrum für die moderne Kunst Italiens betrachtete. Seine Zusammenarbeit mit dem Teatro alla Scala, für das er Bühnenbilder und Kostüme entwarf, wird durch eine Auswahl von Skizzen und Entwürfen gewürdigt. Die Retrospektive, kuratiert von Giorgina Bertolino, Fernando Mazzocca und Francesco Poli, wird in Zusammenarbeit mit dem Casorati-Archiv realisiert und bietet Kunstliebhabern die Gelegenheit, das facettenreiche Werk eines herausragenden Künstlers neu zu entdecken.

Der ehemalige Hauptsitz der Generali-Group, nun Gran Melia Palazzo Cordusio

Gran Meliá Palazzo Cordusio: Historische Pracht trifft auf modernes Design

Ebenfalls einer Verbindung über die architektonische Zeiten Mailands hinweg stellt unser Hotel während unseres Mailand-Besuchs dar, denn Architektur des 19. und 21. Jahrhunderts verbindet seit letztem Jahr das neue Gran Meliá Palazzo Cordusio. Außen historischer Palazzo mit einer eindrucksvollen Fassade, wurde der ehemalige Hauptsitz der Generali-Group innen modern gestaltet – und zu einem Hotel.

Zimmer im Gran Melia Palazzo Cordusio

Unser Zimmer erwartet uns mit großen Fenstern und einem prächtigen Blick auf die Piazza Cordusio. Um dem ganzen Haus einen Milanese Touch zu geben, hat man es mit mit Möbeln renommierter italienischer Marken wie Molteni, Cassina, Fornasetti, Flos, Oluce und Foscarini ausgestattet. Wandverkleidungen mit Stoffen und Mustern der Traditionsweberei Rubelli schaffen eine warme Atmosphäre. Mit sanften Farben und eleganten Details schafft man eine gute Balance zwischen historischer Pracht und modernem Design. In der unteren Etage steht Gästen auch ein Wellnessbereich mit Schwimmbad, Sauna, türkischem Bad zur Verfügung. Auch ein Gym gibt es natürlich. Besonders gefallen hat uns das vielseitige Frühstück auf der Dachterrasse, die einen schönen Blick auf die Stadt bietet.

Der zeitgemäße Luxus des Gran Melia Palazzo Cordusio findet sich dabei in zentraler Lage: Nur wenige Schritte vom Dom entfernt, bietet es einen idealen Ausgangspunkt für Erkundungen in der Stadt. Ob ein Spaziergang durch die Galleria Vittorio Emanuele II oder ein Aperitivo in einem der nahegelegenen Cafés – hier lässt sich das Mailänder Lebensgefühl in nächster Umgebung genießen.

Operngenuss in der Mailänder Scala

Ma aspetta! Haben wir nicht etwas vergessen? Aber natürlich: Wer sich für Kultur begeistert, sollte einen Abend in der legendären Mailänder Scala einplanen. Dieses weltberühmte Opernhaus steht für erstklassige Aufführungen, akustische Perfektion und eine lange Tradition herausragender Inszenierungen.

Die prächtige Architektur, die glanzvolle Atmosphäre und die hochkarätigen Produktionen machen jeden Besuch zu einem einzigartigen Erlebnis. Von klassischen Opern bis hin zu erstklassigen Ballettaufführungen bietet die Scala ein Programm, das Kulturliebhaber aus aller Welt begeistert.

In einer der vielen Logen der Mailänder Scala

Mit „L’opera seria“ wird in diesem Frühjahr eine selten gespielte Perle der Operngeschichte zum Leben erweckt. Florian Leopold Gassmanns Satire auf die Welt der barocken Oper entführt das Publikum in eine raffinierte, musikalisch virtuose und zugleich herrlich ironische Inszenierung.

Das Werk, das die Eigenheiten des Musiktheaters des 18. Jahrhunderts humorvoll aufs Korn nimmt, fasziniert mit brillanten Arien, spritzigen Ensembles und einem pointierten Libretto. Die Scala bietet den perfekten Rahmen für diese Wiederentdeckung, die mit erstklassigen Stimmen und einer detailreichen Inszenierung die Balance zwischen komödiantischer Leichtigkeit und musikalischem Anspruch meisterhaft wahrt.

Ein Pflichttermin für Liebhaber seltener Opern und alle, die sich von der feinsinnigen Ironie eines fast vergessenen Klassikers begeistern lassen wollen. Und ein weiterer Genusstermin für den Spaziergänger durch die Stadt, in der Vergangenheit und Zukunft auf beeindruckende Weise verschmelzen.

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